Cover des Buches Nachruf auf den Mond (ISBN: 9783426281246)
chulabohnes avatar
Rezension zu Nachruf auf den Mond von Nathan Filer

Die Geschichte von Matthew Holmes

von chulabohne vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Mit einem lachenden und einem weinenden Auge zu lesen! Eine wirklich berührende Geschichte in einem besonderen Erzählstil.

Rezension

chulabohnes avatar
chulabohnevor 9 Jahren

„Ich brauchte ihn gar nicht anzusehen. Ich wusste, dass er mir genau diesen Blick zuwarf. Ich schiebe die Erinnerung herum wie ein Möbelstück, aber ich lande immer wieder an derselben Stelle. Er wollte nicht nur, dass ich ihm die Krawatte band. Er wollte auch, dass ich die Bindung wieder löste. Wir sind egoistisch, meine Krankheit und ich. Wir denken nur an uns. Wir biegen uns die Wirklichkeit zurecht, um Botschaften zu empfangen, geflüsterte Geheimnisse, die nur für uns bestimmt sind.“

Klappentext

»Ich werde Ihnen erzählen, was passiert ist, denn bei der Gelegenheit kann ich Ihnen meinen Bruder vorstellen. Er heißt Simon. Ich glaube, Sie werden ihn mögen. Wirklich. Doch in ein paar Seiten wird er tot sein. Danach war er nie mehr derselbe.«

Matthew Homes ist ein begnadeter Erzähler, und Patient der Psychiatrischen Klinik in Bristol. Um dort dem trostlosen Alltag zu entfliehen, schreibt er seine Geschichte auf – und die seines Bruders Simon, der im Alter von elf Jahren während des Campingurlaubs in Cornwall starb. Selbst nach zehn Jahren gibt sich Matthew immer noch die Schuld am Unfalltod seines Bruders. Doch eigentlich ist Simon für ihn gar nicht tot – und Matthew auch kein gewöhnlicher 19-Jähriger. Matthew leidet an Schizophrenie …

Meine Meinung

Wir folgen der Geschichte von Matthew Holmes, einem jungen Mann, der unter Schizophrenie leidet. Vor etwa 10 Jahren hat er seinen Bruder Simon bei einem tragischen Unfall verloren. Noch immer gibt sich Matthew dafür die Schuld. Seit einigen Jahren aber, beginnt er, Simon wieder zu sehen und zu ihm sprechen zu hören. Von da an beginnt seine Behandlung.

Er besucht jeden Tag eine psychiatrische Tagesklinik, lässt sich behandeln und schreibt gleichzeitig seine Lebensgeschichte auf. Wir begleiten Matthew von der Klinik nach Hause und wieder zur Klinik zurück und an beiden Orten schreibt er – das Buch ist Matthews Werk.

Die Geschichte beginnt wenige Tage vor Simons Tod. Es ist traurig daraufhin von den Veränderungen zu lesen, die die Familie nach dem Verlust durchgehen musste. Es ist interessant, manchmal bedrückend und manchmal sogar lustig von Matthews weiteren Werdegang zu lesen. Ein Leben zwischen einer „verrückten“ Mutter, wie er sie selbst betitelt, in einer Welt, in der er so manchmal nicht reinpasst.

Zwischendurch erfährt man immer wieder etwas von Matthews jetzigen Situation, seinem Alltag in der Klinik und seinen sonstigen Bekanntschaften.

Der Schreibstil gefällt mir sehr. Es ist wie, als würde Matthew vor einem sitzen und die Geschichte erzählen. Er beschreibt Ereignisse genau, bedrückende Dinge kommen einem nah, während anderes oft amüsant rüberkommt. Ab und zu entschuldigt er sich auch, weil er manche Details aus der Vergangenheit vergessen oder dazuerfunden hat.

Obwohl an Handlung in der „jetzigen“ Zeit nicht viel vorhanden ist, bleibt das Buch die ganze Zeit über spannend. Matthew ist mir über diese 300 Seiten wirklich ans Herz gewachsen. Man fühlt mit ihm, leidet mit ihm und möchte ihn an manchen Passagen einfach mal heftig durchschütteln.

Das Buch gehört außerdem zu einem, das mir Tränen in die Augen getrieben hat. Es ist berührend von der starken Liebe zwischen den Brüdern zu lesen, von Eltern, die versuchen, nicht vor ihrem Sohn zu weinen und von vielen schönen, unvergesslichen Momenten. Vor allem als klar wird, warum Simon gestorben ist und warum Matthew sich die Schuld gibt, merkt man, dass es eine wahrlich tragische Geschichte ist.

Der einzige Kritikpunkt sind die Zeitsprünge, die mir an manchen Stellen zu verwirrend wurden. Da Matthew vorher in einer anderen Klinik war, war mir manchmal nicht klar, in welcher Klinik sich manches nun abspielte. Allerdings muss ich zugeben, dass ich zum Ende hin sehr schnell gelesen habe, da das Buch mich so gepackt hat. Beim genaueren Lesen hätte ich die Klinik bestimmt gut zuordnen können.

Fazit:

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge zu lesen! Eine wirklich berührende Geschichte in einem besonderen Erzählstil.

Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks