Neil Smith

 4,1 Sterne bei 58 Bewertungen
Autor*in von Das Leben nach Boo, Jones und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Neil Smith lebt als Autor und Übersetzer in Montreal, Kanada. Sein Debüt Bang Crunch wurde von der Washington Post zum Buch des Jahres gewählt. Für seinen vielfach übersetzten Roman Das Leben nach Boo wurde er für den Young Adult Book Award, den Sunburst Award und den Prix des libraires nominiert, mit dem Hugh MacLennan Prize for Fiction ausgezeichnet und wurde in sieben Sprachen übersetzt. Mit Jones begibt er sich auf die Spuren seiner eigenen schmerzhaften Familiengeschichte und zeigt auf, wie Traumata zu Literatur werden können.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Neil Smith

Cover des Buches Das Leben nach Boo (ISBN: 9783895614965)

Das Leben nach Boo

(46)
Erschienen am 08.02.2017
Cover des Buches Jones (ISBN: 9783895611698)

Jones

(5)
Erschienen am 22.08.2024
Cover des Buches Bang Crunch (ISBN: 9783895614958)

Bang Crunch

(3)
Erschienen am 14.08.2009
Cover des Buches Das Leben nach Boo (ISBN: 9783442487790)

Das Leben nach Boo

(2)
Erschienen am 21.01.2019
Cover des Buches Boo (ISBN: 9780099592389)

Boo

(2)
Erschienen am 05.11.2015

Neue Rezensionen zu Neil Smith

Cover des Buches Jones (ISBN: 9783895611698)
B

Rezension zu "Jones" von Neil Smith

buchlesenliebe
Ein ganz besonderes Lesehighlight

„Das schlimmste F-Wort, das es gibt […] lautet >>Familie <<“ (S.45).

LESEHIGHLIGHT❤️‍

Die unzertrennlichen Geschwister Eli und Abi haben nicht viel, doch sie haben einander – und ihre Bücher, ihre Wortschatzspiele, ihre Geheimsprache, ihre Liebe zu Tieren sowie einen großen Traum: die Flucht nach Manhattan, damit Abi ihrem Idol, der Fotografin Diane Arbus, nacheifern kann. Mit dieser kindlichen Sehnsucht beginnt Neil Smiths Roman „Jones“, der sich den dunkelsten Facetten des Erwachsenwerdens in einer dysfunktionalen Familie widmet. Die Handlung setzt in den frühen 1970er Jahren ein und spannt sich bis in die 1990er Jahre. Eli und Abi, zu Beginn sieben und neun Jahre alt, wachsen unter schwierigen Bedingungen bei ihren Eltern Joy und Pal auf. Die Familie ist ständig unterwegs und zieht alle ein bis zwei Jahre von einer Stadt zur nächsten – von Montreal über Massachusetts und Salt Lake City bis nach Illinois, stets auf der Suche nach einem neuen Job für Pal. Diese ständigen Ortswechsel, die sich auch in der Struktur des Romans widerspiegeln, destabilisieren die ohnehin fragile Familiendynamik und rauben den Kindern jegliches Gefühl von Sicherheit und Beständigkeit.

Der Titel „Jones“ verweist nicht nur auf den Nachnamen der Familie, sondern auch auf den umgangssprachlichen Ausdruck für „Sucht“ oder „Verlangen“ und wird so zum Symbol für die zerstörerischen familiären Verhältnisse und die Alkoholabhängigkeit des Vaters. Pal und Joy sind emotional nicht verfügbar, vernachlässigen ihre Kinder und behandeln sie oft wie Erwachsene. Besonders Joy scheut sich nicht, Eli und Abi als „schreckliche Geschöpfe“ zu bezeichnen, was die emotionale Distanz zwischen Eltern und Kindern weiter verstärkt. Kein Wunder, dass Eli und Abi ihre Eltern nur noch distanziert als „Elterneinheiten“ bezeichnen.


Schon früh zeigen sich bei den Geschwistern sowohl besondere Begabungen als auch zwanghafte Verhaltensweisen. Abi, die unter Essstörungen leidet, behauptet, sie könne sich auf seelischer Ebene nicht nur in ihren Bruder, sondern auch in Tiere hineinversetzen. Eli hingegen, der besonders sensibel ist, achtet peinlich genau darauf, Ordnung zu halten, in der Schule nur die Note Zwei zu bekommen und keine grüne Kleidung zu tragen. Seine Leidenschaft für die französische Sprache führt ihn schon als Kind dazu, Bücher und Comics zu übersetzen, und später wird er als freiberuflicher Übersetzer arbeiten.

