Nell Zink

 3,7 Sterne bei 50 Bewertungen
Autorin von Der Mauerläufer, Virginia und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Philosophische Hintergründe: Nell Zink, eine US-amerikanische Medienwissenschaftlerin und Schriftstellerin, wurde 1964 in Kalifornien geboren.  Nach ihrem Abschluss in Philosophie an dem College of William & Mary in Williamsburg, gründete sie das Magazin Animal Review. Ab 1977 arbeitete sie zeitweise als Sekretärin und technische Zeichnerin in Tel Aviv. Im Jahr 2000 zog sie dann nach Deutschland, wo sie in Medienwissenschaften an der Universität Tübigen promovierte. Nebenbei arbeitete sie für das Schwäbische Tagblatt und als Übersetzerin. In dieser Zeit schrieb sie dann ihren Debüt-Roman „The Wallsreeper“, der es auf die Liste „100 notable books of 2014“ schaffte. Dieser wurde gleich in mehrere Sprachen übersetzt. Für ihre weiteren Romane wurde sie schon für den National Book Award nominiert.

Neue Bücher

Cover des Buches Sister Europe (ISBN: 9783498007362)

Sister Europe

(1)
Neu erschienen am 13.05.2025 als Gebundenes Buch bei Rowohlt.
Cover des Buches Sister Europe (German Edition) (ISBN: B0F4XM56RT)

Sister Europe (German Edition)

(1)
Neu erschienen am 13.05.2025 als Hörbuch bei tacheles! / ROOF Music.

Alle Bücher von Nell Zink

Cover des Buches Der Mauerläufer (ISBN: 9783499271397)

Der Mauerläufer

(11)
Erschienen am 22.04.2017
Cover des Buches Virginia (ISBN: 9783499271403)

Virginia

(9)
Erschienen am 13.10.2020
Cover des Buches Nikotin (ISBN: 9783499290817)

Nikotin

(9)
Erschienen am 23.07.2019
Cover des Buches Das Hohe Lied (ISBN: 9783499291852)

Das Hohe Lied

(8)
Erschienen am 15.02.2022
Cover des Buches Avalon (ISBN: 9783499009747)

Avalon

(6)
Erschienen am 12.11.2024
Cover des Buches Sister Europe (ISBN: 9783498007362)

Sister Europe

(1)
Erschienen am 13.05.2025
Cover des Buches Sister Europe (German Edition) (ISBN: B0F4XM56RT)

Sister Europe (German Edition)

(1)
Erschienen am 13.05.2025
Cover des Buches Mislaid (ISBN: 9780008100575)

Mislaid

(2)
Erschienen am 10.03.2016

Neue Rezensionen zu Nell Zink

Cover des Buches Sister Europe (ISBN: 9783498007362)
MsWatsons avatar

Rezension zu "Sister Europe" von Nell Zink

MsWatson
Viel auf einmal, wofür es mental Raum braucht. Das fordert.

"Sister Europe" war für mich tatsächlich ein ganz schönes Brett. Ich hätte das ehrlich so gar nicht erwartet. 

Das Buch ist wie ein Kaleidoskop aus verschiedensten Themen, in das man reinschaut und dann kommt alles auf einmal und irgendwie hat mich das überfordert. Die Geschichte lebt nämlich weniger durch klassische Handlung als vielmehr durch die ultimative psychologische Tiefe UND Breite, intellektuelle Spannungen und ne irre Themenvielfalt. Aber nicht Themen wie das Wetter, sondern wie sexuelle Identitätsfindung. Also schon schwere Themen. 

Erzählt wird die Geschichte einer einzigen Nacht in Berlin, doch was zunächst wie ein eng gesteckter Rahmen klingt, entfaltet sich in Zinks Schaffen zu einem hochkomplexen, tiefschürfenden Gesellschaftspanorama, das es in sich hat. Hier geht es nicht um den Plot im klassischen Sinne – keine dramatischen Höhepunkte, keine Auflösung, wie man das eben von Geschichten so gewohnt ist. Hauptbestandteil der Geschichte ist das, was zwischen den Zeilen geschieht: ein Aufschlüsseln von Identität, ein Sezieren unserer Zeit und ihrer Spezifika und eine schonungslos kluge Beobachtung der brüchigen Fundamente unseres sozialen Miteinanders. 

