Die forensische Psychiaterin & Autorin Nahlah Saimeh begibt sich in diesem Buch auf die Suche danach warum uns das Böse oft so fasziniert. Dieser Suche wollte ich mich anschließen & neue Aspekte kennenlernen. Eines muss man ihr zu Gute halten, es ist ziemlich umfangreich. Allerdings konnte ich nicht sonderlich viel für mich rausziehen, außer mehr zusammenhängendes Wissen. Man begibt sich z.B. auch in die geschichtliche Vergangenheit, was Philosophen, Theologen etc. zu dieser Thematik zu sagen haben. Natürlich ist es auch ein komplexes Thema, das sich eben nicht so einfach erklären lässt. Je nachdem aus welchen Blickwinkel bzw. aus welcher wissenschaftlichen Sicht man es betrachtet. Was ich gut fand, das sie mit einigen Klischees aufräumt, so z.B. mit denen der Serienmörder. Und auch das man den Mensch als Mensch wahrnehmen soll, es handelt sich um menschliches Verhalten, das aus einer Vielzahl von "Faktoren" geschieht. Insgesamt ein solides Werk, für Menschen die einen Einblick & vielleicht neue Denkanstöße in diese Thematik haben wollen.
Nahlah Saimeh
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Nahlah Saimeh
Jeder kann zum Mörder werden
Grausame Frauen
Ich bring dich um!
Das liebe Böse
Motivation und Widerstand
Vom Augenblick des Überzeitlichen
Was wirkt?
Zukunftswerkstatt Maßregelvollzug
Neue Rezensionen zu Nahlah Saimeh
Rezension zu "Das liebe Böse" von Nahlah Saimeh
,,Das liebe Böse - Warum wir gut sein wollen und nicht können" der Autorin und zugleich forensischen Psychiaterin Nahlah Saimeh ist ein Buch, welches sich über Prinzipien und allgemeine Beweggründe menschlichen Handelns und Bedürfnisse Gedanken macht. Dies ist kein True Crime-Buch, denn hier wird sich größtenteils über soziologische und psychologische Aspekte der Kriminalität geäußert. Das 128-seitige Buch ist am 18. Februar 2022 im Verlag Fischer & Gann erschienen.
Nahlah Saimeh setzt sich mit der Frage auseinander, ob das Böse lieb sein kann. Als Psychiaterin der Forensik mit jahrelanger Erfahrung hat sie schon in unzählige Abgründe menschlicher Abgründe blicken müssen, sodass sie sich sicher ist, dass ,,das Böse" nicht lieb sein kann. Denn ,,das Böse" ist ein abstraktes Prinzip und Menschen, die Böses tun, können auch liebe Seiten haben. Ihre Erklärungen sind interessant und regen definitiv zum Nachdenken an, da mir aus verschiedenen Blickwinkeln das menschliche Verhalten näher gebracht wurde. Warum ein Mensch zu Bösem fähig ist, wird verständlich erklärt. Wie das menschliche Verhalten nicht nur erst ab dem ersten Atemzug geprägt wird, fand ich besonders spannend zu erfahren. Nahlah Saimeh setzt sich mit der Metapher vom „Rucksack“ auseinander und zeigt auf, wie vorgeburtliche Einflüsse und Erfahrungen in der Kindheit das weitere Leben prägen. Des Weiteren setzt sie sich mit Antisozialität und Kriminalität sowie ,,das Böse" und die Moral auseinander. ,,Das Böse" wird als Fehlgeburt des radikalen Sittlichen dargestellt, da keine Ungeheuer geboren werden. Warum Straftaten immer einen Grund haben, wird detailliert erläutert, was ich auch absolut nachvollziehen konnte. Die Sichtweise von Nahlah Saimeh ist klar und für Laien verständlich erklärt, umständliche Fachwörter werden am Ende des Buches separat nochmal extra erklärt. Auch teilt sie dort zahlreiche Literaturtipps rund um die psychiatrische Forensik.
Nahlah Saimeh erläutert auch in diesem Buch wieder klar und deutlich, dass sie Straftäter nicht verurteilt. Auch wenn dessen ausgeübten Taten unvorstellbar schrecklich sind, sind es für sie weiterhin Menschen, dessen Verhalten ein Ausdruck des Scheiterns ist. Es liegt in erster Linie in der Natur, was das ,,Böse" zum Ausdruck bringt. Um die Metapher vom „Rucksack“ besser verstehen zu können, wurde mir eine kleine Imaginationsübung vorgeschlagen. Für dieses Gedankenexperiment hat die Autorin zwei sensible Fragen zum Anlass genommen, die mich sehr zum Nachdenken angeregt haben. Denn ihre Schilderungen sind tiefgründig, schlüssig und erschreckend zugleich. Tiefe, sehr weit zurück liegende Ursachen der Vernachlässigung und religiöse Verbindungen zum Bösen sind wichtige Thema in diesem Buch. Dass ,,Liebe“ und „Böse“ Gegenstände theologischer Betrachtungen sind, war mir zwar nicht fremd, doch dass das Ausmaß so groß ist, war mir neu. Auch wenn diese Erläuterungen versucht worden sind verständlich zu erklären, hatte ich hiermit etwas Probleme. Obwohl das Buch gut verständlich und flüssig geschrieben ist, fand ich Erklärungen aus dem theologischen und spirituellen Bereich etwas anspruchsvoller. Jedoch fand ich es interessant zu erfahren, dass es in metaphysischen Narrativen und in Geboten, die in religiös-spirituellen Kontexten Eingang in die Menschheitsgeschichte gefunden haben, Muster und Anspiegelungen auf menschliches Verhalten, das auf strafrechtliche und moralische Verfehlungen hinweist, zu finden sind. Die sieben Todsünden spiegeln Persönlichkeitsmerkmale wider, was ich erschreckend finde. Denn diese Charaktereigenschaften finden sich im Spektrum forensisch, relevanter Persönlichkeitseigenschaften wieder. Es werden aktuelle Bereiche mit eingebunden, sodass mir mehrere Denkanstöße mit auf den Weg gegeben wurden.
