Ein leiser Roman mit einem traurigen Twist und doch auch einem Happy-End
von krachfahl
Kurzmeinung: Liebe kann viele Formen haben und manchmal heißt es Kompromisse machen zu müssen.
Rezension
Anfangs wartete ich beständig darauf, dass Vivian sich zu einem ekelhaften Menschen entwickelt, der Russell das Leben zur Hölle macht. Dann regte ich mich beständig über das gutmütige Schaf Russell auf. Weil er nie Widerstand leistet und sich alles gefallen lässt. Die perfekte Mutter, die alles für ihr Kind aufgibt und zu Hause bleibt. Um dann gezwungen zu sein wieder zu arbeiten, weil der Mann seinen Job verliert und die Selbstständigkeit sich längst nicht so leicht realisieren lässt, wie er es glaubt.
Die ganze Geschichte wird rein aus der Sicht von Russell erzählt. Doch wenn man jetzt als Leser glaubt, das Vivian dabei schlecht wegkommt. Weit gefehlt. Er ist ihr gegenüber unglaublich Verständnisvoll und das überträgt sich auch nach und nach auf mich als Leserin. Ich denke darüber nach, alles für ein Kind aufzugeben und sich nur um das Kind zu drehen. Mein Gott, was war ich für eine Rabenmutter, schoss es mir immer wieder durch den Kopf. London ist das perfekte Kind, die eine besten Freund hat und das stellt sich später raus, ist die alte Jugendliebe von Russell die mir mit einem One-Night Stand betrogen hat. Am besten hat mir jedoch seine lesbische Schwester gefallen und ihre Freundin, die Paartherapeutin ist. Es gab Moment, wo ich dachte, ob eine Beziehung zwischen zwei Frauen nicht wesentlich einfacher ist, als mit einem Mann.
Es ist eine langsam dahinfließende Geschichte. Teilweise sogar langweilig, weil es keine wirklichen Höhepunkt gibt im Sinne davon, dass die Geschichte ja von einer "perfekten Situation" startet, um sich dann langsam aufzulösen. Gleichzeitig spiegelt es gut wieder, wie sich Ehepaare voneinander entfernen, langsam und stetig, weil sie sich in unterschiedliche Richtungen entwickelt. Auch das Ende ist nicht spektakulär. Russell lehnt sie nie wirklich auf, sondern sucht einen Weg, der am Ende das Beste für London ist. Es ist am Ende in meinen Augen ein Happy-End, mit gewissen Abstrichen.
Kein Buch wo eine spannende Liebesgeschichte erzählt wird, sondern eher das Leben. Eine Bruder-Schwester Beziehung, die unglaublich stark ist. Eine Vater-Sohn Beziehung die erst zum Ende hin ein gegenseitiges Verstehen mit sich bringt. Die Akzeptanz, dass sich zwei Menschen auseinanderleben und dennoch ihr gemeinsames Kind lieben. Eine Geschichte über Toleranz, die auch zeigt, dass das Leben kurz sein kann und es wichtig ist, dass wir es genießen.