Nur bis zur Hälfte lesenswert
von Ralphfwild
Kurzmeinung: Leider deutlich überbewertet
Rezension
Was treibt jemandem um, ein solches Buch zu schreiben? Der junge Autor hat mit seinem Erstling ein Werk geschaffen, das eine Berücksichtigung in so manchen Kritikerregalen finden wird. Doch wenn ich mir die (anhaltenden) Hochpreisungen anschaue, muss ich für mich ganz klar sagen: Das Buch ist deutlich überwertet.
Der Pazifik weht einem um die Nase, die Fischerei ist zum Greifen nahe, die Krebse in den Körben kann der Leser schon fast berühren - das Buch ist grandios. Aber leider nur bis zur Hälfte. Bis Nick Dybek abtaucht in seine Welt der Verleumdung, nur noch arbeitet mit Ängsten, mit Verwirrungen. Dann verliert "Der Himmel über Greene Harbor" deutlich an Tempo. Uplötzlich verlässt Dybek den so engen Kontakt zur Welt der Fischer und entflieht in ein abstruses Szenario.
Und ab diesem Zitpunkt war der Roman nur noch eine Qual - Durchbeißen bis zum Schluss. Zwei Jugendliche, die sich uneins sind wie sie mit einem - von ihren Vätern - Entführten umgehen sollen. Die dabei immer wieder über die Probleme in ihren eigenen Familien stolpern, die der Fischerei geschuldet sind. Väter, die keine andere Lösung wissen, als den jugendlichen Inhaber der Reederei zu kidnappen und ihn für tot erklären zu lassen... Das alles hat mich, nach der hundertsten inneren Wiederholung, irgendwann nicht mehr gefesselt.
Einzig wissen zu wollen, wie das Buch endet, hat mich schließlich doch angetrieben, auch die letzten Seiten vollends hinter mich zu bringen.
Während der Inhalt mich also schließlich nicht mehr fesseln konnte, ist Dybek sprachlich durchweg ein Genie. Schade, dass er den Weg, den er über die ersten 150 Seiten eingeschlagen hatte, nicht durchhält. Ansonsten wäre "Der Himmel über Greene Harbor" auch für mich ein Meisterwerk eines Jungautors geworden. So aber blieben mir (maximal) drei Sterne übrig, da mich das Buch zuletzt dann nur noch gelangweilt hat.