
Mein Vater Gottfried Benn.
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"Liebes fremdes Kindchen..."
solveig
09. December 2016 um 13:33So beginnen viele Briefe des Schriftstellers Gottfried Benn an seine einzige Tochter. Fremd? Nach dem frühen Tod ihrer Mutter Edith gab Gottfried Benn seine Tochter Michaele in die Obhut eines befreundeten Ehepaares in Dänemark, wo sie aufwuchs und später heiratete. Er selbst sah sich nicht in der Lage, ein Kind zu erziehen und zu versorgen. Es wäre ein Störfaktor gewesen in seinem Leben, das aus permanenter Arbeit bestand: in seiner Tätigkeit als Arzt und (in der freien Zeit) Schriftsteller. So schreibt Nele später selbst: „…es ist schwer, Frau oder Kind eines bedeutenden Künstlers zu sein. Erst später versteht man…“ Nach dem Tode Benns veröffentlicht sie ein Buch, das Auszüge aus dem regen Briefwechsel mit ihrem Vater enthält. Es ist weniger eine exakte Biografie als eher der Versuch, das Wesen und Handeln des berühmten Mannes zu verstehen und mittels seiner schriftlichen Äußerungen um Verständnis für ihn zu werben. Bedauert er, dass er sein Kind nicht aufwachsen sah? Ist ihm das „Künstlersein“ Rechtfertigung genug? Hier kann sich der Leser selbst eine Meinung bilden