Okay… wo fange ich am besten an? Ich wollte dieses Buch wirklich mögen. Schon alleine deshalb, weil ich sehr gerne Dystopien lese und ich nicht an die vielen negativen Bewertungen glauben wollte, die es über das Buch gibt. Was soll ich sagen, der einzig Positive Aspekt ist, dass ich es sehr schnell gelesen habe. Was aber auch einfach daran lag, dass es wirklich sehr kurz war.
Achtung: Spoiler!
Mein größtes Problem mit diesem Buch war die Eingeschränktheit des Lesers. Nicht nur erfährt man nichts über die Welt, in der wir uns befinden, zudem wird der Leser auch nur in das eingeweiht, was sich in unmittelbarer Nähe zu dem Protagonisten abspielt. Es fühlt sich an, als würde man durch eine Röhre sehen und alles, was außerhalb dieser Röhre ist, kann man nicht wahrnehmen. Ich habe das als sehr negativ empfunden, vor allem, weil ich das Gefühl hatte, dass das Buch und die Idee dahinter eigentlich mehr zu bieten hätte.
Was ja schon ganz oft genannt wurde, deshalb möchte ich hierauf auch nur ganz kurz eingehen, ist die Tatsache, dass das ganze Buch wie eine Mischung aus unzähligen schon existierenden Dystopien erscheint. Mir ist bewusst, dass man es bei der Fülle an Dystopien wohl kaum schaffen wird, das Rad ganz neu zu erfinden und das erwarte ich auch gar nicht. Aber hier hatte ich wirklich durchgehend das Gefühl, dass der Autor sich in etlichen Szenen an ähnlichen Szenen anderer Bücher bedient hat. Um kurz ein paar Beispiele zu nennen:
Rising Sparks: Die Protagonistin Skye lebt in Sektor One. Wenn irgendjemand in der Stadt exekutiert wird, müssen alle Bürger der Stadt sich auf dem großen Platz zusammentreffen und dabei zusehen.
Tribute von Panem: Die Protagonistin lebt in Distrikt 12. Am Tag der Ernte müssen alle Bewohner der einzelnen Distrikte sich auf dem großen Platz zusammentreffen und dabei zusehen.
Rising Sparks: In einer Art „Zeremonie“ wird der Beruf der Menschen festgelegt. Sie dürfen/können diesen Beruf nicht ändern. Führen sie ihn falsch aus, sterben sie.
Die Bestimmung: In einer Art „Zeremonie“ wird die Zugehörigkeit der Menschen in eine bestimmte Gruppe festgelegt. Sie dürfen diese Gruppe nicht ändern. Sind sie der Gruppe unwürdig, können sie beispielsweise auch verbannt werden und gehören fortan keiner Gruppe mehr an.
Und das sind nur zwei Parallelen. Ich könnte ewig so weitermachen, aber das würde hier den Rahmen sprengen. Man merkt, der Autor hat sich leider nicht wirklich viel Mühe gegeben, eine innovative und einzigartige Geschichte zu verfassen. Schade.
Zum Schreibstil des Autors möchte ich gar nicht so viel sagen. Ja, er war nicht gut. Das lag vor allem daran, dass viele Wiederholungen vorkamen, die Grammatik, Wortwahl und der Satzbau teilweise nicht gepasst haben und die Sätze sehr abgehackt wirkten. Trotzdem fand ich den Schreibstil nicht grottenschlecht. Mit einem richtigen Lektorat hätte man daraus vielleicht etwas machen können. So hat es vor allem unfertig gewirkt.
Was ich dagegen wirklich sehr negativ fand, war der ganze Part, nachdem Skye ihrem Beruf zugeteilt wurde. Ab hier strotzt das Buch nur noch vor Logikfehler. Zum einen der gesamte Trainingspart. Man merkt, dass sich der Autor nicht mit der Materie befasst hat. Mir ist bewusst, dass es sich um eine fiktionale Geschichte handelt, trotzdem denke ich mir: Soldat ist Soldat, oder nicht? Das gesamte Lager, der Trainingsablauf, der Sinn der Soldaten, das alles hat für mich keinen Sinn ergeben. Ich habe mich durchgehend gefragt, ob ich gerade ein Buch lese oder eine schlechte Fanfiktion. Zumal es auch wirklich sehr wahrscheinlich ist, dass ein Mädchen, dass gerade bei seiner ersten „Trainingseinheit“ mitmacht und davor noch nie eine Waffe gehalten hat oder Hindernissen ausgewichen ist, auf einmal die Beste ist. Hat sie irgendwelche Superkräfte, die der Autor uns verschwiegen hat?
