Nella Larsen

 3,8 Sterne bei 13 Bewertungen
Autor*in von Seitenwechsel, Seitenwechsel und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Nella Larsen (1891–1964) war eine afroamerikanische Schriftstellerin, die nur zwei Romane schrieb, mit diesen aber so großen Erfolg hatte, dass ihr Werk nun untrennbar mit der »Harlem Renaissance« verbunden ist. »Passing« wurde 2021 erfolgreich verfilmt.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Nella Larsen

Cover des Buches Seitenwechsel (ISBN: 9783908778196)

Seitenwechsel

 (3)
Erschienen am 12.07.2013
Cover des Buches Seitenwechsel (ISBN: 9783038200932)

Seitenwechsel

 (3)
Erschienen am 18.08.2021
Cover des Buches Passing (Modern Library Classics) (ISBN: B0012D1DGY)

Passing (Modern Library Classics)

 (3)
Erschienen am 18.12.2007
Cover des Buches Passing (Collins Classics) (ISBN: 9780008554286)

Passing (Collins Classics)

 (1)
Erschienen am 29.09.2022
Cover des Buches Quicksand and Passing (ISBN: 9781846687853)

Quicksand and Passing

 (1)
Erschienen am 22.05.2014
Cover des Buches Passing (ISBN: 9781607966951)

Passing

 (0)
Erschienen am 20.02.2014

Neue Rezensionen zu Nella Larsen

Cover des Buches Seitenwechsel (ISBN: 9783908777670)
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Rezension zu "Seitenwechsel" von Nella Larsen

Gelungenes Drama um Hautfarbe, Identität und die zersetzende Macht des Rassismus
KateRappvor 3 Jahren

Nella Larsen ist hierzulande weitgehend unbekannt und doch eine beeindruckende Stimme der afroamerikanischen Literatur. Mit diesem psychologischen Buch über Rassismus und schwarze Identität, den Wunsch, weiß zu sein und die seelischen, gesellschaftlichen und sozialen Risiken, die ein sogenannter Seitenwechsel hellhäutiger Schwarzer mit sich bringt, war sie ihrer Zeit und den thematisch ähnlichen Büchern so bekannter Autor*innen wie beispielsweise Philipp Roth (Der menschliche Makel) und Brit Bennett (Die verschwindene Hälfte) weit voraus.

Der erste Teil des im Amerika der Zwanziger Jahre spielenden Romans ist ein in Rückblende erzähltes, überraschendes Treffen von Irene mit ihrer alten Schulkameradin Clare, die sie seit 12 Jahren nicht gesehen hat, in einem Dachrestaurant in Chicago. Einem Restaurant ausschließlich für Weiße, und das ist umso erstaunlicher, da sie beide sich aus ihrer schwarzen Communtiy kennen.

Irene hat eine Schwarzen geheiratet, Gertrud, die bei einem weiteren Treffen dazukommt, hat einen weißen Mann, der sie seit der Schulzeit kennt und um ihren schwarzen Familienbackground weiß. Nur Clare gelang es mithilfe der Schwestern ihres weißen Großvaters, die sie als Waise aufnahmen, als Weiße „durchzugehen“ und hat einen extrem rassistischen aber finanziell erfolgreichen, völlig ahnungslosen weißen Ehemann.

Psychologisch feinfühlig und subtil zeigt Larsen die verschiedenen Strategien im Umgang mit dem allgegenwärtigen Rassismus und macht dabei deutlich, wie unzufrieden jede der Frauen ist.

Tragisch erscheinen die Figuren von Clare und Gertrud, die den Rassismus und Antisemitismus der Gesellschaft internalisiert zu haben scheinen und sich nur als Teil einer weißen Familie wertvoll fühlen. Herablassung und Überheblichkeit strahlt vor allem Clare aus, aber auch eine für Irene seltsame Faszination. Sie fühlt sich der Freundin unterlegen, obwohl sie in der moralisch stärkeren Position ist. 

„Schon komisch, das mit dem `Seitenwechseln ´. Wir missbilligen und entschuldigen es zugleich. Es weckt unsere Verachtung, und doch bewundern wir es eigentlich. Wir schrecken mit einer Art Abscheu davor zurück, decken es aber.“

Doch die Unzufriedenheit Irenes in ihrer Ehe und die Angst um Stellung, Vermögen und Wahrnehmung in der schwarzen Upperclass New Yorks lassen auch eine widerstrebende Bewunderung von Clares Mut zu. Die beiden Frauen sind sich ähnlicher, als sie denken. Denn auch Clare ist nicht wirklich glücklich in ihrem Leben als Weiße. Sie fühlt eine starke Ambivalenz, eine Entfremdung von ihrer Tochter und eine Sehnsucht nach der schwarzen Community, die sie zu einem gefährlichen Spiel mit der drohenden Gefahr der Entlarvung verführt.

„Zwischen ihnen war die Mauer genauso hoch, so breit und so fest, als wäre keine Schuss schwarzen Bluts in Clare. In Wahrheit war sie sogar noch höher, breiter und fester für Clare; denn da gab es Gefahren, die sie ängstigten oder gefährdeten, unbekannt und unvorstellbar für andere ohne solche Geheimnisse.“

Es entwickelt sich eine Art Hassliebe zwischen Irene, die sich provoziert fühlt, und Clare, die sich immer anhänglicher gebärdet. Dass dies nur tragisch enden kann, begründet die psychologische Spannung, die beinahe der eines Highsmith-Romans entspricht.

Nella Larsen kannte den „Seitenwechsel“ aus der eigenen Familie. Ihr Vater hat seinen eigenen Tod als Peter Walker vorgetäuscht, um als Peter Larsen eine bessere Anstellung als Weißer zu bekommen. Nella Larsen selbst studierte später an einem College für Afroamerikaner, heiratete einen der ersten promovierten schwarzen Physiker und engagierte sich in der Harlem Résistance.

Ihre bereits 1927 erschienene, sehr empfehlenswerte und erstaunlich selbstbewusste Darstellung der gebildeten schwarzen Frauen, ihrer Ansprüche und Selbstwahrnehmung, ist 2011 erstmals in der deutschen Übersetzung von Adelheid Dormagen in einer wunderhübschen Ausgabe im Dörlemann Verlag erschienen.


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