Bad-Boys … skrupellos, kriminell, angsteinflößend, aber trotzdem mit einer versteckten Seite, die sie liebeswert macht. Ich mag diese Geschichten mit Männern, die jenseits des Gesetzes stehen und nach ihren eigenen Regeln leben sehr gerne. Es ist wahrscheinlich der Reiz des Verbotenen, das Eintauchen in eine Welt, von der man im realen Leben Lichtjahre entfernt ist, die diese Faszination auf mich ausübt.
Patrick und Alexej, ein Detective, der Abteilung für Organisiertes Verbrechen zugeteilt, und ein Leibwächter in den Diensten einer der mächtigsten Familien der russischen Mafia in Chicago. „Unter die Haut“ fällt somit voll in mein Beuteschema und ich habe mich sehr auf die Geschichte der beiden ungleichen Männer gefreut.
- In geraden Reihen aufgebaut ragten die Geräte wie Skelette aus der Dunkelheit und nach wie vor war keine Menschenseele in Sicht, sie zu klirrendem, klapperndem Leben zu erwecken. Die rote Notbeleuchtung warf ihre Schatten wie formlose Phantome an die Wände und färbte das weiße Metall blutrot. – (S. 6)
Der Einstieg in die Story ist atmosphärisch, einnehmend und hat mir wirklich gut gefallen und ich dachte mir „Phantastisch, Volltreffer“. Leider bin ich dann relativ schnell wieder auf dem blanken Boden der Tatsachen gelandet. In der ersten Hälfte des Buches reiht sich gefühlt eine explizite Szene an die nächste. Diese sind zwar durchaus sehr ansprechend geschrieben und sollen wohl verdeutlichen, dass die Beziehung zwischen Patrick und Alexej zu Anfang rein auf das Körperliche ausgerichtet ist. Für mich war diese Flut allerdings eindeutig zu viel des Guten. Erst ab der Mitte, kann man davon sprechen, dass die Charaktere auch einmal außerhalb der Horizontalen agieren, wobei das für mich auch die abgespeckte Version einer Story darstellt, die sich mit der Vory v Zakone beschäftigt. „Die Mafia ist gefährlich und sich mit ihr anzulegen bedeutet oftmals den Tod“ ist das, was ich dazu an Informationen aus dem Text ziehen kann. Es wird lediglich an der Oberfläche gekratzt und zeigt nur ein sehr grobes Bild davon, wie diese Clans arbeiten. Einen Einblick in die Machenschaften und internen Netzwerke erhält man nicht. Auch auf der Seite der Gegenspieler, sprich der Polizei, habe ich das tiefere Eintauchen in die Materie sehr vermisst. Der Fokus lag rein auf den beiden durchaus sympathischen Männern, was für mich aber einfach nicht ausreicht um mich bei so einem Thema zu begeistern. Ein weiterer Kritikpunkt sind die ständigen Perspektivwechsel, auch innerhalb einer Szene, die die Zuordnung auf den ersten Blick oft schwer machen.
Zusammengefasst hat mich „Unter die Haut“ nach einem fulminanten Start leider größtenteils enttäuscht. Wer allerdings eine sehr sexlastige Story ohne großartigen Ausbau der fiktiven Welt sucht, könnte damit durchaus seine Freude haben. Geschmackssache!