Cover des Buches Niemalsland (ISBN: 9783847906155)
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Rezension zu Niemalsland von Neil Gaiman

Und, und, und, und, und – Das Leben ist zu kurz für dieses Werk

von Jewego vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Das Leben ist zu kurz - der Roman hat mich auf ganzer Linie enttäuscht. Bestenfalls als Geschenk geeignet, für Leute, die man nicht mag.

Rezension

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Jewegovor 7 Jahren

Vorab sei gesagt: Ich bin niemand, der ein Buch anfängt und es dann nicht zu Ende liest. Auf keinen Fall würde ich eines rezensieren, wenn ich es nicht wenigstens beendet hätte. Und ich habe schon viele schlechte Bücher gelesen.


Hierbei komme ich nicht umhin, doch meine Meinung kundzutun. Ich habe über die Hälfte des Romans geschafft und, mit mir ringend, ob ich nicht doch einfach weiterlesen soll, bin zu dem Entschluss gekommen, dass das Leben zu kurz ist. Tatsächlich bin ich mir aber sicher, dass, hätte ich die übrigen 200 Seiten auch noch hinter mich gebracht, die Liste der Dinge, die mir missfallen haben, nur noch länger geworden wäre, statt dass durch ein überraschend gutes Ende meine Meinung wohlwollender ausgefallen wäre. Seit fünf Tagen verharre ich auf Seite 212 und, obwohl ich Zeit gehabt hätte, brachte ich es nicht über mich, weiterzulesen.


Nun aber zum eigentlichen Teil der Rezension:
Um erst mal näher auf die Rezensionsüberschrift einzugehen, das wohl am häufigsten gebrauchte Wort war „und“ in diesem Roman. Das ist es sicherlich in vielen, schließlich kehrt es immer wieder, jedoch nicht in solchem Ausmaß.
Ein Beispiel (kein Zitat, nur zum Verständnis): Es gab Brot und Marmelade und Käse und Milch und Obst.
Statt die Satzteile durch ein Komma zu trennen, wurde hier „und“ bevorzugt. Und ja, es war wirklich so schlimm und keinesfalls übertrieben dargestellt.
Ich beziehe mich hierbei übrigens auf die neunte Auflage vom Heyne Verlag, aus dem englischen übersetzt von Tina Hohl.


Statt die „Bösewichte“ Vandemar und Croup wurde Tina Hohl die Erzfeindin in diesem Werk. Denn ihre Übersetzung stach nicht nur durch die enorme Nutzung des Wortes „und“ hervor, sondern auch durch ein mangelhaftes Lektorat/Korrektorat. Will sagen: Fehlende Satzzeichen, Buchstabendreher, teilweise ein Wort im Satz in der falschen Zeitform sowie falsch verwendete Groß- und Kleinschreibung. Hinzu kommen, betreffend der Form, zahlreiche Wiederholungen. Auch unabhängig von den immer wiederkehrenden „und“´s auch inhaltlich viele Wiederholungen, die angewandt wurden, als hielte man die Leser für so doof, dass sie sich keine zwei Absätze lang eine Information merken konnten. Wieder als Beispiel: Er reichte ihm ein Glas Wein. [...] Dann trank er einen Schluck Wein, aus dem Glas, das Islington ihm gereicht hatte.
Genau so gab es ständig überflüssige Personalpronomen á la: Sie sagte „tralalala“ und sie [...]


Dann wurden Schauplätze zu ausführlich beschrieben – nicht mal sinnvoll, stattdessen wurde, vermutlich gewollt poetisch, über die Lichter der Stadt geschrieben. Das zog die Geschichte noch mal so sehr in die Länge, wobei dann an den wichtigen Stellen gespart wurde. Teilweise bekam man nur bruchstückhaft mit, was gerade geschah und wo sich die Figuren aufhielten. Das stand einfach in keinem Verhältnis zueinander. Mal ausschweifend irrelevant und ein anderes Mal fühlte man sich irritiert zurückgelassen mit den wenigen Informationen, die man hatte.


Das ist generell häufig aufgefallen; der Text war regelmäßig total verwirrend. Ein Wiedereinstieg, nachdem man das Buch einen Tag zur Seite gelegt hatte, fiel unglaublich schwer. Teilweise war unklar, was eigentlich gerade abgeht, zum Beispiel auf Seite 132 im letzten Absatz kommen sowohl ein neuer Akteur als auch ein neuer Schauplatz ins Spiel, ohne das man weiß, worum es überhaupt gerade geht. Als wäre man unaufmerksam gewesen, hätte einen Namen oder irgend etwas überlesen, das einem hätte Aufschluss geben können. Aber dem war nicht so. In diesem neuen Schauplatz wurde nur mit „Er“ gearbeitet, ohne das man wusste, welcher der Figuren, die man kannte, agierte. Dabei stellte sich im letzten Satz dieses Absatzes erst heraus, dass nicht mal das der Fall war – man kannte ihn nicht. Es war eine neue Figur, von der erzählt wurde und wieder war es an Irrelevanz nicht zu übertreffen und einfach nur unnötig.


Das war jetzt viel zur Form, aber ich wüsste auch nicht wirklich etwas, das ich zum Inhalt sagen könnte. Auf den über zweihundert Seiten ist noch nicht viel passiert, schon gar nichts fesselndes. Im Allgemeinen empfand ich den Roman bis dahin als emotionslos und berichtartig aufgebaut, sodass ich nicht wirklich damit warm wurde. Auch habe ich keine Beziehung zu den Charakteren. Wenn einer von ihnen abgemetzelt würde, wäre ich nicht traurig darum. Insgesamt in vielen Aspekten sehr flach und einfach nur eine Enttäuschung.


Dies war einer der Romane, bei denen ich mich schwarzärgere, dass er international verlegt wird, wogegen so viele ausgezeichnete Selfpublisher (bspw. Guido Kniesel) eben das bleiben und von den Verlagen abgelehnt werden.


Ich rate hier von einem Kauf ab. Das war das erste Buch, seit sehr langer Zeit, das ich nicht beenden konnte und wollte, das will schon was heißen.
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