Die Charaktere waren durchweg flach und charakterlos. Skye hat das ganze Buch über nur rumgejammert und geweint. Ihre Motivation war mir vollkommen unbegreiflich. Sie hat einen Hass auf die Outlaws, weil diese ihren Bruder getötet haben, freut sich aber nicht darüber, dass sie die Chance bekommt, diese zu töten, sondern weint erstmal. Und als sie herausfindet, dass der Typ, auf den sie steht, eigentlich ein Outlaw ist, ist sie nicht einmal schockiert, sondern nimmt es ganz gelassen hin. Wie bitte? Also für mich hat der Charakter der Protagonistin einfach überhaupt nicht existiert. Und das wurde leider mit den anderen Charakteren nicht besser. Emilian, Skyes Bruder, der „leichte“ inzestöse Gedanken seiner Schwester gegenüber hegt, hat ein paar einzelne Kapitel, die überhaupt nichts zur Story beitragen. Sie sind einfach da. Warum er getötet wurde wird übrigens nie aufgeklärt und ergibt überhaupt keinen Sinn. Am Ende kommt nämlich heraus, dass die Outlaws nur existieren, um alten Menschen zu helfen und diesen Medizin, etc. zu bringen, da das System alte Menschen mit 75 umbringt. Warum auch immer sie dann Menschen dabei angreifen und töten, ist mir völlig schleierhaft. Und warum einer von den Outlaws sich als Soldat ausgibt, begreife ich auch nicht. Welchen Sinn soll das denn haben? Ich habe es leider nicht verstanden. Wobei wir gleich beim nächsten Charakter wären, der irgendwie eine große Rolle gespielt hat… aber irgendwie auch nicht. Kiran, der Outlaw, der sich als Soldat ausgibt und dem Skye irgendwie total verfallen ist. Warum auch immer. Die zwei haben gefühlt drei Worte miteinander gewechselt und waren sofort verrückt nacheinander. Kirans Charakter war quasi nicht existent. Er hat Skye ständig das Leben gerettet, obwohl er sie nicht einmal kannte und konnte danach nicht einmal begründen, warum er es getan hat. Er hat Skye bei Dingen geholfen, die ihm den sicheren Tod hätten bringen können – obwohl sie eine völlig Fremde für ihn war. Verstehen muss ich das hoffentlich nicht.
Skyes Soldatenfreunde waren ebenso charakterlos. Ich habe das Buch gestern beendet und deren Namen schon wieder vergessen. Die eine hätte auch die andere sein können – es hätte keinen Unterschied gemacht. Sie spielen überhaupt keine Rolle im Buch, sie sind einfach nur da. Die einzige Person, die irgendeine Form von Charakter aufweist, war Skyes Freundin Cassie. Ihre Geschichte fand ich sogar ganz gut, zumindest im Vergleich zu den anderen.
Ich könnte ewig so weitermachen. Was ist ein Sol-Tablet? Was ist eine Hoover-Bahn? Keine Ahnung? Tja, ich auch nicht. Und das auch nicht, nachdem ich das Buch gelesen habe. Der Autor wirft mit Begriffen um sich, ohne sie zu erklären. Warum muss jeder ein Sol-Tablet mit sich führen? Keine Ahnung. Und was ist so besonders an diesen Dingen? Ich weiß es nicht. Der Autor anscheinend auch nicht, sonst hätte er es ja mal erwähnen können.
Es passiert absolut nichts in diesem Buch. Alles was passiert ist vorhersehbar und unlogisch. Es gab nicht mal ein Finale, das Buch endet einfach so, ohne, dass irgendetwas passiert ist und hinterlässt nur große Fragezeichen. Ich hätte noch sehr viel sagen können, denke aber, dass das reicht. Tut euch selbst einen Gefallen und lest lieber ein anderes Buch. Dieses hier kann man sich sparen.
Ich finde es schade. Ich hatte Erwartungen an diese Geschichte, die leider nicht erfüllt wurden. Stattdessen habe ich eine flache Geschichte mit Logik- und Grammatikfehlern erhalten, die ich genauso auch auf Wattpad hätte lesen können. Auf den zweiten Band werde ich höflich verzichten.