Nele Holdack

 4,3 Sterne bei 19 Bewertungen

Lebenslauf

Nele Holdack hat u. a. Werke von Hans Fallada und Victor Klemperer, Lion Feuchtwanger und Mark Twain, Tillie Olsen und Brigitte Reimann herausgegeben.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Nele Holdack

Cover des Buches Es muss einer den Frieden beginnen (ISBN: 9783351035556)

Es muss einer den Frieden beginnen

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Erschienen am 17.02.2014

Neue Rezensionen zu Nele Holdack

Cover des Buches Was fehlt (ISBN: 9783351039837)
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Rezension zu "Was fehlt" von Tillie Olsen

Luisabella
Große Literatur einer - zu Recht - Ikone der literarischen Selbstermächtigung

»Wer schreibt, weiß, wie wichtig es ist, ernst genommen, mit Respekt für die eigene Vision und Redlichkeit behandelt zu werden, mit anderen Schreibenden kameradschaftlich zu verkehren, nach dem eigenen Werk beurteilt zu. Werden und nicht nach anderen Maßstäben, aber auch, welchen Zufälligkeiten Anerkennung und Veröffentlichung unterworfen sind. […], doch die allermeisten schreibenden Frauen sind hier im Nachteil.« (S.86 in »Was fehlt«)


Tillie Olsen (1912-2007) gilt als Ikone der literarischen Selbstermächtigung und Feministin. Sie ist bekannt für ihre Kurzgeschichten, Essays und Vorträge sowie einen Romanentwurf, welche nun erstmals ins Deutsche übersetzt und vom Aufbau Verlage veröffentlicht worden sind. 


Den Titel dieser Essay- und Vortragssammlung »Was fehlt« von Tillie Olson, kann man als Frage oder auch als wehmütige Aussage verstehen. Das Buch versammelt 5 Vorträge / Essays der Autorin und das Vorwort von Julia Wolf setzt dieses sehr gelungen in den aktuellen Kontext. 

Insbesondere das Essay »Das Schweigen in der Literatur« (1961) hat mich sehr begeistert und ist nach wie vor hochaktuell. Tillie Olsen hinterfragt in diesem Essay den Literaturbetrieb und Mechanismen: Wen lesen und hören wir bzw. wen nicht? Und weshalb? Zudem untersucht sie, welche verschiedenen Arten des Schweigens in der Literatur zu finden sind und warum. 💭 Dabei zitiert sie passende Stellen von Autor:innen und 


Das Buch »Ich steh hier und bügle« enthält 4 Stories der Autorin und wird ebenfalls um ein sehr passendes Nachwort ergänzt. Olson schreibt hierin über die Herausforderungen, denen Frauen gegenüber stehen, über Mutterschaft & Berufstätigkeit, über Familie, Gesellschaftsklassen und Armut. 


Olson zeigt in ihren Essays, Vorträgen und Stories, dass sie intersektional Diskrimminierungsformen zusammendenkt und plädiert mit ihren Werken für eine Vision von einem literarischen Miteinander, in dem alle Stimmen gehört und gelesen werden. Eine große und nach wie vor sehr wichtige Vision ❤️‍🔥

Ich habe beide erschienen Bücher von Tillie Olson [»Was fehlt« & »Ich steh hier und bügle«] hintereinander gelesen und kann diese Kombination sehr empfehlen und finde, dass sich diese hervorragend ergänzen. Ich freue mich sehr über diese für mich literarische Entdeckung. Große Leseempfehlung 🫰🏼


Cover des Buches Meine lieben jungen Freunde (ISBN: 9783351034771)
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Rezension zu "Meine lieben jungen Freunde" von Hans Fallada

