Die Protagonisten stellen für mich den derzeitigen Zeitgeist und die Denkweise der Generationen die derzeit zwischen 20-30jährigen wunderbar dar. Die Autorin schafft es hier sehr elegant und fast mühelos die schwierigsten Themen der Gegenwart mit einfließen zu lassen und überlässt es dem Leser die "Wertung" der Situationen zu entdecken und darüber noch Stunden später nachdenken zu lassen... Von der Ohnmacht nach der Universität, hinüber zu Lgbtq-Problemen, Rassismus, Misogynie und Klassendenken. Eine Sätze schmerzten beinahe, da sich die Protagonistin nicht wirklich verhält als wüsste sie alles was sie tat (oder gerade weil sie es wusste war sie zu Beginn nicht bereit zu agieren). Als Leser kam mir besonders das Ende wie ein realistischer Spiegel einiger Menschen vor... Ab wann ist es vertretbar seine Prinzipien über Bord zu werfen, damit man weder Verantwortung noch Schwierigkeiten finanzieller Art tragen muss? Julian war für mich eine neue Stufe der fiktiven (aber sehr realistisch vorstellbar, da einige solche Menschen unter uns weilen) unsympathischsten Charaktere. Und letztendlich ist hier auch die Frage: wer manipuliert wen und wen würde man es durchgehen lassen?
Naoise Dolan
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Naoise Dolan
Aufregende Zeiten
Das glückliche Paar
Aufregende Zeiten
Neue Rezensionen zu Naoise Dolan
Rezension zu "Aufregende Zeiten" von Naoise Dolan
Mich konnte die Story, die Schreibweise und die Charaktere leider nicht überzeugen. Mir hat das besondere Gefühl gefehlt, was ich bei einem tollen Buch erwarte. Die Idee hinter der Story finde ich durchaus reizend aber auf mich wirkt das ganze Buch und die Protagonisten sehr kühl und unnahbar.
Rezension zu "Aufregende Zeiten" von Naoise Dolan
Nach dem Studium flüchtet die 22-jährige Ava von Dublin nach Hongkong, wo sie einen Job als Englischlehrerin annimmt. Sie hat keine Ahnung, was sie mit ihrem Leben anstellen soll - ganz anders als Julian, ein Banker, den sie in Hongkong kennenlernt, bald schon bei ihm einzieht und mit ihm etwas anfängt. Die beiden haben keine großen Gemeinsamkeiten, denn Julian ist unabhängig, hat einen gut bezahlten Job und ist sich darüber klar, dass er keine Beziehung möchte - dennoch landen die beiden im Bett, können ihre Gefühle aber nicht füreinander definieren. Doch dann verreist Julian für einen längeren Zeitraum und Ava lernt Edith kennen, für die ihr Herz ganz plötzlich schlägt. Als Julian unerwartet zurückkommt muss Ava eine Entscheidung treffen…
Im Buch begleiten wir die “aufregenden Zeiten” der 22-jährigen, vermeintlich politischen und feministischen, Ava, die in ihrem Leben noch lange nicht angekommen ist und nicht weiß, welche Rolle sie darin einnehmen möchte. Sie ist keine sympathische Protagonistin, sondern sehr unsicher, widersprüchlich und naiv. Man beobachtet, wie sie eine schlechte bzw. widersprüchliche Entscheidung nach der Anderen trifft und würde sie manchmal gerne wachrütteln.
Aus diesem Grund hat mich auch die erste Hälfte des Buches sehr ermüdet und fast dazu gebracht, das Buch abzubrechen. Denn die Handlung dreht sich hauptsächlich darum, dass sich Ava für eine engagierte Feministin hält und sich dennoch ihr komplettes Leben vom reichen Banker Julian finanzieren lässt, der sie eigentlich abschreckt („denn sie kann ja nicht anders”). Und das wiederholt sich leider erstmal fortlaufend…
Zum Glück muss Julian dann für einen längeren Zeitraum auf eine Reise und Ava bleibt alleine zurück, denn erst dann taucht Edith auf der Bildfläche auf und die “aufregenden Zeiten” des Romans beginnen.
Ava und Edith entwickeln schnell Gefühle füreinander - das einzige Problem: Edith weiß nichts von Julian und umgekehrt genauso.
Dieses Problem führt zum letzten Teil des Buches, den ich persönlich am spannendsten fand, denn es geht um die verschiedenen Auffassungen von Beziehungen und Liebe, um die Definition von Beziehung(-en) und darum, wer wir in Beziehungen sein wollen und können.
Dabei mochte ich sehr, wie Naoise Dolan einen anderen Blickwinkel auf die Themen Liebe und zwischenmenschliche Beziehungen wirft und aufzeigt, wie unterschiedlich diese sein können.
Mit ihrem Debütroman hat Naoise Dolan einen eher unaufgeregten Roman über Nähe, Distanz und verschiedene Auffassungen von Liebe geschrieben, der die Unsicherheit vieler (junger) Menschen einfängt, die sich im Leben noch nicht gefunden haben.
Mich hat das Buch, trotz des letzten Abschnittes, dem dynamischen Schreibstil und den klugen Gedanken, leider nicht überzeugen können, was vielleicht auch an der Ähnlichkeit zu den Büchern von Sally Rooney lag (mit denen ich bisher noch nicht wirklich viel anfangen konnte).
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