Natalie Zemon Davis

 4,3 Sterne bei 8 Bewertungen

Lebenslauf

Natalie Zemon Davis wurde 1928 in Detroit geboren. Sie lehrte Geschichte an den Universitäten von Toronto, von Kalifornien (Berkeley), an der Ecole des Hautes Etudes en Sciences Sociales und an der Universität Princeton.Sie hat ein umfangreiches Werk veröffentlicht, ist Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften, Beratungs- und Herausgebergremien. Für ihre Forschungsarbeiten ist sie mit zahlreichen Preisen ausgestattet worden.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Natalie Zemon Davis

Cover des Buches Metamorphosen (ISBN: 9783803127662)

Metamorphosen

 (1)
Erschienen am 28.11.2016
Cover des Buches Mit Gott rechten (ISBN: 9783803124852)

Mit Gott rechten

 (1)
Erschienen am 07.10.2003
Cover des Buches Return of Martin Guerre (ISBN: 9780674766914)

Return of Martin Guerre

 (1)
Erschienen am 15.10.1984
Cover des Buches Leo Africanus (ISBN: 9783803136275)

Leo Africanus

 (0)
Erschienen am 30.09.2008

Neue Rezensionen zu Natalie Zemon Davis

Cover des Buches Metamorphosen (ISBN: 9783803127662)
JulesBarroiss avatar

Rezension zu "Metamorphosen" von Natalie Zemon Davis

Eine Frau, die sich nicht festlegen lässt
JulesBarroisvor 7 Jahren

Metamorphosen Das Leben der Maria Sibylla Merian - Natalie Zemon Davis (Autorin), Wolfgang Kaiser (Übersetzer), 192 Seiten. Wagenbach, K (28. November 2016), 13,90 €, ISBN 978-3-8031-2766-2

Die Historikerin Natalie Zemon Davis untersucht in diesem Buch das Leben von Maria Sibylla Merian, eine bekannte deutsche Naturforscherin und begabte Zeichnerin, Graveurin und Verlegerin Künstlerin und Mitglied einer radikalen protestantischen Sekte aus der Schweizer Familie Merian.

Es ist ein schwieriges Unterfangen, denn über Maria Sibylla Merian gibt es wenig Nachgelassenes: Kein Tagebuch, außer ihrem Skizzenbuch, kein ausführlicher Briefwechsel, keine Autobiographie. Nur ihre künstlerischen und wissenschaftlichen Veröffentlichungen: Neues Blumenbuch, 3 Bände (1675, 1677 und 1680); 3 Bände Der Raupen wunderbare Verwandlung und sonderbare Blumennahrung (1679, 1683, 1717) und Metamorphosis insectorum Surinamensium (1705)

Als eine der ersten Insektenforscherinnen beschäftigte sie sich intensiv mit der Metamorphose von Insekten.

Und so greift Natalie Zemon Davis auch zu den Phasen der Metamorphose im Leben der Maria Sibylla Merian, nach denen sie das Buch aufbaut. Als Raupe scheint mir die Zeit in Frankfurt und Nürnberg zu gelten. Eine Zeit in der sie die Grundlagen, künstlerisch und handwerklich für ihr weiteres Schaffen legte.

Als Verpuppung mag die Zeit ab 1685 gelten. Sie entschloss sich Merian nach zwanzigjähriger Ehe, mit 38 Jahren, zusammen mit ihrer Mutter und den beiden Töchtern (damals 17 und 7 Jahre alt) für unbestimmte Zeit nach Schloss Waltha bei Wieuwerd im niederländischen Friesland zu gehen. Das Schloss gehörte drei Schwestern des Gouverneurs von Surinam, Cornelis van Aerssen van Sommelsdijk; sie hatten es der frühpietistischen Sekte der Labadisten als Zufluchtsort zur Verfügung gestellt. Die etwa 350 Personen der Kolonie fühlten sich urchristlichen Idealen verpflichtet, jenseits der naturfernen Orthodoxie der Amtskirche. Allerdings hatte sich gerade diese Gruppe unter Leitung ihres Predigers Yvon (1646–1707) zu einer strengen, moralisch engherzigen, dabei zu schwärmerischer Übertreibung neigenden Gemeinschaft entwickelt, die Merians Wesen kaum entsprach. „Wie immer behielt sie ihr inneres Leben für sich […] dieser fünfjährige Rückzug […] war nichts anderes als eine Zeit der Verpuppung, des Wachstums im Verborgenen, eine Zeit des Lernens für eine Frau, die sich nicht festlegen ließ.“ (Seite 55)

