Rezension zu "Die Geschwister M." von Navid Linnemann
In dieser hervorragenden Satire lernen wir in fünfzehn Kurzgeschichten menschliche Charaktere kennen, welche präzise analysiert und humoristisch veredelt werden. Inspiriert von Theophrastus‘ antikem Werk „Charaktere“ typisiert Navid Linnemann menschliche Charakterzügen, welche mit ganz bestimmten Eigenschaften einhergehen. Nach mehr als zweitausend Jahren skizzieren sie nach wie vor die Unveränderlichkeit menschlicher Wesensart und zeigen noch immer bestehende Verhaltensregelmäßigkeiten auf. Die bildhafte Sprache führt uns gesellschaftskritisch heran an Charaktere wie „der Arschkrieschende“, „die Fakende“, „der Gläubige“, „der Liebende“ und elf weitere der Geschwister M. Die Illustrationen, die an die im Rorschachtest hergestellten, farbigen Faltbilder erinnern, hat der Autor mit echter Tinte „gekleckst“. Sie zieren den Beginn eines jeden Kapitels, welches wiederum mit einer in schwarzem Humor gebadeten Moral endet. Ein kleines literarisches Meisterwerk.