Rezension zu "Der Gott der Rosen und der Dornen" von Nana Chiu
Der Mythos von Hades und Perspehone ist eine generell beliebte Adaption und ich sage nie nein zu einer Neuinterpretation davon. Wenn man regelmässig Bücher über Mythen liest, ist es unvermeidlich über eine Adaption dieser Geschichte zu stolpern und ich mag es es immer sehr neue Interpretationen zu sehen. Trotz der Bekanntheit bekommt man nämlich immer wieder etwas Neues zu sehen. Leider hat mir diese Interpretation hier nicht wirklich überzeugen können.
Einerseits liegt das an der Protagonistin. Ich wurde mit Florine und ihrer Einstellung einfach nicht wirklich warm. Man weiss nie so recht, was sie von der Sache hält und sie scheint mir nicht mit dem vollen Herzen dabeizusein.
Das liegt aber auch an der absolut flachen Beziehung. Florine ist ja scheinbar schon von Anfang an in ihren Chef verliebt, was aber auch nicht wirklich rüberkommt, denn auch hier geht sie halbmotiviert an die Sache als sie ihn zum Ausgehen fragt. Gegen das Ende des Buches wird sie dann von ihrem Vater gefragt, ob er sie denn auch wirklich liebt. Ihre Antwort: “Keine Ahnung, ich kann doch nicht in seinen Kopf sehen.“ Schön zu sehen, wenn sie so viel von ihm hält und ihn selbst nach dieser Zeit noch nicht besser einschätzen kann. Klingt für mich nicht nach einer vielversprechenden langanhaltenden Beziehung, wenn sie von ihrer vagen Interpretation aus dem Mythos um Hades nur “Oh Gott, der Typ hat sie/mich doch nur vergewaltigt.“ herauslesen kann (der Mythos ist weitaus vielseitiger als das), und nun gerade einmal bei “Ich kann ihn überhaupt nicht einschätzen.“ angelangt ist. Das ist nicht wirklich Liebe und wenn sie diese Frage nicht mit einem klaren Ja beantworten kann, zeugt das auch von fehlendem Vertrauen, was sowieso keine gute Basis ist.
Da kommt klar die Frage auf, wofür kämpft sie eigentlich? Für die Liebe ja nicht wirklich. Für ihr Überleben? Vielleicht. Schwierig zu sagen. Der knappe Zeitraum in der Geschichte sorgt hier leider auch für ziemlich sprunghafte Handlungen, die es nicht einfacher machen, ihrer eigenen Motivation folgen zu können, wenn sie teils noch nicht einmal versteht, was genau hier vor sich geht, weil sie erst gerade davon erfahren hat. Es macht es schwierig, an manchen Stellen auch wirklich folgen zu können.
Einzig positiver Punkt, den ich nur loben kann: Es kommen nicht nur die Hauptgötter vor, sondern auch einige wenige kleinere Götter, die sonst auch gerne übersehen werden. So etwas finde ich immer gut. Auch sind die knappe Länge und die kurzen Kapitel immer motivierend, um schnell durchzukommen.
Letztendlich zwar wohl eine gute Grundidee, die auch viel Potential gehabt hätte. Die Wiedergeburten der Persephone und die alten Leben und Zyklen bieten viele Möglichkeiten, die aber leider überhaupt nicht genutzt wurden. Die Protagonistin macht es generell schwierig, der Geschichte wirklich folgen zu wollen, denn wenn sie nicht mal wirklich für die Sache steht, wieso sollte es dann der Leser tun? Da gibt es viel Potential, aber die Umsetzung mangelt noch stark, weshalb das Buch von mir drei Sterne bekommt.