Der Reiz der forensischen Psychiatrie hat sich für Nahlah Saimeh im Laufe der Zeit verändert. Die Verantwortung im Dienste des Rechtsstaats gilt für sie auch weiterhin, aber hinzugekommen ist ein tiefes Verständnis für die Störanfälligkeit des Menschen. Bestimmte Erklärungsansätze für böses Handeln der forensischen Psychiatrie und warum der Mensch überhaupt zum Bösen befähigt ist, wurde sachlich und neutral zusammengefasst. Es wird auch erwähnt, dass es unter anderem verschiedene Ansätze aus der Entwicklungspsychologie und zwischenmenschlichen Beziehungen braucht. ,,Das liebe Böse" schreibt über umfassendes Hintergrundwissen und stellt die Fragen, warum wir überhaupt böse Gedanken hegen und was uns zu Handlungen treibt. Somit ist dies ein spannendes und interessantes Buch für jeden, der dem Bösen auf den Grund gehen und die Ursache der eigenen schlechten Gedanken finden möchte. Denn bei der Frage nach den Ursachen für das ,,Böse", das Menschen begehen, hat mit Extremvarianten menschlicher Verhalten zu tun. Zu welcher Persönlichkeit wir heranwachsen, ist abhängig von einer Mixtur, die gründlich erörtert wurde. Viele verschiedene Faktoren spielen eine unheimlich große Rolle, die mir mit diesem Buch näher gebracht wurden.
Wenn Frauen morden, ist die Öffentlichkeit erschüttert. Straftäterinnen passen nicht ins Klischee. Nahlah Saimeh korrigiert dieses schiefe Bild mit True-Crime-Fällen aus ihrer Arbeit als Psychologin.
In ihrem packenden und schockierenden True-Crime-Bericht seziert Saimeh bekannte und unbekannte Verbrechen, die von Frauen mit unglaublicher Grausamkeit oder kalter Berechnung begangen wurden.
Die Autorin:
Dr. med. Nahlah Saimeh, geboren 1966 in Münster/Westfalen, ist Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie. Sie leitete 18 Jahre lang Kliniken für Forensische Psychiatrie, darunter über 13 Jahre als Ärztliche Direktorin eine der größten hoch gesicherten forensischen Kliniken der Republik. Als Gutachterin hat sie sich insbesondere auf die Begutachtung von schweren Gewalt- und von Sexualdelikten spezialisiert und befasst sich mit Fragen der Schuldfähigkeitsbeurteilung und Gefährlichkeitsprognose. Zuletzt war sie mit dem Aufsehen erregenden Fall des »Horror-Haus Höxter« befasst.
Meine Meinung:
Mich hat dieses Buch sehr angesprochen, da ich mich für True Crime schon immer interessiere. Vorher hatte ich noch nichts von der Autorin gelesen, aber das soll sich nun ändern. Der Schreibstil ist einfach super flüssig. Ich war so schnell durch und am Ende. Die Fälle waren mir alle unbekannt und das soll was heißen, denn ich habe schon viel True Crime gelesen. Alle Fälle waren super interessant und aufschlussreich, aber auch sehr erschreckend.
Die Autorin schildert uns aber nicht nur den Fall sondern auch das psychische Bild der Täterin. Zudem bekommen wir einen Einblick in die Lebensumstände und Familienbande. Auch Probleme die vielleicht schon in der Kindheit der Täterin geschehen sind und zu dieser Tat geführt haben, werden durchleuchtet. Zudem bekommen wir einen detaillierten Blick in die Arbeit einer Forensischen Psychologin. In Krankheitsbilder und die Ursachen und Erklärungen zu den einzelnen psychischen Störungen und Krankheiten.
Das Buch konnte mich sehr begeistern. Es ist informativ, lehrreich und super interessant. Erschreckend, weil es hier auch um Gewalt an Kindern geht. Das muss man mögen und sollte erwähnt werden. Ich kann das Buch aber sehr empfehlen. Ich habe so selten ein Sachbuch so schnell und mit Begeisterung gelesen, wie dieses. Klare Empfehlung
Gespräche aus der Community
Community-Statistik
in 83 Bibliotheken
auf 13 Merkzettel
von 1 Leser*innen aktuell gelesen
von 2 Leser*innen gefolgt