Und dann ab 1691, als sie Schloss Waltha verließ und nach Amsterdam ging sowie ihre Reise nach Surinam war wohl die Zeit als prachtvoller Schmetterling. Und hier zeigten sich die Wirkungen ihrer Vorstufen. „Merian hätte niemals das Insektenbuch geschaffen, wenn sie bei den Erwählten geblieben wäre, aber sie hätte nie die Überfahrt nach Surinam gewagt, wäre sie nicht einst das Wagnis eingegangen, eine Labadistin zu werden.“ (Seite 65)

Was macht diese Frau zu etwas Besonderem? Sie sieht sich selber weniger als Frau, sondern als Künstlerin und Wissenschaftlerin und die Autorin lässt sie sagen „Man hätte mich zusammentun müssen mit den naturforschenden Malern und den Gelehrten, die Insekten und Pflanzen studieren.“ (Seite 8)

Sie ist ein Mensch, der mit Konventionen bricht, ihren eigen Weg geht, immer neue Ansätze findet. Sie ist eine der ersten Umweltaktivistin der Welt, da sie einerseits dokumentierte, wie einzelne Arten miteinander interagieren und andererseits das entwickelte, was wir Nahrungskette nennen.

Es ist auch ein zentrales Buch über das Leben der Frauen des 17. Jahrhunderts. Aber auch über die Möglichkeit von starken Frauen aus den ihr zugewiesenen Rollenverständnis auszubrechen und ein eigenständiges, selbstbestimmtes Leben zu führen, obwohl Frauen damals nur begrenzte Möglichkeiten hatten. So gehört Maria Sibylla Merian auch zu den ersten Feministinnen. Maria Sibylla Merian, führte ein Leben von erstaunlicher Vollendung und Unabhängigkeit für eine Frau des 17. Jahrhunderts.

Das Buch ist für den interessierten Laien wie auch für den Wissenschaftler eine wahre Fundgrube und ein Lesevergnügen der besonderen Art. Das Porträt einer ungewöhnlichen Frau und einer großen Entdeckerin einer Zeit, die so manche Parallelen zum Heute hat.

Natalie Zemon Davis hat eine eigene Art der Geschichtsschreibung entwickelt, vielstimmig und voller Inspiration. Das Buch liest sich wie ein Roman. Erleben Sie selbst, wie interessant diese vormoderne Zeit sein kann.

 

Hier geht es direkt zum Buch auf der Seite des Klaus Wagenbach Verlages

https://www.wagenbach.de/buecher/titel/1060-metamorphosen.html

Fragen Sie in Ihrer örtlichen Buchhandlung nach diesem Buch. Wenn Sie in meiner Gegend „Landkreis Merzig-Wadern“ leben, dann wenden Sie sich an die Rote Zora: http://www.rotezora.de

Cover des Buches Die wahrhaftige Geschichte von der Wiederkehr des Martin Guerre (ISBN: 9783803124982)
Sokratess avatar

Rezension zu "Die wahrhaftige Geschichte von der Wiederkehr des Martin Guerre" von Natalie Zemon Davis

Vom Verlassen-Werden im 16. Jahrhundert
Sokratesvor 10 Jahren

Die amerikanische Historikern Natalie Zemon Davis hat sich in diesem schmalen Wagenbach-Bändchen der mysteriösen Geschichte des Martin Guerre gewidmet. Verfilmt und vielfach Stoff literarischer Erzählungen hat das plötzliche Verschwinden des jungen Guerre seit dem 16. Jh. Menschen immer wieder bewegt. Die Quellenlage lies für Zemon Davis zumindest eine plausible Rekonstruktion zu: sehr jung verheiratet, möglicherweise impotent und damit als Erbe eines Hofes in Frankreich in leichter Bedrängnis, hält es Martin nach einigen Ehejahren nicht mehr aus und verschwindet. An verschiedenen Orten wird er gesehen, heuert schließlich auf einem Schiff an, zieht in den Krieg. Mehr als zehn Jahre bleibt er so vom Erdboden verschwunden. In der Zwischenzeit entdeckt ein Betrüger seine Geschichte, trifft Martin irgendwann auf einer seiner Stationen und nimmt schließlich dessen Identität an. Fotos gab es im 16. Jh. noch nicht, weshalb der Schwindel bei Frau und Verwandtschaft nicht auffällt. Bertrande, die junge Ehefrau des Verschwundenen, erkennt im Schwindler jedoch irgendwann noch, dass es sich nicht um ihren Ehemann handelt – sie macht bei dem Schwindel indes mit, wohl auch deshalb, weil sie sich mittlerweile in ihren „neuen“ Mann verliebt hat. Die Geschichte nimmt eine fatale Wendung, als schließlich Martin Guerre, nunmehr mit Holzbein und gute 15 Jahre älter, zurück zu seiner Familie kommt und der Schwindel auch den übrigen Dorfbewohnern sowie der Justiz auffällt...

