Rezension zu "Die letzte Nacht des Matze Blitz" von Nele Häberle
Am Anfang dachte ich durch den Titel, dass dieses Buch ganz anders ist als ich es jetzt weiß. Der Titel sagte mir, dass Matze Blitz jemand ist, der am Ende des Buches stirbt und irgendwie tut er das auch, nur dass er weiterlebt und das ziemlich lebendig. Er begräbt nämlich sein altes Ich.
Matze Blitz – vom Namen her viel polnischer – macht die wichtigsten Phasen seines Lebens durch. Die Geschichte fängt damit an, dass er schonungslos und ehrlich erzählt wie er mit seiner Mutter nach Deutschland kommt und dass es für ihn nicht so einfach war die deutsche Sprache zu verstehen. Er hat Angst und das verstehe ich wirklich gut. Doch er lernt Deutsch mithilfe des Fernsehers und das sogar fließend. Die ganzen Vorurteile gegenüber Polen werden von Matze niedergewalzt und Aleks Wiercinski lässt den Leser somit auf das Thema Integration und Rassismus sensiblisieren. Das schafft er durch die persönliche Zuwendung seiner Figur zum Leser. Zwei Themen, die sich gegenüberstehen und eine wichtige Rolle im Leben des Protanogisten – genau wie in unserem Leben. Der Hauptprotagonist zog mich mit seinen direkten Ansprachen in die Geschichte und ließ mich all seine Erlebnisse intensiv miterleben.
Der Autor ließ mich mit seinem absolut genialen Humor einfach nicht los. Als die Geschichte im mittleren Teil zu etwas wurde, was mir einfach zu langgezogen war, war ich schon fast am Verzweifeln, weil es einfach nicht wirklich weiterging. Ich hatte manchmal das Gefühl, dass ich mit meinem Kopf einfach in der Geschichte stehenbleibe, dort aber unglaublich viel passiert, sodass es eigentlich nicht sein kann, dass ich stehenbleibe.
Aber auch die witzigsten Bücher bekommen irgendwann einen etwas ernsteren Touch. Ganz am Anfang war es mir so, dass er sich sehr an den Leser binden möchte, um eine gute Basis aufzubauen. Das Ende hat mir durch den Schreibstil irgendwie klar gemacht, dass hier wohl der neue Lebensabschnitt kommen musste, da er wieder im Erzählstil von Matze Blitz war. Am Ende kam diese direkte Zuwendung wieder zurück, die man am Anfang so gespürt hatte, sodass man das Gefühl hatte ihn an der Hand zu haben und dann in sein „neues Leben“ übergehen zu lassen.
»Einen Flecken in sich selbst zu bewahren, der immer noch Kind genug ist, die Dunkelheit zu fürchten, ist der einzig richtige Weg, mit ihr umzugehen. Ich habe vor nichts Angst ist nämlich der himmelschreiend blödeste Satz, der je gesprochen wurde.« [Seite 72]
„Die letzte Nacht des Matze Blitz“ war defintiv ein Buch, dass man unbedingt gelesen haben muss, weil es so schonungslos ehrlich ist und einen zum Nachdenken anregen. Außerdem habe ich mich wirklich sehr unterhalten gefühlt, sodass ich das Buch oftmals gar nicht zur Seite legen konnte.
Die Vergabe der Herzen fällt mir hier etwas schwerer, da ich durch den Mittelteil etwas verunsichert bin. Ich möchte dem Buch 3,5 Herzen geben, da es ein tolles Buch war, das aber einige schwache Stellen beinhaltete.