Cover des Buches Der Tag, an dem mir das Leben schrieb (ISBN: 9783847690740)
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Rezension zu Der Tag, an dem mir das Leben schrieb von Nancy Salchow

Wenn ein fremder Mensch plötzlich zu einer Freundin wird

von Lola1008 vor 10 Jahren

Kurzmeinung: Wunderschön. Genauso toll wie "Eins plus eins macht Leben"

Rezension

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Lola1008vor 10 Jahren
Wenn ein fremder Mensch plötzlich zu einer Freundin wird

Nancy Salchow liebt das Schreiben. Schon immer. Nach ihrer schweren Depression freut sie sich daher, dass ihr vom Verlag Droemer Knaur die Publikation eines Taschenbuches angeboten wird. Mit Feuereifer ist Nancy bei der Sache - doch irgendwie will das Schreiben nicht so richtig klappen. Jede Zeile, jedes Wort fällt ihr schwer und sie beginnt sich zu fragen, ob Schreiben überhaupt das Richtige für sie ist. Deswegen begibt sie sich auf die Suche - in Form eines Tagebuchs, das man mit "Der Tag, an dem mir das Leben schrieb" in der Hand hält.

Meine Meinung:
Ich habe schon mehrere Bücher von Nancy Salchow gelesen und fand diese wunderschön geschrieben. Besonders ihre zweite Autobiografie "Eins plus eins macht Leben" hat mich sehr tief berührt. Mit "Der Tag, an dem mir das Leben schrieb" hält man nun den dritten Teil der "Trilogie" in der Hand und man durchlebt die Angst der Autorin, nicht mehr schreiben zu können bzw. die Freude am Schreiben komplett verloren zu haben.
Das Buch ist, wie schon gesagt, wie ein Tagebuch aufgebaut und ermöglicht dem Leser einen Einblick in Nancys Gefühlswelt und ihre Gedanken, von denen sie sich nicht sicher ist, ob sie diese überhaupt rauslassen soll. Dass sie es aber dennoch tut, zeigt, wie wichtig ihr ihre Leser sind und dass sie diese nicht im Unklaren lassen möchte bezüglich ihres momentanen emotionalen Zustands.
Natürlich dreht es sich im Buch größtenteils um ihre Schreibkrise, aber die Autorin baut auch immer wieder nochmals ihre depressive Vergangenheit ein, was den Neulesern ein schnelles Einsteigen ermöglicht und diese auch eine ungefähre Ahnung haben, warum Nancy solch eine große Angst hat das Schreiben, was für sie lebenswichtig ist, aufgeben zu müssen. Aber auch den "alten Hasen", die schon den ein oder anderen Roman von Nancy Salchow kennen, erhalten nochmals einen kurzen Einblick. Das hat mir auch sehr gut gefallen: dass die Autorin nicht zu übertrieben oft zurück auf ihre Depression zurückkommt, was dann eher ein zweiter Teil von "Eins plus eins macht Leben" wäre.
Nein, mit "Der Tag, an dem mir das Leben schrieb", begibt sich Nancy weg von ihren ersten Themen der ersten beiden Autobiographien und leitet den Leser auf gänzlich neues Terrain.
Ihre Angst, dass ein drittes "Leben"-Buch nicht so gut ankommen würde, ist meiner Meinung nach unbegründet. Wo Nancy in den ersten beiden Autobiographien ihre Vergangenheit bewältigt, bewältigt sie hier ihre Gegenwart. Das finde ich sehr interessant, vor allem die Art wie sie es tut. Ich glaube, ich habe noch nie eine Schreibkrisenbewältigung durch Tagebuchschreiben erlebt, aber gerade das finde ich so wundervoll. Nancy schreibt sich hier alles von der Seele, was sie momentan niederdrückt und das auch noch zu veröffentlichen ist wirklich mutig von ihr. Von daher hat sie meinen großen Respekt.
Zum Schreibstil brauche ich nicht so viel zu sagen glaube ich. Man kann das Buch wirklich in einem Rutsch durchlesen und man merkt gar nicht, wie die Zeit vergeht. Natürlich sind es jetzt auch nicht sonderlich viele Seiten, gerade einmal 81, aber trotzdem entwickelt das Buch einen großen Sog auf den Leser, dem man sich nicht entziehen kann.
Obwohl es keine große Personenauswahl gibt, wirken doch alle auftretenden Charaktere sehr echt, eben wie aus dem richtigen Leben gegriffen. Und das ist mir bei einer Autobiographie eben besonders wichtig: dass man das Gefühl hat, nach dem Beenden des Buches nicht einen Fremden sondern einen Freund auf der anderen Seite stehen zu haben.

Fazit:
Unglaublich berührend und unglaublich schön. Ich habe selten eine Autobiographie so verschlungen wie diese hier. Der Schreibstil ist klasse und auch das Thema finde ich sehr außergewöhnlich. Manchmal erkenne ich mich selbst ein bisschen wieder, wenn ich einige Zeilen nochmals lese, da ich auch selbst viel schreibe, wenn ich Zeit dafür habe. Dieses Buch ist etwas ganz Besonderes. Man hat einfach das Gefühl, als wäre man ein Teil von Nancys Leben und das hat mich so unglaublich berührt, weil ich mich fast so gefühlt habe, als würde mir eine Freundin von ihrer momentanen Gefühlssituation erzählen.
Daher vergebe ich 5 Sterne an "Der Tag, an dem mir das Leben schrieb".
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