Zemon Davis Essay über diese wundersame und kuriose Ehegeschichte stellt, historisch gesehen, einen Glücksfall dar, denn aufgrund des sich anschließenden Gerichtsverfahrens sind Akten erhalten, Verhörprotokolle existent, die Historikern die Erschließung der Materie und eine – wenn auch im kleinen Rahmen – Eigenbewertung der Materie ermöglichen. Das Verschwinden einzelner Personen ist zur damaligen Zeit indes keine Besonderheit, besonders ist im vorliegenden Fall nur, dass Martin Guerre schließlich aus uns unbekannten Gründen zurückkehrt und seinen „alten Platz“ einzunehmen fordert. Für den „Schwindler“, der sich in der Zwischenzeit eine beachtete und ehrbare Position in der dörflichen Gemeinschaft erarbeitet hat, endet die Rückkehr mit dem Tod. Das Buch erschließt mithilfe dieser Geschichte nicht nur die Sitten- und Mentalitätsgeschichte Frankreichs im späten 16.Jh., sondern auch ein wenig Alltags- und Rechtsgeschichte, die sonst gleichsam wie abstrakter Lehrstoff nur vermittelbar sind, weil die historischen Quellen eine individuelle Geschichtsschreibung nicht zulassen. Zemon Davis schreibt lebendig, auf den Leser eingehend, auch wenn die Erschließung des Buches Vorwissen verlangt.

Cover des Buches Mit Gott rechten (ISBN: 9783803124852)
Sokratess avatar

Rezension zu "Mit Gott rechten" von Natalie Zemon Davis

Frauenalltag in der Frühen Neuzeit
Sokratesvor 10 Jahren

Die Amerikanische Kulturhistorikerin Natalie Zemon Davis widmet sich in diesem schmalen biographischen Essay der jüdischen Kaufmanns-Witwe Glikl bas Judah Leib, die Mitte des 16. Jahrhunderts in Hameln lebte und wirkte. Entgegen den gängigen Geschlechterklischees wirkte diese Frau weit außerhalb des ihr gesellschaftlich wie ökonomisch zugestandenen Rahmens: als ihr erster Ehemann verstarb, übernahm sie das Geschäft und konnte es um internationale Kontakte erweitern. Erst die Aussicht auf eine späte, wenn auch gewinnbringende zweite Ehe lies sie in Hameln ihre Geschäfte einstellen und nach Menz umziehen. Da wie dort widmet sie sich der Erziehung von mehr als sieben Kindern – zunächst ihre eigenen, dann denen ihres zweiten Ehemannes, der erst kurz vor ihrer Hochzeit seine erste Frau verloren hatte. Die zweite Ehe stand jedoch unter keinem guten Stern: der Ehemann stirbt schließlich wirtschaftlich bankrott und Glikl um gute 2/3 ihrer Mitgift gebracht vor Glikl. Während all dieser Jahre schreibt Glikl indes Tagebuch – während jener Jahre eine übliche Art der Rechtfertigung, der Unterweisung und der religiösen Rückversicherung in der jüdischen Kultur der Frühen Neuzeit. Glikls Schriften offenbaren jedoch die weit individuellere Form dieser Schrift gegenüber vergleichbaren Zeitdokumenten: Glikl schreibt nicht nur viel über ihre Arbeit als Händlerin, sondern offenbart auch ihre in privaten Belangen weitreichenden Kompetenzen. Sie besaß insoweit weit größere Freiheiten, als man von Frauen jener Jahre annehmen würde. Zemon Davis widmet sich im ersten Drittel ihres Buches zunächst den biographischen Fakten, in den letzten 2/3 des Essays der Textinterpretation von Glikls Tagebuch. Lebendig geschrieben, viele Einblicke in das jüdische „Nischendasein“ in der Frühen Neuzeit gewährend, war dieses schmale Wagenbach-Bändchen ein angenehmes, wenn auch kurzweiliges Lesevergnügen. Andererseits ein Muss für alle Geschlechtergeschichte- und Frühe Neuzeit-Interessierten.

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