Cover des Buches Der Himmel über Greene Harbor (ISBN: 9783453413559)
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Rezension zu Der Himmel über Greene Harbor von Nick Dybek

Ein solides Debüt

von Duffy vor 10 Jahren

Rezension

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Duffyvor 10 Jahren
Loyality Island ist ein Fischerdorf im Nordwesten der USA. Als John Gaunt, der die dortige Fangflotte besitzt und die Infrastruktur um das Herzstück des Ortes, den Krabbenfang, aufgebaut hat, stirbt, soll sein Sohn Richard den Betrieb übernehmen. Doch der ist recht ahnungslos und unberechenbar und der Verkauf der Flotte an asiatische Investoren steht im Raum.
Cal, der 14jährige Sohn eines der betroffenen Fischer im Dorf, belauscht ein Gespräch, das zumindest den Verdacht erweckt, das Richard aus dem Weg geräumt werden soll. Als die Schiffe zum ersten Mal nach dem Tod ihres bisherigen Besitzers zum Saisonfang nach Alaska auslaufen, hat man Richard mitgenommen, um ihn mit der Arbeit und der Bedeutung für die Fischer und deren Familien bekannt zu machen und dadurch zu bewegen, nicht zu verkaufen. Irgendwann während der Fangfahrt erreicht die Bewohner von Loyality Island die Nachricht, dass Richard über Bord gegangen ist. Währenddessen macht Cal zuhause eine folgenschwere Entdeckung.
Mit beeindruckendem, bildhaftem Stil gelingt es Dybek, die Atmosphäre des kleinen Fischerdorfs zu beschreiben. Er zeichnet ein detailliertes Bild seiner Protagonisten, überzeugt mit Details über die einzelnen Personen, sei es, was äußerliche Merkmale betrifft, oder charakterliche Eigenschaften.
Die Handlung an sich ist gradlinig, fast überraschungsarm. Lediglich zwei bis dreimal lässt er wirklich entscheidende und für den Verlauf wichtige Dinge geschehen. In die Zwischenräume packt der Autor dann das, worauf es ihm offensichtlich ankommt. Moralische Aspekte genauso wie die Themen Versagen, Beziehungen zwischen Eheleuten, Eltern und Kindern, Freundschaft, den Umgang der Dorfbewohner untereinander, sowie das wichtige Verhältnis der Menschen zu ihrer Arbeit. Doch irgendwann entsteht der Eindruck, dass der Autor sich verzetteln könnte. Wenn er plötzlich mit Retrospektiven arbeitet, die für den Leser meist unerwartet kommen. Cal, der Ich-Erzähler, verliert sich zu oft in seine Situation, das sind Momente, wo Längen entstehen, die den Fluss hemmen. Es gibt auch Dialoge, die in dieser Form fehl am Platze wirken. Eine sorgfältigere Dosierung hätte dem Buch gut getan.
Es ist nicht das umwerfende und spektakuläre Debüt eines Autors. Es ist ein gutes und interessantes Buch mit großem handwerklichen Potential und stilistischer Indiviualität. Das ist eigentlich schon eine ganze Menge und man darf auf das nächste Werk gespannt sein.
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