Cover des Buches Der Wind war es (ISBN: 9783869136226)
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Rezension zu Der Wind war es von Nataša Dragnić

Sprachgewaltig, fesselnd, emotional

von miro76 vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Sprachgewaltig, fesselnd, emotional - unbedingt lesen!

Rezension

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miro76vor 8 Jahren

Sechs junge Menschen machen sich auf den Weg nach Kroatien, um am Meer ein Laientheaterstück zu erarbeiten. Sie verbringen einige Zeit im Gästehaus von Julia, der Tante einer Teilnehmerin in fast völliger Abgeschiedenheit.
Nur noch Toma lebt in der Nähe, der beste Freund von Julias verstorbenem Mann.

Die kleine Gruppe ist nicht sehr homogen. Die Leute kannten sich nur zum Teil vorher und es bilden sich verschiedene Beziehungen, die in einigen Fällen sehr spannungsgeladen sind.
Von Anfang an verlaufen die Proben nicht reibungslos. Zu nah ist das Stück an der Realität und die Grenzen beginnen zu verschwimmen. Was ist Theater, was ist Realität?

Und dann zieht ein Sturm auf, der alles noch stärker durcheinanderwirbelt.

„Er kam nachts. Er schlich sich nicht heran, er kam mit Wucht und Krach, sodass nicht nur das kleine Haus auf dem Felsen bebte – der Felsen selbst erzitterte und stöhnte ergriffen und grollend: Es hörte sich an, als würde er am eigenen Echo ersticken. Die Nacht verlor ihre Dunkelheit und wurde grau, in allen Nuancen grau. Es donnerte und blitzte, der Himmel brüllte das Meer an und das Meer dröhnte zurück, dort, wo sie aneinandergerieten, verschwand die Welt im Nichts.“ (S. 79)

Den Menschen auf der Insel bietet sich ein Naturschauspiel, das niemanden unbeeindruckt lässt. Und je länger Jugo wütet, desto wirrer werden die Gemüter. Wer laut ist wird still, wer still ist beginnt zu reden, zwei finden zusammen, die sich finden sollten, zwei verlieren sich fast,…
Die Spannungen in der Gruppe bauen sich immer mehr auf. Es wird zu viel getrunken, es kommt zu Gewaltausbrüchen. Alles scheint seinen Höhepunkt zu finden bei einem versöhnenden Abendessen, das Julia geben möchte. Die Spannung ist mit Händen zu greifen.

„So viele Menschen, so viele Konflikte! Man muss sie lediglich an einen Tisch bringen – es gibt nichts, was gute Gesellschaft, gutes Essen und guter Wein nicht lösen können, oder?“ (S. 130)

Die Idee ist grandios, aber kann es wirklich so einfach sein?

Natasa Dragnic hat hier einen sprachgewaltigen und bilderreichen Roman vorgelegt. Das Meer nimmt einen zentralen Platz ein und man kann ihre Liebe zum Meer in all seinen Facetten direkt spüren. Das Naturschauspiel, das der Jugo entfacht, kann ich vor mir sehen und mit ihm die langsam bröckelnden Fassaden aller Protagonisten. Dieses Buch ist so Vieles: es ist eine wunderschöne Liebesgeschichte, es ist ein Thriller, es ist ein Theaterstück, es ist ein Roman über Freundschaft, über Erinnerungen, über Vergangenheit, Loslassen, Neubeginn. Vielleicht steht der Wind genau dafür – er macht einen Neubeginn möglich!
Wie unschwer zu erkennen hat mich dieses Buch stark begeistert, genau wie die beiden anderen Bücher der Autorin. Von mir gibt’s eine klare Leseempfehlung!

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