Im Mittelpunkt steht Demian, ein deutscher Kunstkritiker, der zusammen mit seiner transidenten Tochter Nicole sowie einer illustren Mischung aus wirklich unterschiedlichen Menschen an einer Literaturpreisverleihung teilnimmt. Im Grunde genommen könnte man das schon als psychologisches Kammerspiel betiteln, was dann passiert. In kurzen, dichten Kapiteln begegnen wir Figuren wie Livia, die mit dem Erbe ihrer nationalsozialistischen Familie ringt; Toto, einem amerikanischen Verleger, der sich in seiner ironischen Weltsicht verschanzt; und Prinz Radi, dessen oberflächlicher Glamour seiner eigentlich viel tiefer liegenden Sinnsuche nicht mehr gerecht wird. All diese Begegnungen ereignen sich in scheinbar beiläufigen Dialogen – Gesprächen in Hotelzimmern, im Taxi oder an der Bar. Auf der einen Seite wird das der Intensität der Themen nicht gerecht, aber dennoch ist es irgendwie passend, weil das Leben für solche Themen eben nun mal keine großen Bühnen baut oder Momente schafft, in denen der Rest des Lebens kurz innehält.

Obwohl also im klassischen Sinne „wenig passiert“, geschieht auf der emotionalen Ebene sehr viel. Der Fokus liegt hier ganz deutlich auf den Spannungen, die nicht explizit ausgesprochen werden – auf der Irritation im Blick, dem unvollendeten Satz, einem tiefen Atmen, das die Worte ersetzt. Die Sprache ist dabei wirklich ziemlich scharf, ironisch und gleichzeitig phasenweise fast schon intellektuell. Vielmehr nutzt Zink ihre erzählerischen Mittel, um das Unausgesprochene in den Mittelpunkt zu stellen: die verborgene Angst, die zerbrechliche Hoffnung endlich anzukommen. 

Eines der stärksten Elemente des Romans ist die Figur der Nicole. Als transidente junge Frau zeigt sie nicht nur eine marginalisierte Identität, sondern erzählt sehr ehrlich ihren Weg der Transformation und zeigt in ihrem Handeln sowohl Verzweiflung als auch das ständige Hinterfragen, Ringen und sich-behaupten-müssen.Ihre Sanftheit ist gleichzeitig tieftraurig und super-kraftvoll. Wirklich gut daran, dass Nicole nicht plakativ daherkommt, ihre Erfahrungen, die sie auf ihrem Weg macht, nicht ausgestellt werden, wie auf einem Basar, sondern ganz tief in der Geschichte verwoben sind. Das ist wirklich sehr gut gemacht!

Allerdings muss ich sagen, dass die Geschichte für mich ganz persönlich überbordend und fast schon zu viel ist. Es sind einfach zu viele krasse Themen auf sehr kleinem Raum (im Grunde genommen nur einer Nacht bzw. rund um die Preisverleihung) und eben auf wenig Handlung verteilt. Das macht es sehr dicht - aber in dem Fall eher zu dicht. Zink wirft Fragen auf zu kultureller Zugehörigkeit, Geschlechteridentität, politischem Erbe, moralischer Verantwortung, zum Verhältnis von Öffentlichkeit und Intimität, zum Verschwimmen von Authentizität im Kontext sozialer Repräsentation. All diese Themen werden nicht didaktisch behandelt, sondern tauchen organisch in den Gesprächen und Innenwelten der Figuren auf. Und dafür braucht man nicht nur Zeit, sondern auch den entsprechenden gedanklichen Freiraum, sich damit beschäftigen zu können. Und zu wollen. Beim Lesen gibt es einfach keine Pause von den Themen. Es gibt gefühlt keine Szene, die einfach nur mal leicht ist oder wo man das Gehirn mal kurz auf die Bank setzen kann, um die schöne Aussicht zu genießen. 