An seinem zwölften Geburtstag, macht er eine schockierende und traumatisierende Entdeckung, die Abi betrifft, über die in der Familie auch in den Folgejahren geschwiegen wird und die das Leben von Abi nachhaltig zerstört hat …

In seinem vermutlich autofiktionalen Roman (?) setzt sich Neil Smith mit äußerst schweren und aufwühlenden Themen auseinander: Elterliche Vernachlässigung, Alkoholismus, Drogenabhängigkeit, Verdrängung, Schuld, gescheiterte Versuche der Vergangenheitsbewältigung, Inz3st, S3lbstmordversuche und s3xueller Missbrauch sowie daraus resultierende posttraumatische Belastungsstörungen. Smith begegnet diesen Themen nicht immer unbedingt mit einer „Klaviatur der Emotionen“, vielmehr oft mit äußerst schwarzem Humor und einer tragikomischen Note – auf eine Art, mit nur derer sich diese ganz besonderen Figuren wie Eli und Abi vielleicht diesen Thematiken überhaupt stellen können. Er als Autor sich diesen Topoi stellen kann?! Eine eigene Art des Schutzraumes, die mich dennoch völlig erreicht und überzeugt hat.
So mögen auch vielleicht nicht alle Handlungen und Gedankengänge der Geschwister immer logisch erscheinen. Und doch gelingt es Smith, tiefes Mitgefühl für die erlittenen Traumata und seelischen Wunden zu erzeugen. Zugleich webt er auch Momente von Liebe, Zärtlichkeit, Freundschaft, Verbundenheit, Resilienz und Hoffnung in die Erzählung ein, die zeigen, wie stark der Wunsch ist, sich von den Fesseln der Vergangenheit zu befreien; wie gleichsam schwer es ist ... Der Roman ist Smiths Schwester Gail gewidmet und endet mit einem Foto, das – so auch intertextuell eingebettet – an Abis glückliche Kindheitserinnerungen erinnert – ein kleines, lächelndes Mädchen in einem Balletttutu.

Ob dieses Bild tatsächlich Smiths Schwester zeigt, bleibt unklar. Doch wer nicht spätestens an dieser Stelle zu Tränen gerührt ist … nun, dann weiß ich auch nicht. Für mich ist „Jones“ ein ganz besonderes, außergewöhnliches und intensives literarisches Highlight. Ganz große Liebe für die beiden Geschwister aus „Jones“-Town❤️‍! Ein Autor, den ich mir merken werde! Aus dem Englischen von Brigitte Walitzek. 




Cover des Buches Jones (ISBN: 9783895611698)
Dajobamas avatar

Rezension zu "Jones" von Neil Smith

Dajobama
Abi und Eli

Abi und Eli 

Normalerweise bin ich überhaupt kein Fan von Trigger-Warnungen. Vermutlich hätte ich sie hier auch nicht beachtet,  weil ich sie nie lese.  Trotzdem hat mich dieser autobiographisch inspirierte Roman kalt erwischt- und das gleich mehrmals. 

Der Klappentext liest sich nämlich eigentlich recht harmlos. Ein Geschwisterpärchen, das in einer disfunktionalen Familie aufwächst und den Weg ins Erwachsenenleben unterschiedlich meistert. 

Der Beginn ist tatsächlich ganz nett. Die Geschwister haben sich gegenseitig und scheinen darüber hinaus gar nicht so viel wahrzunehmen. Die beiden sind witzig und lieben Wortspiele. Gut, kleinere Auffälligkeiten gibt es bereits und die Eltern scheinen speziell,  freiheitsliebend, unkonventionell zu sein. 

Bald stellt sich aber heraus,  dass dieses Elternhaus nicht nur disfunktional, sondern in höchstem Maße toxisch ist. Mehr kann ich dazu gar nicht verraten,  ohne zu spoilern, da auch der Klappentext keinerlei Hinweise gibt. Aber es ist wirklich übel.  Mehrmals hätte ich beinahe abgebrochen. Eine unheimlich tragische Geschichte. 

Ansonsten ist es ein ganz wunderbarer Erzählstil. 

4 Sterne 

Cover des Buches Jones (ISBN: 9783895611698)
Emilis avatar

Rezension zu "Jones" von Neil Smith

Emili
Beeindrucken erzählt

Was für ein Roman, der nicht nur bleibenden Eindruck hinterlässt, sondern auch den Leser bewegt und emotional aufwühlt. Erzählt wird die Geschichte von Geschwistern Abi und Eli. Ein aufgewecktes Mädchen, das ein paar Jahre älter als der Bruder ist und eines Jungen, der schlau und ein wenig sonderbar ist. Schon zu Beginn des Romans fühlt der Leser das drohende Unheil, das die Kinder in ihrer Familie umgibt. Der Vater, anscheinend an PTBS leidend, ein Alkoholiker und die Mutter, die sich mit den schlecht bezahlten Jobs über Wasser hält und die es nicht anderes interessiert, als ihre Ruhe zu haben und Unmenge an Zigaretten zu rauchen. Recht bald erfährt der Leser, dass Abi sich in die Seelen von Tieren flüchten kann, was schon deutlich nach eine Art der Flucht, klingt. Und es dauert nicht lange, bis der Leser von dem Grund dieses Verhalten erfährt. Der Roman erzählt nach und nach, wie die Geschwister erwachsen werden, welche Erfahrungen die machen, wie sehnlich sie sich wünschen der Horror Familie zu entfliehen... 

In einer sehr schönen, eindringlichen Sprache erzählt der Autor diese tragische Geschichte des Erwachsenwerdens. Doch trotz der Tragik des Geschehens finden sich humorvolle Momente in der Erzählung. Sprachlich liefert der Autor einen hochwertigen Roman: verspielt, voller Andeutungen und in einer fesselnden Manier. Ein Roman, den man trotz der zum Teil schwierigen und bewegendem Thema, sehr gerne liest. Solche Geschichten bleiben in Erinnerung. 

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