Nathan Thrall

 3,9 Sterne bei 13 Bewertungen

Lebenslauf

Nathan Thrall wurde in Kalifornien geboren und lebt seit vielen Jahren in Jerusalem. Seine Essays, Reviews und Features erschienen u. a. im New York Times Magazine und in The Guardian und wurden in viele Sprachen übersetzt. Sie wurden beim Sicherheitsrat der Vereinten Nationen und beim Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen zitiert. Er war ein Jahrzehnt Vorsitzender des Arab-Israeli Projects bei der International Crisis Group, die sich mit Lösungsvorschlägen zu internationalen Konflikten beschäftigt. www.nathanthrall.com

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Nathan Thrall

Cover des Buches Ein Tag im Leben von Abed Salama (ISBN: 9783865328830)

Ein Tag im Leben von Abed Salama

(12)
Erschienen am 07.08.2024
Cover des Buches Ein Tag im Leben von Abed Salama (ISBN: 9783863526696)

Ein Tag im Leben von Abed Salama

(1)
Erschienen am 01.09.2024

Neue Rezensionen zu Nathan Thrall

Cover des Buches Ein Tag im Leben von Abed Salama (ISBN: 9783865328830)
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Rezension zu "Ein Tag im Leben von Abed Salama" von Nathan Thrall

Novaa
Ein Tag, der alles offenlegt: Leben unter Besatzung

Nathan Thralls erzählendes Sachbuch beginnt mit einer Tragödie: Ein Schulbus mit palästinensischen Kindern verunglückt nahe Jerusalem, Rettung verzögert sich durch Bürokratie und Grenzsperren. Ausgehend von diesem Ereignis verwebt der Autor persönliche Schicksale mit der Geschichte des israelisch-palästinensischen Konflikts und zeigt die Folgen von Besatzung und Siedlungspolitik. Die Einblicke sind bewegend und politisch brisant, doch die Fülle an Namen und Details macht das Lesen anspruchsvoll und teils langatmig. Für Leser mit Vorwissen sicher bereichernd, für andere eher mühsam. Insgesamt ein wichtiges, aber nicht leicht zugängliches Buch.

Cover des Buches Ein Tag im Leben von Abed Salama (ISBN: 9783865328830)
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Rezension zu "Ein Tag im Leben von Abed Salama" von Nathan Thrall

parden
Vor den Toren Jerusalems...

VOR DEN TOREN JERUSALEMS...

Vor den Toren Jerusalems kommt es zu einer Tragödie, als ein mit palästinensischen Kindern besetzter Schulbus von einem Sattelschlepper gerammt wird und in Flammen aufgeht. Ungeklärte Zuständigkeiten und lähmende Bürokratie im Grenzgebiet verhindern ein schnelles Eingreifen der Rettungskräfte. Am Unfallort treffen israelische und palästinensische Menschen aufeinander, die gemeinsam versuchen den Kindern zu helfen. Ausgehend von diesem Ereignis werden einfühlsam ihre unterschiedlichen Lebensgeschichten erzählt. In seinem auf Tatsachen basierenden Buch gibt Nathan Thrall der Geschichte des israelisch-palästinensischen Konflikts ein zutiefst menschliches Gesicht. Selten wurden die Auswirkungen israelischer Siedlungspolitik für das tägliche Leben im Westjordanland so schonungslos und bewegend beschrieben. (Verlagsbeschreibung)

Angesichts der aktuell absolut katastrophalen Versorgungslage in dem Palästinensergebiet aufgrund der mittlerweile gut zweimonatigen Blockade aller Hilfslieferungen durch Israel erscheint dieses Buch derzeit nahezu "harmlos". Allerdings zeigt es auf, wie sich all der Hass, der Widerstand, die Ängste, die Völkerfeindschaft im Laufe der Jahre aufschaukeln konnten - ohne dass eine Lösung in Sicht wäre. Das Buch bietet einen Abriss moderner palästinensischer Geschichte, eingefasst in die persönlichen Erinnerungen verschiedener Individuen. 

Das Busunglück, das es so tatsächlich gegeben hat, dient als Aufhänger und Rahmenhandlung des erzählenden Sachbuchs, für das Nathan Thrall 2024 den Pulitzer-Preis in der Kategorie "General Nonfiction" erhielt. 