Das ganze Geschehen könnte man als einen symbolischen Raum betrachten, in dem sich die Fragilität postmoderner Identitäten und Beziehungen offenbart. Man darf keine Antworten auf die aufgeworfenen Fragen erwarten, sondern wird vielmehr gezwungen, neue zu stellen: Wer sind wir, wenn die Rollen bröckeln? Was bleibt, wenn wir den Spiegel des Gegenübers nicht mehr aushalten? Und wie wollen wir leben – in einer Zeit, in der jede Positionierung möglich ist, aber auch Risiko bedeutet? Und noch wirklich sehr viele mehr. 

Ich würde mal sagen, dass “Sister Europe” wirklich kein einfaches Buch ist, schon fast ins Unbequeme rutscht. Aber vielleicht ist genau das auch mal notwendig. Es ist keine Wohlfühllektüre, sondern eine Geschichte, die einen immer bisschen am Abgrund entlangschlittern lässt. Leser:innen, die es mögen, zwischen den Zeilen zu lesen, sprachliche Dichte und emotionale Subtexte zu verstehen und die mit unbequemen Wahrheiten kein Problem haben, sollten hier auf alle Fälle zugreifen.

Und ich würde das Buch gern auch all denen geben, die ein ausgeprägtes Schwarz-Weiß-Denken haben. Für die ist das Buch erst die Hölle und dann hoffentlich eine Heilung! Denn unsere Welt ist bunt!

Cover des Buches Virginia (ISBN: 9783499271403)
mariameerhabas avatar

Rezension zu "Virginia" von Nell Zink

mariameerhaba
Ein ganzes Leben endet in einem aufgezwungenen Happyend

Das ist so ein Buch, der ein ganzes Leben im Schnelllauf runterrattert, was mir nicht negativ ausgefallen ist, sondern ich das durchaus interessant fand, um das Buch zu Ende zu lesen.

Dabei begleitet man die beiden Protagonisten, die eine Vorstellung von ihrem Leben haben, aber wieder einmal von der Realität derb enttäuscht werden. Und wie jeder Mensch beugen sie sich ihrem Schicksal, brechen vielleicht kurz aus, aber am Ende werden sie zu dem, was sie niemals werden wollten. Willkommen im echten Leben, Bruder.

Dennoch wird es interessant von der Autorin gehalten mit der Absicht, die ganze Geschichte auf einen Höhepunkt zu leiten und verdammt, als es endlich so weit war, hat sich die Vorgeschichte so hart entfaltet, dass es mir fast die Brust sprengte. Das war genial!

Doch sobald sich das legt, wird die Handlung von der Autorin so hart gebrochen, dass die Glaubwürdigkeit im Nichts verschwindet. Sie bricht ihre Figuren, macht daraus eine Art Happyend, die sich über die ganze Geschichte lustig macht und plötzlich wurde das Buch so kitschig, dass ich am liebsten die Autorin zu Hause besucht hätte, um sie anzuschreien.

Sie bricht jede Figur, zerstückelt die Glaubwürdigkeit und plötzlich hatte das ganze Drama vorher gar keine Bedeutung mehr, weil sich alle versöhnen und so tun, als gäbe es keine schreckliche Vergangenheit. Ich weiß nicht, was sich die Autorin dabei gedacht hat. Vermutlich ist ihr einfach die Puste ausgegangen, um aus dem Höhepunkt ein weiteres Drama zu machen. Es ist enttäuschend und das Ende habe ich völlig desinteressiert gelesen nur mit der Absicht, das Buch endlich abzuschließen.

Nach so einer Erfahrung habe ich nicht mehr vor, irgendetwas von der Autorin zu lesen. Man wird nicht für die ganze Geduld belohnt, sondern es wird zu einer weiteren Zeitverschwendung.

