Sheriff Joan Tidewater lebt mit ihrem Urgroßvater und ihrem 8jährigen Sohn im Reservat der Quinault-Indianer an der amerikanischen Westküste. Eines Tages findet Joan die Leiche eines furchtbar zugerichteten Jungen im Reservat, etwas später die eines geschändeten Mädchens. Während sie versucht, sich über ihre Gefühle zu einem chilenischen Geschäftsmann im Klaren zu werden, hilft sie dem FBI bei der Aufklärung der Morde und besinnt sich dabei auf die schamanischen Rituale ihrer Vorfahren.
Eine Zusammenfassung dieses Romans zu schreiben, ist gar nicht so einfach, denn es gibt einfach viel zu viele Themen, und dabei ist die Geschichte in keinem Genre so wirklich zu Hause.
Es gibt die beiden brutalen Kindermorde, aber ein Krimi oder Thriller ist die Geschichte nicht. Joan findet zwar ein paar Hinweise, die zur Aufklärung der Fälle beitragen können, aber sonst hat sie einfach nichts mit den Ermittlungen zu tun, und der Roman bleibt auch nicht konstant dabei.
Es gibt die sehr wuchtige Liebesgeschichte zwischen Joan und dem chilenischen Geschäftsmann, aber ein Liebesroman ist die Geschichte nicht. Auch hier bleibt der Roman nicht konstant dabei.
Es gibt viele Mystery-Elemente durch die Erzählungen, die die Erwachsenen Joans Sohn erzählen und durch die schamanischen Rituale, die durchgeführt werden, aber ein Fantasyroman ist die Geschichte nicht, dafür ist sie ganz klar in der Realität angesiedelt, und die Geschichten sind Geschichten, die man glauben kann... oder nicht.
Es gibt Passagen über illegale Wilderei und mehr oder weniger unkontrollierte Abholzung der Wälder. Diese Themen ziehen sich tatsächlich wie ein roter Faden durch das Buch. Aber auch ein Roman über Umwelt oder Tierschutz ist die Geschichte nicht.
Und auch ein Roman über die aktuelle Situation der amerikanischen Ureinwohner ist diese Geschichte nicht.
Eigentlich hatte ich einen Krimi oder Thriller à la Halbblut (Film mit Val Kilmer) erwartet. Leider kann ich aufgrund der wahnsinnig vielen Themen, die noch aufgegriffen werden, nicht sagen: "Aber der Roman ist so viel mehr als das." Tatsächlich ist er so viel weniger als das, weil diese unkontrollierte Anhäufung an Themen die eigentliche Geschichte (welche ist es denn überhaupt?) total kaputt machen.
Und leider weiß man von Anfang an, wer den Jungen ermordet hat und warum. Den Namen des Mörders erfährt man zwar nicht, aber schon kurze Zeit später weiß man, wer es am Ende war, wenn man eins und eins zusammenzählt.
Schließlich gipfelt der Roman in einem sehr gehetzten und sehr sehr absurden Schluss, bei dem ich abwechselnd lachen und den Kopf schütteln musste.
Fazit: Es ist einfach zu viel los in diesem Buch, und man weiß nicht, was der Roman sein will. Ich hatte das Buch vor bestimmt 15 Jahren einmal zu lesen begonnen und nach wenigen Seiten weggelegt. Diesmal hätte ich es fast wieder getan, als beschrieben wurde, wie das Mädchen zu Tode gekommen ist (ein Roman darf bei mir gerne mal etwas heftiger sein, aber das war einfach zu viel, und vor allem vollkommen unnötig), aber allein für diesen wirklich total irrsinnigen Schluss hat es sich gelohnt. Wer sich den Spaß machen will, etwas zu lesen, bei dem man nur noch mit offenem Mund da sitzt und nicht glauben kann, was man da gerade liest, kann sich durchkämpfen und hat später was zu erzählen ;) Von mir gibt es 2**.