Rezension zu "Verletzt atmen die Nächte" von Nepomuk Ullmann
... heißt das jüngste Werk Nepomuk Ullmanns mit seinen ungefähr 50 bisherigen Veröffentlichungen, dessen Lyrik m. E. den Vergleich zu Ezra Pound nicht scheuen muss und in ihrer sprachlichen Schönheit, im Wortfluss, an Rilke gemahnt, meistens allerdings, wenn auch nicht immer, ohne dessen Romantik zu entsprechen. Die enthaltene lyrische Prosa erinnert mich indes an Simon Traston, ist allerdings oftmals persönlicher in der Diktion und dennoch - oder gerade deshalb - anhand des Lesers eigener Erfahrungswelt nachempfindbar.
Möglicherweise verschont Ullmann einen nicht von der Traurigkeit, die oftmals sich als Resultat seiner ihm abzunehmenden, nicht nur gutmenschlich vorgestellt erscheinenden, tiefen Menschlichkeit ergibt. Er wird dabei aber nicht resignierend, sondern lässt unterschwellig stets Hoffnung in seinen Zeilen oder gar zwischen ihnen erscheinen und entstehen. Verletzt von den vielen Tagen atmen die Nächte, mitnichten jedoch zerstört.
Lesen Sie nicht mehr als zwei, höchstens drei Gedichte hintereinander, bevor sie eine Lesepause einlegen, denn "Gedicht" bedeutet bei Ullmann auch immer Konzentration von Aussage und Sprache zu einer Dichte, die einen, konsumiert man sie in gewohnter Weise schnell, überfordern oder übersättigen kann.