In dem Unglücksbus befinden sich palästinensiche Kinder und Lehrerinnen auf einem Schulausflug, und bei dem Unfall mit einem Sattelschlepper geht der Bus in Flammen auf. Menschen vor Ort versuchen zu helfen, doch es dauert unendlich lange, bis die Rettungskräfte eintreffen. Zuständigkeitsgerangel, Grenzsperrungen durch Israel, eine unmenschliche und unnachgiebige Bürokratie, all das verhindert ein rasches Eingreifen. Es gibt viele Schwerverletzte, aber auch Tote. Und keine Information darüber, wohin die Verletzten gebracht wurden. Abed Salam irrt wie andere Eltern auch durch die in Frage kommenden Krankenhäuser und versucht herauszufinden, ob sein fünfjähriger Sohn Milad dort liegt - und ob er überhaupt noch lebt.

Nach der bedrückenden Eingangsszene schildert der Autor Abed Salams Lebenslauf, was diesen allerdings - unabhängig von der Tragödie des Busunglücks - für mein Empfinden eher unsympathisch wirken lässt. Immer wieder wendet sich das Geschehen dann auch wieder dem Busunglück zu, greift andere Schicksale heraus und präsentiert weitere Lebensläufe. Dadurch gewährt der Autor einen tiefen Einblick in das Leben im Westjordanland, das längst nicht mehr ländlich geprägt ist, sondern in zusammengeballten Städten stattfindet und vor allem mit einer eingeschränkten Bewegungsfreiheit der Palästinenser einhergeht. Die israelische Siedlungspolitik sowie die Schutzmaßnahmen der Israelis vor Terroranschlägen tragen dazu bei.

Eine große Anzahl an Namen begegnet einem hier, Personen, Orte, Organisationen, politische Zusammenhänge - alles doch recht wirr und komprimiert präsentiert und wohl am ehesten für diejenigen mit viel Vorwissen verständlich. Ich oute mich hier mal als eine derjenigen ohne wirklich komplexes Vorwissen, auch wenn natürlich etliche Begriffe bereits bekannt waren. Für mich war das Lesen dadurch leider eher anstrengend, wenn auch nicht uninteressant. 

Alles in allem ein irreführender Buchtitel, hinter dem sich ein erzählendes Sachbuch verbirgt, ein Bericht über das Leben unter der israelischen Besatzung des Westjordanlandes. Durch das Busunglück erhält das Buch eine persönliche und dramatische Note, was die Reichweite der Beschränkungen verdeutlicht. Trägt zu einer differenzierten Sicht auf das Verhältnis Israel-Palästina bei...


© Parden 

Cover des Buches Ein Tag im Leben von Abed Salama (ISBN: 9783865328830)
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Rezension zu "Ein Tag im Leben von Abed Salama" von Nathan Thrall

Suska
Eindrucksvolle Schilderung des Lebens im israelischen Grenzgebiet

Ein Tag im Leben von Abed Salama schildert eindrucksvoll das Leben, die Unterdrückung und den Widerstand von Palästinensern in Israel. 
Abeds fünfjähriger Sohn Milad freut sich riesig auf den Schulausflug zu einem Indoor Spielplatz. Der Bus mit den palästinensischen Kindern muss einen großen Umweg fahren, weil er den direkten Weg nicht nehmen darf. Bei schlechtem Wetter passiert das Schreckliche: ein LKW rammt den Bus, er brennt völlig aus. Bürokratische Hürden verhindern ein schnelles Eintreffen der Rettungskräfte, Augenzeugen müssen selber helfen. 

Rund um dieses Ereignis erzählt das Buch die Geschichten von Menschen, die mit dem Unfall zu tun haben. Die Geschichten zeigen die Konflikte und Hürden in diesem Gebiet rund um Jerusalem zwischen israelischen und palästinensischen Menschen. Sehr persönliche Geschichten mit sehr viel Leid und auch Gewalt und Widerstand, vor allem auf der palästinensischen Seite.

Schwierig beim Lesefluss waren die vielen vielen Namen der unterschiedlichen Menschen. Es gibt zwar ein Personenverzeichnis, aber ich habe schnell aufgegeben, alles verstehen zu wollen. 

Das Buch hat den Pulitzer Preis in der Kategorie Sachbuch gewonnen, für mich ist es aber eher eine biographische Erzählung. Wer mehr über das Leben im israelischen Grenzgebiet seit 1947 erfahren möchte, sollte dieses Buch unbedingt lesen. Man bekommt durchaus eine differenzierte Sicht auf die Dinge. 

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