Natalia Ginzburg

 3,8 Sterne bei 39 Bewertungen
Autor*in von Familienlexikon, So ist es gewesen und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Natalia Ginzburg (1916–1991) zählt zu den berühmtesten italienischen Schriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts. Sie wurde vielfach übersetzt, arbeitete aber auch selbst als Übersetzerin und übertrug Marcel Proust ins Italienische. Ginzburg sympathisierte mit dem antifaschistischen Turiner Widerstand und ihre kritische Haltung fand Eingang in ihr literarisches Schaffen.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Natalia Ginzburg

Cover des Buches Familienlexikon (ISBN: 9783803125637)

Familienlexikon

 (5)
Erschienen am 22.09.2022
Cover des Buches Caro Michele (ISBN: 9783518373538)

Caro Michele

 (4)
Erschienen am 15.11.1996
Cover des Buches So ist es gewesen (ISBN: 9783803125903)

So ist es gewesen

 (4)
Erschienen am 22.04.2008
Cover des Buches Alle unsere Gestern (ISBN: 9783596151240)

Alle unsere Gestern

 (2)
Erschienen am 15.03.2002
Cover des Buches Die kleinen Tugenden (ISBN: 9783803132833)

Die kleinen Tugenden

 (2)
Erschienen am 17.06.2016
Cover des Buches Die Familie Manzoni (ISBN: 9783803124135)

Die Familie Manzoni

 (2)
Erschienen am 15.08.2001
Cover des Buches Schütze (ISBN: 9783803111456)

Schütze

 (2)
Erschienen am 04.03.2021
Cover des Buches Das Imaginäre Leben (ISBN: 9783803111517)

Das Imaginäre Leben

 (1)
Erschienen am 15.03.1995

Neue Rezensionen zu Natalia Ginzburg

Cover des Buches Die Straße in die Stadt (ISBN: 9783803113795)
aus-erlesens avatar

Rezension zu "Die Straße in die Stadt" von Natalia Ginzburg

Träume und Schäume, Hoffnungen und Erwartungen - es gibt immer zwei Seiten einer Medaille
aus-erlesenvor 8 Monaten

Es sind keine Flausen, die Delia sich in den Kopf setzt oder sich setzen lässt. So oft sie kann verlässt sie das lieblose Heim in dem kleinen Dorf, in dem sie lebt, um in die Stadt zu gehen. Die Stadt. Dort will sie einmal leben. Mit Mann und Kind. Aber eigentlich nur, weil es die Stadt ist. Und nicht das dreckige kleine Kaff, in dem sie der Niemand auf dem Präsentierteller ist. Sie will jemand sein. Jemand in der Stadt, denn nur dort ist man wer.

Ach, süße Sechzehn! Azalea wohnt auch dort. Die große Schwester. Sie hat alles: Einen Gatten, Kinder, … einen Pelzmantel und ein Bett, von dem aus sie ihr kleines Reich regiert. Dazu gehört es ihren Mann anzufauchen. Und auch ihren Freund – per Telefon. Das Dienstmädchen – auch das hat Azalea – kümmert sich schon um den „Rest“.

Noch ein Jahr dann ist Delia so alt wie Azalea als sie heiratete … und das Dorf verließ. Verlassen konnte. Bald wird auch Delia diesen Schritt gehen. Doch mit wem? Mit Giulio? Der ist total verschossen in sie. Der Sohn des Doktors. Also keine schlechte Partie. Oder doch mit Nini. Cousin soundsovielten Grades, der der Familienhölle entkam und in Delias Familie Unterschlupf fand. Doch Nini ist mehr an Büchern und Lesen interessiert.

Delia saugt die Stadt auf wie einen Schwamm. Dass hier erst recht nicht alles azurblau ist, bemerkt sie nicht. Erst als ihrer Schwester sämtliche Glücksfelle davonzuschwimmen drohen – ihr Liebhaber will sich binden, aber nicht an Azalea – und sie selbst schwanger ist, beginnt der Ernst eines Lebens, für den der Ausweg in die Stadt keine Option mehr ist. Und es kommt noch schlimmer für die unschlüssige Delia…

Natalia Ginzburg beweist schon in ihrem ersten Roman ihr enormes Geschick knallharte Realität mit weicher Stimme Gehör zu verschaffen. Die naive Delia muss pronto lernen, dass die citta ebenso Himmel wie Hölle bedeuten kann. Und zwar ganz anders als sie es sich in ihrem so bisherigem kurzen Leben vorstellen konnte. Ihre Wünsche und Träume sind vollkommen legitim. Der Weg zu deren Erfüllung ist steiniger als sie es überhaupt überblicken kann. Sie verzweifelt nicht. Erst ein endgültiger Schicksalsschlag lässt sie ihre Blindheit vergessen.

Cover des Buches Die kleinen Tugenden (ISBN: 9783803132833)
Sandra1975s avatar

Rezension zu "Die kleinen Tugenden" von Natalia Ginzburg

Vom Hölzchen zum Stock...
Sandra1975vor 2 Jahren

Natalia Ginzburg war eine der bedeutendsten Intellektuellen Italiens. Dieses Buch habe ich gerne gelesen. Es ist unglaublich reich, an Wissen, Wortschatz, auch an Emotionen und Nachdenklichkeit. Das Buch hat mir sehr gefallen. 

Alle guten Bücher, die ich kenne, haben eins gemeinsam: Ihr Wert ist nicht auf den ersten Blick erkennbar, sondern dadurch, dass nach deren Lektüre das Gefühl aufkommt, man habe beim Lesen etwas Wesentliches verpasst. Daraufhin liest man die Werke nochmal und nochmal, bis sich der Eindruck verfestigt: Hier hat man es mit etwas ganz Grossem zu tun. 

So ähnlich erging es mir mit diesem Buch von Natalia Ginzburg. Ich habe es zunächst in einem Zug gelesen und bei diesem ersten Durchgang festgestellt: Aha, hier erzählt jemand seine Lebensgeschichte, beschreibt seine Kindheit, das Land, die Leute, die Umgebung. Es geht um Verbannung, Exil, Einsamkeit, Liebe. Schön. Kennen wir alles. Buchdeckel zu und ab ins Regal. 

Hinterher, wahrscheinlich beim Zähneputzen oder sonstwie im Alltag, erscheinen Worte vor meinem inneren Auge. Nicht etwa das Wort "Schuhe", von denen im Buch ein ganzes Kapitel lang die Rede ist, sondern Worte wie "Likör" oder "Sulmona". Ich habe diese Worte wohl gelesen, aber nicht bewusst wahrgenommen. Mein Unbewusstes (oder Unterbewusstes) ermahnt mich, nochmal genau hinzuschauen. 

Also nehme ich das Buch ein zweites Mal in die Hand. Dann ein drittes. Jetzt wird mir die Machart des Textes bewusst. Wie haarscharf die Motive ineinander verwoben, wie genauestens konstruiert dieses Schriftstück ist - bis auf das letzte Komma. Sensationell. 

Das Kapitel mit den Schuhen ist ein Beispiel dafür, wie leicht es geschehen kann, dass man über das Wesentliche dieses Textes hinwegliest: Die Autorin schreibt über die Wichtigkeit sauberer und "heiler" Schuhe in ihrer Familie. Und darüber, dass sie selbst nur über kaputte Schuhe verfügt. Danach geht es weiter mit der Natur der Schuhe im Dorf überhaupt. Ach so, denkt man sich.

Mitten im Schuhkapitel taucht dann plötzlich, unscheinbar, das Wort "Schmutz" auf, dann ebenfalls "Sauberkeit". Erst jetzt, bei der dritten Lektüre dieses doch schmalen Bandes, treten diese Wörter ins Bewusstsein. Daraufhin führt ein innerer Faden zum vorherigen Kapitel, wo ein Zusammenhang zwischen Wahnsinn und Sauberkeit hergestellt wird. Ein dichtes Netz von innertextlichen Bezügen entsteht, sodass das Buch sich wie eine 3-D-Simulation, dessen Teil man geworden ist, in einem und um einen herum abspielt. So sieht grosse Literatur aus. Fast beiläufig dämmert einem dann, beim x-ten Wiederlesen, dass die "heilen", kaputten sowie nicht vorhandenen Schuhe ein bedeutendes literarhistorisches Motiv sind, etwa in der italienischen und spanischen Literatur der Renaissance. Und das alles in einem vergleichsweise kurzen Kapitel eines gerade mal 160 Seiten langen Büchleins. Autor:innen der Weltliteratur, die diese sprachliche Dichte hinkriegekriegt haben, kann man an höchstens zwei Händen abzählen.

Gelegentlich - und das ist meinem Empfinden nach die Schwachstelle des Buches - bricht dieses Bezugsnetz ein und der Leser wird aus der anschaulichen Lebenswirklichkeit, die er grad eben noch mit Händen greifen konnte, hinauskatapultiert in eine allzu platitüdenhafte Prosa. Beispielsweise dann, wenn die Autorin meint, Kinder sollen zum Ausgeben von Geld erzogen werden, da ein übermässiges Horten desselben die Anhäglichkeit an den Mammon unnötig fördere. Der zunächst schön entwickelte Gedanke gipfelt in der nichtssagenden Äusserung, dass der richtige Umgang mit Geld in einer Mischung aus Genügsamkeit und Grosszügigkeit bestehe. Da bricht der Text ein. Eben noch philosophisch und lebensklug, jetzt total antiklimatisch in der Realisierung der angekündigten Pointe.  

Insgesamt ist Ginzburgs Text ein grossartiges Schriftstück. Die inhaltlichen "Denklöcher" - ich nenne sie mal so - sind etwas enttäuschend, doch tun sie der Qualität des Ganzen keinerlei Abbruch. Unbedingt lesen.

Cover des Buches Das Imaginäre Leben (ISBN: 9783803111517)
Orishas avatar

Rezension zu "Das Imaginäre Leben" von Natalia Ginzburg

Vom Wandel einer Gesellschaft
Orishavor 4 Jahren

Eine Großmutter hängt ihren Gewohnheiten nach und hinterfragt dieselben der Jugend. Ein, nein zwei, Liebes- und Anti-Oden an die schönste Stadt der Welt - Rom. Über das Recht auf Abtreibung. Über den Wandel des Sommers im Laufe eines Lebens. Über Fragen des Reisens. Über die Sicht von Kindern auf ihre Eltern. Über royalen Jubel. 


Das imaginäre Leben, basierend auf einem Essay von Ginzburg, versammelt 18 Schriften zu verschiedenen Themen und entwirft ein Abbild der Nachkriegsgesellschaft in Europa. Dabei geht es um die kleinen Dinge, um den Wandel: den Wandel in einem selbst, dem Wandel innerhalb der Familie und dem in der Gesellschaft. Die Rolle der Frau wird ausgiebig besprochen, das Recht auf Abtreibung verteidigt, ebenso die Religionsfreiheit befürwortet. 


Ginzburg hängt ihren Gedanken nach, die manchmal unausgereift und durchdacht, naiv und klug, grob und feinsinnig zugleich sind. Sie spielt mit diesen Gegenpolen, lässt Ideen zu. Sie kritisiert, sie verteidigt, sie schwärmt. 


Kurzum: Ein spannender Essayband, der in Ruhe gelesen werden will. Der aneckt und dennoch charmant daher kommt. Lesenwert.



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