Cover des Buches Galveston (ISBN: 9783862314348)
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Rezension zu Galveston von Nic Pizzolatto

Ruhiger Gangster-Roman mit unterschwelliger Spannung

von Pounce vor 10 Jahren

Kurzmeinung: "Galveston" ist ein Gangster-Roman, bei dem, trotz rauer, klarer Worte und Taten, nur eine feine, unterschwellige Spannung aufkommt.

Rezension

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Pouncevor 10 Jahren
"Die Tür war geschlossen, deshalb setzte ich mich an die Bar und bestellte ein Bier. Dann erinnerte ich mich daran, dass ich bald sterben würde, änderte meine Bestellung und verlangte einen Johnny Walker Blue." - "Galveston" von Nic Pizzolatto, gelesen von Walter Kreye, erschien bei "Der Audio Verlag" als ungekürzte Lesung auf 6 CDs.

Roy Cady ist ein vierzigjähriger Syndikat-Gangster und Schuldeneintreiber, der auf eine lange Karriere in diesem Milieu zurückblicken kann. Eines morgens wird ihm von seinem Arzt Lungenkrebs diagnostiziert, doch er hat niemanden mit dem er über sein Leiden reden kann. Doch die schlechten nachrichten reißen nicht ab. Er vermutet, dass ihn sein Boss wegen einer Eifersuchtsgeschichte noch am selben Tag umlegen lassen will. Aufgrund dieser Vorahnung kann er noch knapp einem Hinterhalt entkommen und rettet dabei sogar noch einem jungen Mädchen namens Rocky das Leben. Er begibt sich mit ihr und ihrer kleinen Schwester auf die Flucht an die texanische Küste. Er versucht in einem schäbigen Motel in Galveston unterzutauchen, jedoch entwickelt er mit der Zeit ein gewisses Verantwortungsgefühl für die beiden Mädchen. Soll er sich allein in Sicherheit bringen oder den beiden Mädchen helfen, deren Vergangenheit ebenso trostlos und grausam war wie seine eigene?

In "Galveston" erzählt Roy Cady seine Lebensgeschichte. Dabei setzt er am Wendepunkt seines Lebens an, was für ihn der Tag seiner Krebsdiagnose ist. Immer wieder erinnert sich Roy dabei an seine jüngeren Jahre. Doch schnell wird klar, dass Roy diese Geschichte Jahre später erzählt, als alter, gebrechlicher Mann. Diese Zeitsprünge sind interessant und schüren die Neugier darauf zu erfahren, wie es dazu kam, dass Roy doch noch so viele Jahre leben konnte und was aus Rocky und ihrer Schwester wurde.

Im Verlauf der Geschichte wird immer klarer, dass die Erzählung in sich sehr ruhig ist und nur eine unterschwellige Spannung aufgebaut wird. Die Verbindungen zwischen Rocky und Roy werden immer stärker, je mehr aus der Vergangenheit der beiden erfährt. Trotz rauer, klarer Worte und düsteren Erzählungen, plätschert die Geschichte nur so vor sich hin, ohne dass der Hörer wirklich "dabei" ist. Einzuordnen ist diese Geschichte unter "Roman noir" oder als "Gangster-Roman". Ein typischer Kriminalroman ist es jedoch nicht, da es keine Ermittlungen beinhaltet und wir fast ausschließlich über die Lebensgeschichte des Antihelden erfahren.

Das Ende wartet schließlich mit einem interessanten, actionreichen Showdown auf und schlägt zudem gekonnt eine emotionale Brücke zum Anfang der Geschichte. Dennoch kann der gelungene Schluss nicht darüber hinweg täuschen, dass dem Roman auf langer Strecke schlicht die Spannung fehlte.

Walter Kreye hat die perfekte "Thriller-Stimme" - rauchig, tief, aber dabei sehr angenehm im Vortrag. Ab und zu wirkt er etwas nüchtern und eindimensional, was allerdings auch durch die Erzählform bedingt sein kann. Vor allem die Dialoge hätten etwas emotionaler und facettenreicher gelesen werden können, aber leider gab diese monotone Geschichte auch diesbezüglich nicht viel her.

"Galveston" ist ein Gangster-Roman, bei dem, trotz rauer, klarer Worte und Taten, nur eine feine, unterschwellige Spannung aufkommt und somit nicht gänzlich überzeugen kann.
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