Zu Alec Salters fünfzigstem Geburtstag soll eine große Party stattfinden. Die Einzige, die nicht auftaucht, ist Alecs Frau Charlie. Am meisten Sorgen macht sich Charlies Tochter Etty. Noch während die Party läuft, ruft sie bei der Polizei an. Die tut ihre Besorgnis ab, schließlich ist Etty erst fünfzehn und Charlie auf ihre Art bekannt. Es ist die Weihnachtszeit 1990, während der Frauen und Kinder nicht so viel zählen. Erst über dreißig Jahre später beginnt einer von Ettys damaligen Kumpeln mit einem Podcast über die Ereignisse. Damit werden alte Wunden wieder aufgerissen. Die Kinder von Alec Salter sind auch wieder vor Ort. Ihr an Demenz leidender Vater soll ins Pflegeheim und das Haus soll verkauft werden.
Dass es sich bei diesem Roman um den Start einer Reihe handelt, merkt man lange nicht. Die Handlung setzt im Jahr 1990 ein und das Verschwinden von Charlotte Salter beherrscht das Leben im Ort. Zunächst wird es abgetan, auch weil ihr Mann eher abfällig reagiert. Als dann eine weitere Person zu Tode kommt, scheint die Sache klar, wenigstens für die Polizei. Doch die Kinder von Charlie haben ihr Verschwinden auch nach über dreißig Jahren nicht verwunden. Erst als Alec nicht mehr alleine bleiben kann, kommen sie wieder in Glensted zusammen. Morgen, der journalistisch tätig ist, beginnt mit der Produktion seines Podcasts.
Im Jahr 2022 rollt Detective Inspector Maud O’Connor den Fall neu aufrollen. Und wie sie an das Vorhaben herangeht, ist wirklich beeindruckend und spannend. Sie als Außenstehende und Frau muss sich erstmal bei den örtlichen Polizisten durchsetzen. An dieser Haltung hat sich in dreißig Jahren nicht so viel geändert. Die dilettantische Ermittlung aus den Neunzigern geradezubiegen im Rahmen eines aktuellen Falls ohne die Ortspolizei allzu sehr anzugehen, ist alles andere als einfach. Man kann sehr gut verstehen, dass Maud manchmal einfach die Wahrheit sagen möchte und bewundert ihre Selbstbeherrschung. Wenn es doch im Privaten auch so gut liefe. Berührend ist auch wie Etty und ihre Brüder mit der Schwere umgehen, die das Verschwinden ihrer Mutter verursacht hat. Und irgendwann ist es soweit, dass Maud eine Ahnung bekommt, was damals tatsächlich geschehen ist. Ab dem Punkt muss man den Roman einfach inhalieren und mit einem Wow! beschließen.
4,5 Sterne