Cover des Buches Brüderkuss (ISBN: 9781523948581)
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Rezension zu Brüderkuss von Nane Neufeld

Drei Brüder stellen sich dem Fremdenhass

von annlu vor 8 Jahren

Kurzmeinung: aktuelles Thema Umgang mit Flüchtlingen interessant aufgearbeitet - etwas langatmige Personenbeschreibungen waren ein Minuspunkt

Rezension

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annluvor 8 Jahren

Plötzlich war es da. Ihr Abenteuer, nach dem sie eben noch so verzweifelt gesucht hatten. Nun war es zu ihnen gekommen, auch wenn sie sich gerade alle drei nicht sicher waren, was sie erwarten würde und ob sie ihm gewachsen waren.

Die drei Brüder Moritz, Lukas und Jonas verbringen jedes Jahr eine Woche bei ihren Großeltern. Eigentlich genießen sie diese Zeit, doch dieses Jahr ist den Jugendlichen das Leben im kleinen Barn zu langweilig und sie beschließen abzuhauen um ein Abenteuer zu erleben. Bei einem Treffen in einer alten Scheune, belauschen sie zwei Fremde, die sich darüber unterhalten, etwas gegen die erwarteten Flüchtlinge zu unternehmen. Die Brüder ändern ihre Pläne und bleiben versteckt im Ort um das Geschehen zu beobachten. Dabei geraten sie immer mehr in Verdacht, selbst Schuld an den folgenden Vandalenakten zu sein.

Die Geschichte erzählt die Ereignisse um die Brüder, wechselt aber immer wieder die Perspektive zu den ehrenamtlichen Helfern mit dem Bürgermeister und zur Fraktion, die sich gegen die Ausländer ausspricht. Auch bei ihnen handelt es sich um Jugendliche. Die Passagen sind den jeweiligen Charakteren angepasst, so sind die rund um die Brüder einfacher geschrieben, als solche, die Erwachsene im Mittelpunkt haben. Die Problematik rund um die Flüchtlingsdebatten spielen eine Rolle, in erster Linie geht es aber nicht um Diskussionen darüber, sondern um die einzelnen Ereignisse in Barn. Diese fand ich ansprechend und interessant. Mit den Rückblicken und Erinnerungen der Charaktere konnte ich allerdings weniger anfangen. Auch wenn sie halfen, mir die Personen besser vorzustellen, fand ich sie öfters zu ausführlich. Ebenso hatte ich so meine Probleme mit dem Umgang der Brüder untereinander. Einerseits konnte ich verstehen, dass es zwischen den Siebzehn-, Fünfzehn- und Dreizehnjährigen zu Reibereien kommen muss, andererseits waren mir ihre Sticheleien manchmal zu viel. Obwohl eine gewisse Verantwortung füreinander und auch eine Art Bruderliebe angesprochen wurde, kam diese bei mir nicht wirklich an und ich fand die Drei manchmal anstrengend. Das schwierige Verhältnis zwischen Familienmitgliedern wird in unterschiedlichen Situationen und in verschiedenen Familienkonstellationen angesprochen. So hatte ich das Gefühl, dass der Umgang mit unterschiedlichen Familiensituationen und die Suche nach einem geeigneten Platz im Leben eines jeden Jugendlichen eine größere Rolle in der Erzählung spielen, als der eigentliche Hass auf die Flüchtlinge.

Fazit: Etwas langatmige Umsetzung einer sehr interessanten Problematik. Die Charakterbeschreibungen waren nicht ganz nach meinem Geschmack, die Ereignisse fand ich aber spannend und das Thema sehr aktuell.

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