Rezension zu "Unlearn Patriarchy" von Lisa Jaspers
Patriarchat! Ein Wort, welches mir schon früh begegnete, welches mich schon früh begleitete. Durch mein Interesse an der Ethnographie kommt man unweigerlich mit anderen Kulturen in Kontakt. Man begegnet unterschiedlichen Denken und unterschiedlichen Gesellschaften. Men bemerkt das unsere westliche Denke nicht das Nonplusultra ist. Denn weibliche Gesellschaften, mutterrechtliche Gesellschaften gibt es eigentlich auf jedem Kontinent, mal mehr, mal weniger ausgeprägt. Aber es gibt sie. Und auch die Betrachtungen zur Frau, zum queeren Gedankengut sind nicht überall gleich. Und sie sind auch nicht überall mit dieser Angst vor der Weiblichkeit durchsetzt. Eine Angst, die das patriarchale Denken nun einmal hat, denn die matriarchale Gesellschaft könnte ein Verlust der Macht für das Patriarchat bedeuten. Zumindest ist dies die Denke unserer westlichen Welt und auch die Denke anderer patriarchaler Systeme. Ein folgenschwerer Irrtum. Denn dem anderen Teil unserer Gesellschaft den Zugang zur Macht zu erschweren, hat leider auch viele Nachteile. Was sich gerade in unserer heutigen Politik in einem furchtbaren Ausmaß zeigt, sich aber genauso rückverfolgen lässt in der Geschichte unserer westlichen Welt. Folgenschwere Irrtümer durch den Machterhalt, durch die alles vernichtende Gier, durch eine Gesellschaft, die männerverherrlichend ist, aber verlernt hat auch die Frau als das zu würdigen, was sie ist. Ein gleichberechtigter Teil unserer Welt, unserer Denke, unseres Empfindens. Viele Frauen versuchen schon lange starre Systeme zu ändern, feministische Denke zu verbreiten. Mit mehr und mit weniger Erfolg. Leider!
Hier in diesem Buch versuchen verschiedene Autoren auf unsere westliche Welt zu schauen, blicken in den Kapiteln auf Sprache, Gender, Liebe, Arbeit, Wissenschaft, Sex, Familie, Identität, Rassismus, Bildung, Kapitalismus, Politik, Geld, Technologie und Macht und verdeutlichen in diesen Kapiteln was ist und was sein könnte. Dieses Buch empfand ich als ungemein interessant und auch weitgreifend in seinen Sichten, es drückte meine Stimmung in ein Loch, genauso wie es mich auch wütend gemacht hat, denn diese nachdenklich machende Schreibe formiert auch einen inneren Widerstand, dieses Buch lässt meine Wut, meinen inneren Widerstand auflodern und ich wurde mir über diese Lektüre darüber klar, dass man als Frau, als queerer Mensch und auch als Mann etwas gegen diese Engstirnigkeit tun muss. Denn wenn wir nichts tun, macht diese Gier unsere Welt und auch uns Menschen insgesamt kaputt, also eigentlich noch kaputter. Denn kaputt sind wir schon lang. Was uns unsere Psychiatrien, unsere Psychologen schon lange sagen könnten. Denn der Andrang auf diese medizinische Richtung sollte uns als Gesellschaft endlich aufhorchen lassen. Denn wir, die Menschen in diesen Gesellschaften machen die Gesellschaft ja schlussendlich aus. Und da diese Gesellschaftsform uns alle allmählich kaputt macht, scheint ja irgendetwas in dieser Gesellschaft nicht zu stimmen. Dieses Buch formt Feministen und das ist die große Stärke dieses Buches, denn es vermittelt durch Wissen über unsere Gesellschaft soziale Gedanken, es vermittelt einen großen Leidensdruck, es vermittelt aber genauso die Deutlichkeit einer Aktion!
Ein immens wichtiges Buch, dem ich viele, viele Leser wünsche. Denn nur über ein Begreifen der momentanen Lage unserer Gesellschaft lassen sich Veränderungen ermöglichen. Und dieses Begreifen muss einem größeren Teil unserer Gesellschaft ermöglicht werden. Vielleicht über die Lektüre dieses Buches. Aber ehrlich gesagt denke ich, dass hier wieder nur ein bestimmtes Klientel zu diesem Buch greifen wird. Ein Klientel, welches sowieso schon um diese Dinge weiß. Was schade ist! Und deswegen noch einmal!
Leute, lest dieses Buch! Jeder! Alle!