Rezension zu "Sechzehn Wörter (Sonderausgabe Ein Buch für die Stadt Köln 2022)" von Nava Ebrahimi
Jedes Jahr wählen das Literaturhaus Köln und der Kölner Stadtanzeiger das Buch für die Stadt aus um Literatur und Literaturverständnis zu fördern. Die Menschen in Köln und Umgebung kommen, in den besonderen Genuss, an vielen Veranstaltungen und Lesungen zum jeweiligen Buch teilnehmen zu können. Dieses Jahr, zum 20. Mal, wurde das Buch der persischstämmigen Autorin. Nava Ebrahimi ausgewählt, die viele Jahre in Köln gelebt hat.
Mona, eine Frau Mitte 30, reist mit ihrer Mutter aus Köln in den Iran, zur Beerdigung der Großmutter. Dort gibt sie sich ihren Erinnerungen hin, auf der Suche nach der Vergangenheit. Zwischen Sittenpolizei und Konfuzius, versucht sie, ihre Erinnerungen über ihre Herkunft aus der Perspektive der Erwachsene neu zu sortieren. Sie trifft Verwandte und alte Weggefährten. Wurzeln, die Zerrissenheit zwischen zwei Heimatländern und auch Rassismus sind Themen, denen sie sich auseinandersetzt. Ihre Mutter begleitet sie dabei und langsam setzen sich Puzzleteile zusammen, die lange im Verborgenen waren.
In 16 persischen Wörter sind die Kapitel unterteilt. Wörter, die belanglos scheinen und deren Wichtigkeit sich Mona nie wirklich erschlossen hat. Am Anfang hatte ich ein bisschen Probleme in den Text einzusteigen. Zu schnell waren mir die Gedankensprünge. Die Autorin wechselt schnell zwischen Vergangenheit, Gegenwart und innerer Auseinandersetzung. Doch nach und nach gewöhnte ich mich an diese Form der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. So setzt sich eine Geschichte zusammen, deren Ende ich zwar irgendwann in Erwägung zog, und mich nicht so sehr überrascht wie manch andere Leser*innen. Solche Entwicklungen sind bestimmt nicht nur einmal passiert. Trotz meiner Mutmaßungen fand ich die Geschichte rund um gut aufgebaut und abgeschlossen. Sprachlich hat mich das Buch ganz und gar überzeugt.
Besonders gefallen haben mir die Einblicke in das Leben im Iran, jetzt und in der Vergangenheit. Eine klare Lese Empfehlung für Menschen, die gerne in andere Länder reisen und sich nicht nur für Sehenswürdigkeiten, sondern für die sozialen Zusammenhänge interessieren.