Gäbe es ein einziges Wort, mit dem ich dieses Buch beschreiben sollte, so wäre dies: Smart. Glücklicherweise steht mir mehr als dieses eine Wort zur Verfügung... In "The boys from the Mersey" geht es um die Jungs von der Annie Road End Crew, die ihrem Liverpool FC in den 80er und 90er Jahren durch ganz England und Europa folgten. Zumindest in den Jahren, in denen englische Vereine im Europapokal mitspielen durften. Dabei erleben sie allerhand lustige Dinge, und "lustig" ist hierbei ein ganz wichtiges Attribut, denn Lachen und Spaß stehen bei allem an erster Stelle. Sicherlich, der spezielle Humor der Scousers ist nicht jedermanns Sache. Wenn man sich aber darauf einlässt, muss man an einigen Stellen schallend lachen, zu abwegig und durchgedreht sind einige Kommentare. Und auch das Weltbild der Jungs ist, angesichts der zahlreichen Erlebnisse und ihres gepflegt-arroganten Liverpooler Selbstbewusstseins, "anders als das von Otto Normalbürger", um es vorsichtig auszudrücken. Normen und Gesetze werden hier sehr eigenwillig ausgelegt, und so muss man oftmals schmunzeln, wenngleich hier teilweise schwere Straftaten beschrieben werden. Sei es über die Möglichkeit, kostenneutral zu reisen ("Liverpool-Tarif"). Sei es darüber, Schwarzmarkthändler um ihre Tickets zu erleichtern. Oder sei es darüber, von den Reisen aufs europäische Festland die neuesten Markenklamotten oder Schmuck mitzubringen, natürlich ebenfalls gratis. Wenngleich die Argumente, Zahlreiches aus einer Robin-Hood-Mentalität heraus zu tun, natürlich nicht immer überzeugend sind, kann man sich beim Lesen sehr gut in die Lage der Fans hinein zu versetzen. Insgesamt wird dabei das Bild einer Fan- und teilweise auch Hooligan-Kultur vermittelt, die vor 20 Jahren quicklebendig war, die aber spätestens seit Mitte der 90er Jahre ausgestorben bist. Liverpool war bei dieser Entwicklung in jederlei Hinsicht beispielgebend. Absolut lesenswert!!!
Rezension zu "The Boys from the Mersey" von Nicholas Allt