Rezension zu "Zeit im Wind" von Nicholas Sparks
(Eventuell Spoiler!)
Nicholas Sparks ist dafür bekannt, seinen Charakteren eine schwere Vergangenheit aufzubürden oder sie vom glücklichen, trauten Zusammensein in eine schwere Zukunft, mit großen Prüfungen zu führen.
Leider konnte mich das Buch um die Geschichte von Landon und Jamie nicht so sehr fesseln, wie die Verfilmung. Und das will schon etwas heißen.
Plot: Landon gehört zu den Reichen Bürgern von Beaufort, North Carolina. Die Noten ganz passabel, der Beliebtheitsgrad in der kleinen, einzigen High-School der Stadt vergleichsweise hoch. Wie vermutlich jeder 1958, besucht er brav jeden Sonntag den Gottesdienst in der Baptistenkirche, in der Hegbert Sullivan der Pfarrer ist.
Über diesen machen Landon und seine Freunde sich schon seit Kindertagen lustig. Weil er alt ist und wegen seinen ausschweifenden Reden über Unzucht treibende.
Dem gegenüber steht Hegberts Tochter Jamie. Die unbeliebte Jahrgangsbeste, die ständig mit ihrer Bibel herumrennt und komische Klamotten trägt. Sie ist ein sehr zuvorkommender, hilfsbereiter und nicht nachtragender Mensch. Warum sie in der Schule keine Freunde hat, muss auch Landon feststellen, weiß eigentlich keiner.
Der Film ist zwar, im Nachgang betrachtet, nur eine lose Anlehnung an den Roman, allerdings vermittelt er den Inhalt besser, finde ich.
Landons Gedanken und Gefühle, Jamies bezauberndes Wesen und die Art wie Landon mit seinem Lebensumschwung umgeht, wird in den circa anderthalb Stunden besser verdeutlicht als in dem 223-seitigen Roman.
Für mich wirken die Ereignisse etwas zu erzwungen, ohne wirklichen Tiefgang, vorhersehbar und flach. Das Ende hätte es nicht gebraucht, um Landons Charakterentwicklung zu verdeutlichen.
Charaktere: Mit den Charakteren bin ich leider nicht wirklich warm geworden. Ich fand Landons Werteumschwung zu schnell heruntererzählt und mir fehlte es um ehrlich zu sein auch ein wenig nach Nachvollziehbarkeit.
Jamie war durchgehend zu lieb und für mein Empfinden auch ein wenig zu Gottfixiert. In meinem Kopf war sie über alles Seiten hinweg entweder high oder auf Medikamenten, die einem alles egal werden lassen.
Hegbert Sullivan, obwohl er mehr ein Nebencharakter war, hat mir gut gefallen. Mit ihm hatte ich am Ende auch am meisten Mitleid. Man könnte fast meinen, er wäre wirklich permanent vom Pech verfolgt.
Setting: Der Roman spielt 1958 in einer Kleinstadt in North Carolina, die irgendwo zwischen Meer und einem großen Fluss liegt. Mal bekam ich beim Lesen den Eindruck, dass sie so klein ist, dass jeder jeden kennt. Mal erschien sie mir doch wieder so groß, dass das eben nicht der Fall war.
Einen Bezug zu den späten Fünfzigern bekommt man leider auch nicht. Außer, dass sich die Freizeitgestaltung der jugendlichen etwas eintönig gestaltet. Die Jahresangabe hätte man aber auch getrost weglassen können. Sie hat der Geschichte nichts Außergewöhnliches verliehen.
Ansonsten ist der Autor, meiner Meinung nach, sehr sparsam damit umgegangen, der Welt Leben einzuhauchen.
Schreibstil: Aufgrund des Alters der Hauptcharaktere und der Thematik der ersten Liebe, würde ich den Roman eher dem Jugendbuchgenre zuordnen. Dafür war der Schreibstil gut. Keine komplizierten Wörter oder Schachtelsätze.
Für alles andere war er mir persönlich leider etwas zu detailarm und holprig. Die Sprünge, die man teilweise zwischen den Absätzen gemacht hat, haben für mich an der ein oder anderen Stelle den Lesefluss etwas zerstört.
Spaßfaktor: Das Buch habe ich in vier Tagen gelesen. Aber eher, um es schnell fertigzukriegen, nicht weil ich wirklich Spaß daran hatte.
Fazit: Den Film habe ich bereits ein paar Mal gesehen und werde ihn mir definitiv auch noch ein paarmal ansehen. Das Buch werde ich wohl kein zweites Mal in die Hand nehmen. Es war was Nettes für zwischendurch, aber nicht mehr oder weniger.
Wertung: ❁❁❁ von ❁❁❁❁❁
Start: 1. März 2024 | Ende: 4.März 2024