Naziran

 4 Sterne bei 4 Bewertungen
Autor*in von Mädchen ohne Gesicht.

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Cover des Buches Mädchen ohne Gesicht (ISBN: 9783499629501)

Mädchen ohne Gesicht

 (4)
Erschienen am 01.09.2012

Neue Rezensionen zu Naziran

Cover des Buches Mädchen ohne Gesicht (ISBN: 9783499629501)
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Rezension zu "Mädchen ohne Gesicht" von Naziran

Mädchen ohne Gesicht von Naziran
BlueLeovor 11 Jahren

Naziran ist noch nicht geboren, als ihre Mutter, die seit dem dritten Lebensjahr taubstumm ist, von ihrer Schwiegermutter erneut verheiratet wird. Sie ist nun die zweite Frau eines Mannes, der sie beinahe täglich tyrannisieren und schlagen wird. Naziran wächst in sehr einfachen Verhältnissen auf, oft leidet ihre Familie unter Armut. Nach und nach werden ihre Geschwister zwangsverheiratet. Mit dreizehn Jahren ist auch Naziran an der Reihe. Nach der Heirat zieht sie zur Familie ihres Mannes und muss dort Tag für Tag schwerste Arbeit verrichten und sich von der Familie beschimpfen und beleidigen lassen. Auch die Liebe ihres Mannes muss sie sich erst noch erkämpfen. Naziran muss noch viele weitere Schicksalsschläge hinnehmen. Im Alter von 20 Jahren wird sie mit Säure übergossen. Sie überlebt den Anschlag nur knapp, ist jedoch gebrochen. Erst langsam findet sie den Mut und den Willen zum Leben wieder. Der Kampf einer Frau, die nie aufgibt!

Erschreckend und erschütternd sind die Worte, die während des Lesens immer wieder in meinem Kopf auftauchen. Im Jahr 2013 wurden in den Monaten Januar bis September durchschnittlich 5,5 Personen Opfer eines Säureattentats. Die Gründe dafür sind vielfältig: Konflikte in der Familie oder in der Ehe und Armut sind die häufigsten Gründe für ein solches Verbrechen. Zum Glück sank die Zahl in den letzten Jahren stark. In den Jahren 2002 und 2003 lag die Zahl bei über 400 Opfern pro Jahr. Ein Großteil der Opfer ist noch nicht mal 18 Jahre alt (Daten stammen von der Website der Acid Survivors Foundation, 2013). Die Dunkelziffer ist unbekannt. Naziran ist eines der Opfer. Mit nur 20 Jahren wurde sie von ihrem eigenen Ehemann mit Säure übergossen.

Im Buch „Mädchen ohne Gesicht“ schildert Naziran eindrucksvoll ihr bisheriges Leben. Vom Kindesalter an musste sie Demütigungen und zum Teil auch Schläge über sich ergehen lassen. Bis zu ihrer Zwangsheirat war sie jedoch wenigstens dann glücklich, wenn sie mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern allein war oder wenn sie mit ihren Freundinnen gespielt hat. Nach der Heirat gleicht ein Tag dem anderen und Naziran wird immer unglücklicher. Mir als Leser bleibt es bis heute absolut schleierhaft, wie sie es geschafft hat den Mut und den Willen zu Leben nicht zu verlieren.

Die Handlung wird aus der Sicht von Naziran geschildert, sodass man beim Lesen jedes noch so kleine Detail erfährt. Durch den exklusiven Einblick in ihre Gedanken- und Gefühlswelt, wirkt das ganze Geschehen viel realer. Diese Handlung kann nicht einfach als eine erfundene Geschichte abgestempelt werden. Erzählt wird ein Tatsachenbericht. Auch die Naivität, welche Naziran oft an den Tag legt ist erschreckend. Bis zu Letzt konnte sie sich nie ganz von ihr befreien. Trotz allem ist das Buch sehr flüssig zu lesen. Kleine Verwirrungen können jedoch hin und wieder entstehen, wenn wieder und wieder eine neue Person in die Handlung aufgenommen wird. Die für uns ungewohnten Namen hören sich zum Teil alle gleich an und pakistanische Familien sind sehr groß.

Die Dringlichkeit mit welcher die Geschichte erzählt wird zeigt, wie wichtig es ist die Wahrheit ans Licht zu bringen. Trotz allem schaffen es Naziran und Célia Mercier dieses sehr sensible Thema mit dem nötigen Feingefühl anzugehen und den Leser nicht zu verschrecken.

Wen der Anfang des Buches bereits schockiert, wird das Ende als absolut verstörend empfinden. Das Säureattentat wird von Naziran so detailliert wie möglich beschrieben. Was danach geschieht empfand ich stellenweise als widerlich.
Ein Buch welches schockiert und aufdeckt! Ein wichtiges Thema, über welches heutzutage kaum etwas bekannt ist. Man kann Naziran für Ihr weiteres Leben nur alles Gute wünschen!

Cover des Buches Mädchen ohne Gesicht (ISBN: 9783499629501)
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Rezension zu "Mädchen ohne Gesicht" von Naziran

Rezension zu "Mädchen ohne Gesicht" von Naziran
melanie_reichertvor 12 Jahren

Zunächst war ich ziemlich skeptisch und zurückhaltend, weil das Thema doch sehr sensibel ist. Doch nun bin ich froh, das Buch gelesen zu haben, denn wie mit den Frauen in Pakistan umgesprungen wird, ist einfach nur grausam. Das Buch sollten mehr Menschen lesen und in einen Dialog finden, um so die Augen geöffnet zu bekommen.

Die Geschichte von Naziran wird uns von ihr selbst erzählt. So sind wir unmittelbar am Geschehen und bekommen manchmal einen viel zu genauen Einblick von ihren Empfindungen und Gefühlen. Mich haben die Fakten teilweise sehr erschüttert. Auch wenn wir Frauen in Deutschland wissen, dass es auch andere Frauen in der Welt gibt, die bei Weitem nicht so behandelt werden wie wir, haben mich die Heiratstraditionen in Pakistan doch sehr betroffen gemacht. Sicher gibt es auch positivere Beispiele als das von Naziran, aber man bekommt einen sehr genauen Eindruck, was sie täglich aushalten musste und wie grausam sie von ihrer “Familie” behandelt wurde.

Zwischendurch musste ich mir teilweise immer wieder ins Gedächnis rufen, dass es sich um einen Tatsachenbericht handelt und nicht um Fiktion, die man sich mit den Gedanken “ist ja nur eine Geschichte” abtun kann. Über dieses Buch werde ich wohl noch eine ganze Weile nachdenken müssen, weil es mich tief berührt hat, wie stark diese Frau trotz der ihr gegebenen Umstände ist.

Trotz allem ist das Buch unheimlich spannend und noch dazu flüssig zu lesen. Ich habe es fast in einem Rutsch verschlungen und hatte das Gefühl an Nazirans Lippen zu hängen.

Was einen eventuell ein bisschen verwirrt sind die vielen Namen. Es gibt hier einige Charaktere und man hat den Eindruck auf jeder Seite kommt ein neuer hinzu. Bei mir hat es einen Moment gedauert bis ich die vielen und auch sehr ähnlich klingenden Namen auseinander halten konnte.

Insgesamt handelt es sich um einen emotionalen, erschütternden, berührenden aber doch teilweise sehr grausamen Bericht aus der Realität.

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