Pina ist sechzehn Jahre jung. Sie ist in ihrer Klasse beliebt, zeichnet gerne Mangafiguren, liebt das Meer und möchte noch so viel erleben! Sie steht gerade erst am Anfang eines vielversprechenden Lebens, aber sie leidet an einer seltenen Form der Leukämie, die fast immer tödlich verläuft. Seit Monaten liegt sie im Krankenhaus und es sieht zunehmend schlecht aus.
Vor dieser grausamen Realität flüchtet sie sich immer öfter in die heile, freundliche Traumwelt, die sie sich erschaffen hat. Aber eines Tages ist sie dort nicht mehr allein. Wer ist dieser Finn? Was hat ausgerechnet der unhöfliche Biker in ihrem Traum zu suchen?
Zitat:
"Was möchtest du heute tun?", fragte Pinas Mutter ihre Tochter.
Was dem Mädchen spontan einfiel, konnte sie schlecht laut aussprechen und auch nicht machen. Sie wollte hinauslaufen, einen Schneemann bauen oder im Einkaufszentrum durch die Geschäfte schlendern. Sie wollte sich mit Freunden verabreden und ins Kino gehen oder auf die Eisbahn und ein paar Runden Schlittschuh laufen. Alles Wünsche, die sie nicht laut aussprechen konnte, um ihre Mutter nicht noch trauriger zu machen."
Die Geschichte konzentriert sich auf wenige Charaktere, die mir alle sehr sympathisch waren. Besonders Pina, die ihr Schicksal unglaublich tapfer trägt, konnte ich mir gut vorstellen und mit ihr leiden und hoffen! Finn ist am Anfang etwas ruppig, und man erfährt über ihn auch nicht so viel - abgesehen davon, dass er ein Biker ist und einer Clique angehört, die als ziemlich hart gilt. Das fand ich einerseits ein wenig schade, aber andererseits passt es auch wieder: Finns Vergangenheit spielt keine Rolle mehr.
Als Leser kann man recht früh erraten, was das Alles zu bedeuten hat, es kommt also in dieser Hinsicht kaum Spannung auf - aber das ist meiner Meinung nach nicht unbedingt schlimm, denn um Spannung geht es in diesem leisen, melancholischen Büchlein nicht. Auch Pinas Krankheit steht nicht im Mittelpunkt der Geschichte; man erfährt wenig über die Behandlungen, die das Mädchen über sich ergehen lassen muss, oder auch die Symptome der Leukämie. Die Autorin konzentriert sich auf die Emotionen, die Träume, die Hoffnungen des Mädchens und beschreibt sie behutsam und teilnahmsvoll.
Die Idee, die im Zentrum der Geschichte steht, ist originell und tröstlich. Ich will noch nichts darüber verraten, aber das Thema Sterben wird hier wirklich sehr sensibel behandelt.
Gegen Ende ging es für meinen Geschmack ein wenig hoppla-hopp... Da hätte ich mir gewünscht, mehr über Pias Gefühle zu erfahren, und vor Allem mehr darüber, was in der echten Welt vor sich geht. Überhaupt hätte ich im Laufe der Geschichte gerne mehr darüber gelesen, wie Pias Familie oder ihre Freunde mit ihrer Krankheit umgehen, dass kam ein wenig zu kurz.
Der Schreibstil ist sehr einfach, liest sich aber angenehm und passt auch zu der schlichten Ruhe, mit der die Autorin auf dieses schwierige Thema eingeht. Nur die Dialoge klingen manchmal etwas gestelzt für junge Leute.
Das Cover kam mir für das Buch nicht sehr passend vor, da hätte ich mir etwas gewünscht, was die Stimmung besser wiedergibt. Mit 91 Seiten ist das Büchlein sehr kurz, aber dafür ist der Preis mit 99 Cent ja auch sehr niedrig.
Zitat:
"Finn ging zur Reeling und spähte hinunter auf den ruhigen dunklen Kai. War sie dort irgendwo? War sie wiedergekommen und nutzte jetzt die Nacht, um nicht entdeckt zu werden? Aber wo war sie? Finn konnte sie nicht sehen! Vielleicht hatte er sich ja geirrt, vielleicht hatte sie gar nichts mit diesem Regen zu tun. Langsam aber sicher litt er unter Verfolgungswahn. Wie konnte er sich einbilden, die Launen eines Schulmädchens würden das Wetter beeinflussen? Er schüttelte über sich selbst den Kopf, wandte sich von der Reeling ab und wollte zu seinem Schlafplatz zurückkehren.
Sie stand wie ein kleiner, dunkler Geist auf der See zugewandten Seite des Schiffes. "
Trotz der Kürze lohnt es sich meiner Meinung nach, das Buch zu lesen! Ich fand die Geschichte sehr anrührend und konnte sie nicht weglegen, bis ich sie ganz durch hatte.