sleepwalker1303
Hans Fallada zwischen Vaterliebe und Drogensucht

„Meine lieben jungen Freunde: Briefe an die Kinder“ von Hans Fallada, herausgegeben von Nele Holdack, ist ein schmaler Band (das Buch hat nur 144 Seiten), in dessen erstem Teil augenscheinlich nicht mal wirklich viel steht. Kennt man aber die Biografie des Schriftstellers, dann steht zwischen den Zeilen sehr viel und im zweiten Teil noch viel mehr. Außerdem besteht nur der erste Teil des Buchs aus Briefen, aber nicht an DIE Kinder, sondern fast ausschließlich an seine Tochter Lore, genannt Mücke, die als Neunjährige ein Internat in Hermannswerder bei Potsdam besuchte, da es in der ländlichen Heimat nur eine Dorfschule gab. Die Briefe an seinen Sohn Uli, der im Internat in Templin (Uckermark) war, sind übrigens in „Mein Vater und sein Sohn“ erschienen.  Den zweiten Teil macht ein Vortrag aus, den Fallada für den literarischen Verein seines Sohnes Ulrich schrieb (und auch hielt). Von diesem stammt auch der Titel des Buchs.

Der erste Teil, die Briefe an Mücke sind zwar eher trivial, denn Fallada lässt die Tochter durch seine Berichte am Leben zu Hause teilhaben. In der Hauptsache bestehen seine Briefe aus Erzählungen darüber, was sie verpasst, Kritik an ihrer mangelhaften Rechtschreibung und Bitten, sie möge doch öfter und vielleicht etwas ausführlicher schreiben. Mücke schreibt kurz und erzählt eher wenig und auch ihre vielen Rechtschreibfehler sind übernommen. Da die Briefe aus der Zeit August 1942 bis Ende 1943 stammen, fehlen aber auch Fliegerangriffe und Luftalarme in Mückes Briefen nicht, was das Buch zu einem eher unterschwelligen, wenn auch sehr knappen, Zeitdokument macht. Die Eltern auf dem Land sehen den „Feuerschein über Berlin“ aus der Ferne und hören die Flugzeuge, Mücke erlebt manches hautnah. 

Der zweite Teil des Buch, der Vortrag an „meine lieben jungen Freunde“, ist autobiografisch angehaucht und zeigt eine Art „Innenansicht“ des Schriftstellers, der zwar wohl tatsächlich der liebende Vater war, den die Briefe des ersten Teils erahnen lassen, aber der auch eine andere, eine dunkle Seite hatte. So war er Alkoholiker, Morphinist und nahm es mit der ehelichen Treue nicht so genau. Und er war ein Getriebener, einer, der gegen seine Dämonen ankämpfte und letztendlich verlor. „Man muss Bücher schreiben, weil man sie schreiben muss!“ Sogar: „Schreibe ich denn diese Bücher? Es schreibt sie in mir.“ – war nicht nur seine Erklärung dafür, was es braucht, ein Schriftsteller zu werden, sondern auch eine Art Entschuldigung für seinen Lebensstil und seinen Lebenswandel. 

Die heile (Familien-)Welt, die der erste Teil vermuten lässt, ist nämlich tatsächlich nicht so heil, wer Fallada kennt, weiß beispielsweise, dass er nicht nur mehrfach zum Entzug in diversen Sanatorien war, sondern auch im Gefängnis saß, weil er seine Frau im Rausch mit einer Pistole bedrohte. Mit diesem Wissen im Hinterkopf liest sich das Buch dann zwischen den Zeilen doch etwas anders. Aber fest steht, dass er mit Sicherheit ein liebender und liebevoller Vater und ein außergewöhnlicher Schriftsteller war. Mir hat das Büchlein den Menschen Hans Fallada (oder Rudolf Ditzen, wie er mit bürgerlichem Namen hieß) etwas näher gebracht.  Eine Lese-Empfehlung für alle, die, wie ich, Falladas Werk schätzen. 5 Sterne. 

 

 

 

Cover des Buches Meine lieben jungen Freunde (ISBN: 9783351034771)
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Rezension zu "Meine lieben jungen Freunde" von Hans Fallada

Sigismund
Fallada als Familienvater Rudolf Ditzen

REZENSION – Auch wer einige Romane Hans Falladas (eigentlich Rudolf Ditzen,1893-1947) gelesen und deren Klappentexte aufmerksam studiert hat, weiß längst nicht alles über den Schriftsteller, Ehemann und Vater. Es ist dem Aufbau-Verlag zu verdanken, der seit einigen Jahren neben der Neuausgabe von Falladas Werken – man denke nur an die 2019 veröffentlichte Urfassung des Romans „Der eiserne Gustav“ – ergänzend auch Autobiographisches erstmals veröffentlicht. Nach „Mein Vater und sein Sohn“ (2004), Falladas Briefwechsel mit seinem seit 1940 in Templin im Internat lebenden Sohn Ulrich, und „Ohne Euch wäre ich aufgesessen“ (2018), dem Schriftwechsel mit seinen beiden Schwestern aus den Jahren 1928 bis 1946, folgte jetzt der Band „Meine lieben jungen Freunde. Briefe an die Kinder“.

