Rezension zu "Bollywood und Rübenkraut" von Natalie Tenberg
Die indische Kultur fasziniert und begeistert mich nun schon seit geraumer Zeit. Viele Filme ( nicht nur Bollywood), Dokus und Bücher habe über dieses Land gesehen bzw. gelesen. So habe ich mich sehr gefreut, als ich dieses Buch entdeckte.
In einem lockeren, leichten und stellenweise amüsanten Schreibstil, beschreibt Natalie Tenberg ihr Leben mit einer indischen Mutter und einem deutschen Vater. Wie ist es, wenn Osten und Westen heiraten. Wie lebt es sich mit einer Familie, die auf zwei Kontinenten verteilt ist.
Natalie Tenberg gibt viele Einblicke in die indische Kultur. Besonders Personen, die sich gerade erst anfangen für Indien zu begeistern, haben hier die ideale Lektüre gefunden. Jedoch sollte ganz klar gesagt werden, dass es keineswegs um den Hinduismus geht, denn die Familie der Autorin ist katholisch.
Die erste Hälfte des Buches fand ich zwar nicht schlecht, aber auch nicht wirklich überzeugend, doch dann, vermutlich hatte die Autorin von da an bessere Erinnerungen an das Geschehen oder sich schlicht eingeschrieben, wurde von Seite zu Seite besser. So fand ich es am Ende der Lektüre sehr schade, dass dieses Buch nicht ein paar Seiten mehr gehabt hatte. Vielleicht wären dann auch die enormen Zeitsprünge etwas weniger radikal gewesen. Plötzlich war die Autorin verheiratet und hatte ein Kind. Kein Wort über die eigene Hochzeit und wie es für den Ehemann war in eine deutsch-indische Familie einzuheiraten. Kein Wort darüber, wie sie ihrem Kind die indische Kultur nahebringt und ob sie es überhaupt macht. Die Entwicklung von allen Personen im Zeitraffer. Nur Ausschnitte aus dem Leben, kleine Szenen aneinandergereiht. So baut man keinen Draht zu ihr und ihrer Familie auf. Es bliebt dadurch eine sehr große Kluft zwischen Leser und Buch. Die Autorin will den Leser nicht wirklich hineinlassen in ihr Leben, in ihre Gedanken und ihre Familie, aber dann braucht man meiner Meinung nach auch nicht solch ein Buch zu schreiben.
Auch finde ich es wichtig anzumerken, dass gleich zu Beginn des Buches darauf hingewiesen wird, dass Szenen erdacht und andere überspitzt wurden, was ich persönlich sehr schade finde. Aber das ist es halt, die Autorin will einen nicht wirklich in ihr Privatleben schauen lassen und wäre vermutlich besser mit einem Roman bedient gewesen.
Es ist keineswegs ein lustiges Kulturen-Clash-Buch wie es z.B. ein Jan Weiler, Bruno Ziauddin oder auch eine Asli Sevindem produziert. Dafür fehlt der Autorin einfach das Auge für die Kleinigkeiten und Fehler die Situationen und Personen liebeswert. Ich hatte jedenfalls nicht nach Lesen des Buches den Wunsch die Familie kennenzulernen ( dafür sie zu blass) , oder schlicht dabei gewesen zu sein. Es fehlt einfach der letzte Funke.
Positiv:
- Es gibt Einblicke in das Leben zwischen zwei Kulturen
- Viele Einblicke in das Leben in Mumbai
- Locker, leichter und stellenweise amüsanter Schreibstil
Neutral:
- Obwohl ich es in die Kategorie ‚Erfahrung‘ einordnen würde, muss hier gesagt sein, dass gleich zu Anfang im Buch steht, das Ereignisse erfunden oder überspitzt wurden (was ich persönlich sehr schade finde)
- Es sei hier auch angemerkt, dass die Familie von Natalie Tenberg katholisch ist
- Das Buch bezieht sich (außerhalb von Deutschland) nur auf Mumbai und eine kurze Szene in Goa
Negativ:
- Stellenweise etwas langatmig
- Viel zu große Zeitsprünge
- Personen bleiben einfach zu blass
- Die Autorin lässt eine Kluft zwischen Leser und Buch entstehen, weil sie ihr Privatleben und ihre Gedanken aus dem Buch heraushält
Fazit: Letztlich ist es sicher für Indien-Anfänger zu empfehlen. Wer jedoch auf viel Herzenswärme und lustige Stellen hofft, wird enttäuscht werden.