Cover des Buches Avalon (ISBN: 9783498003111)
mapefues avatar

Rezension zu "Avalon" von Nell Zink

mapefue
Berührendes Porträt eines Mädchens

AVALON! AVALON? Wer oder was ist Avalon? Avalon ist … (komme gleich dazu).

We've been on the run
Driving in the sun
Looking out for number one
 California here we come

Es beginnt im kalifornischen Torrance, einer Kleinstadt am Pazifik mit 150.000 Einwohnern, etwa eine halbe Autostunde von Los Angeles entfernt, ist aber alles andere als ein mystischer Sehnsuchtsort – wenn ich an die Sage um König Arthur denke.
Eher liegt dieser auf der vorgelagerten Insel Santa Catalina Island mit dem kleinen „Avalon“, einem Touristenfallen-Kaff. Diese geographischen Angaben sind real, alles Folgende entspringt Nell Zinks Phantasie.

Die zehnjährige „Bran“ Brandy und ihr Halbbruder wachsen auf einer Baumschule der Pflegefamilie Hendersons, einem letzten Freund ihrer Mutter, im Hinterland von Los Angeles auf. Für acht Jahre unbezahlte Arbeit und 20.000 Dollar Kindergeld. Die Mutter verschwindet in ein buddhistisches Kloster, der Vater nach Australien.
Bran ist im letzten Highschool-Jahr, ihre Arbeitskraft wird von ihrer Stieffamilie ausbeuterisch, wenn auch als unverzichtbar ausgenützt. Sie verpasst großen exotischen Pflanzen Formschnitte dermaßen perfekt wie sonst keiner in der Firma. Sie ist klug und schafft mühelos die Highschool, was ihr in den USA allerdings ohne weitere Collegeausbildung nur Jobs mit geringster Bezahlung ermöglicht. 

Erst langsam, mithilfe von Freunden, kann sie sich aus den Fesseln der Hendersons befreien. Ohne Identitätspapiere und ohne Führerschein besorgt sie sich einen alten Mazda, um damit in die Unabhängigkeit zu starten, denn auf der schmutzigen Farm wird sie bloß als billige Arbeitskraft benützt. Unter diesen Freunden sind allesamt durchgeknallte bis schräge – im besten Fall – eigenartige Typen, wie der schwule Jay, der trotz Talentfreiheit ausgerechnet bei einer blinden Lehrerin Flamenco lernen und tanzen will, besucht später die Filmhochschule. Und der intellektuelle Studenten Peter von der Ostküste, der bereits mit einem reichen, schönen Mädchen aus einem arabischen Clan verlobt ist. Keine Chance auf eine Liebe, trotz starker gegenseitiger Anziehung.

Es wäre nicht Nell Zink, leidenschaftliche Vogelbeobachterin, die in „Avalon“ die Gesellschaftsstrukturen in Kalifornien „beobachtet“. Bran steckt fest im proletarischen Kleinstunternehmermilieu, ihr Highschool-Freundeskreis aus der wohlhabenden Mittelschicht, bald auf diverse Colleges verstreut. Wer geht wohin und mit wem? Bran kann sich keine Uni leisten, elternlos und ohne finanzielle Unterstützer. Sie kellnert, verrichtet Gartenarbeit und Poolreinigung bei reichen Leuten, beginnt ein Drehbuch zu schreiben. Bran kann gut Geschichten schreiben – soll sie eine unwahrscheinliche Karriere als Drehbuchautorin wagen?

Brans ersehnter Roadtrip kommt erst am Schluss. Mit ihrem alten Mazda auf die berühmte California State Route 1, dem Pacific Highway 1, um auf eine Party zu ihrem Peter zu gelangen.

 „‚Avalon‘ heißt ‚Ort mit Äpfeln‘, diesem gesunden Zeug, das auf Bäumen wächst. Wenn du Äpfel richtig behandelst, bleiben sie das ganze Jahr frisch. Deshalb heißt das Wort Paradies ‚Garten‘, und deshalb wurde Artus nach Avalon gebracht, um seine Wunden zu heilen.“ (Bran S.6).

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