Der Buchtitel ist allerdings doppelt irreführend. Der Band enthält nicht, wie der Untertitel verspricht, „Briefe an die Kinder“, sondern Falladas Briefwechsel der Jahre 1942/1943 mit nur einem Kind, seiner neunjährigen Tochter Lore, genannt Mücke, die damals – aus gleichem Grund wie ihr Bruder Ulrich seit 1940 im Templin – zwecks besserer Schulausbildung im fernen Hermannswerder bei Potsdam im Internat lebte, während Fallada mit Ehefrau Anna seit 1933 auf seinem kleinen Hof in Carwitz (Feldberger Seenplatte, Mecklenburg) wohnte. Auch der Titel des Buches „Meine lieben jungen Freunde“ bezieht sich nicht auf Falladas drei Kinder, sondern ist die Überschrift eines Vortrags vor Schulkameraden seines Sohnes Ulrichs, die sich 1946 in einem literarischen Zirkel verbunden hatten. Trotz dieser Irreführung im Titel ist dieser neue Band eine willkommene Ergänzung, um Fallada/Ditzen besser kennenzulernen.

Im Schriftwechsel mit seiner „Mücke“ erkennen wir die uns weniger bekannte Seite Falladas als liebenden, sich um das Glück seiner kleinen Tochter sorgenden Vater. In allen Einzelheiten schildert er das um Hausangestellte, Hofarbeiter und ausgebombte Städter bereicherte Familienleben im Dörfchen Carwitz, beschreibt die immer beschwerlichere Wohnsituation im kleinen Haus ebenso wie die mühevolle Arbeit auf dem Hof. Kaum ist von seiner Arbeit als Schriftsteller die Rede. Vielmehr ermahnt der Vater seine Tochter immer wieder zu besserer Rechtschreibung und häufigerem Schreiben. Durch diese Briefe wird uns der gelernte Landwirt Rudolf Ditzen vertrauter, der in Carwitz bis zu seiner Scheidung (1944) seinen kleinen Hof bestellte.

Der Schriftsteller Hans Fallada begegnet uns erst im zweiten Teil dieses Bandes. In seinem Vortrag berichtet er Ulrichs Schulkameraden über seine Arbeit als Autor. Er mahnt die Jugendlichen, sich bei der Berufswahl nichts vorschreiben zu lassen, sondern sich eigener Talente zu besinnen, die sich auch erst sehr spät zeigen können. So habe er selbst erst mit 37 Jahren als Schriftsteller zu arbeiten begonnen. „Ich glaube nicht daran, dass man ein Schriftsteller wird, sondern dass man einer ist.“ Zwang habe er bei der Auswahl seiner Themen nie geduldet – bis auf eine Ausnahme: Zum Roman „Jeder stirbt für sich allein“ (1947) sei er von einer Filmgesellschaft gedrängt worden. Doch nach anfänglichem Zögern habe er diesen Stoff auch wieder zu seinem eigenen gemacht, so dass er auch diesen Roman zügig schreiben konnte. Es wurde Falladas letzter Roman.

„Meine lieben jungen Freunde“ ist ein lesenswertes Buch – nicht nur für Liebhaber der Romane Falladas. Es vermittelt allen Lesern einen interessanten Einblick in das private Alltagsleben des Landwirts Rudolf Ditzen und ergibt ein kleines Psychogramm seines Alter Ego, des international erfolgreichen Schriftstellers Hans Fallada, der am 5. Februar 1947 im Alter von nur 53 Jahren an den Folgen seines Morphiumkonsums starb.

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