Nico Walker

 3,8 Sterne bei 14 Bewertungen
Autor von Cherry und Cherry.

Lebenslauf

Die unschönen Seiten: In seinem Debütroman »Cherry« erzählt Nico Walker eine sehr persönliche, teils autobiographische Geschichte: Ein junger Mann aus Cleveland lernt in seinem ersten Jahr an der Uni ein Mädchen kennen. Die beiden verlieben sich, erleben eine wilde Zeit, nehmen Drogen. Bis die Zeit jäh vorbei ist und Emily zurück nach New York muss. Und der junge Mann sein Studium schmeißt, um sich beim Militär zu verpflichten. Kurz bevor er in den Irak aufbricht, heiraten die beiden in einem verzweifelten Versuch, ihre Beziehung zu retten. Doch die Entfernung, die Zeit und die schrecklichen Dinge im Kriegsgebiet treiben unausweichlich ihren Keil zwischen das Glück der beiden. Nico Walker hat als Sanitäter bei über 250 Einsätzen im Irak der amerikanischen Armee gedient. Nach seiner Rückkehr verfällt er dem Heorin, genauso wie Emily. Er begeht einen Bankraub und wird zu elf Jahren Gefängnis verurteilt. Dort, auf einer alten Schreibmaschine, verfasst er seinen ersten Roman.

Alle Bücher von Nico Walker

Cover des Buches Cherry (ISBN: 9783453271975)

Cherry

(13)
Erschienen am 15.04.2019
Cover des Buches Cherry (ISBN: 9780525520139)

Cherry

(1)
Erschienen am 14.08.2018

Neue Rezensionen zu Nico Walker

Cover des Buches Cherry (ISBN: 9783453271975)
markus1708s avatar

Rezension zu "Cherry" von Nico Walker

markus1708
Das neue "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo"

Nico Walker ist Kriegsveteran, war im Irak, ist drogenabhängig, hat Banken überfallen um damit seine Sucht zu finanzieren. Dies ist sein ebenso schonungsloser wie spannend und gut geschriebener Roman über sein Leben. Derzeit sitzt er im Gefängnis seine mehrjährige Strafe ab. Was in den 1970ern „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ war, ist jetzt „Cherry": die schockierende Geschichte einer Drogensucht. Das Buch ist von der ersten bis zur letzten Seite schwer beeindruckend, für mich satte fünf von fünf Sternen wert.

Cover des Buches Cherry (ISBN: 9783453271975)
DrWarthrops avatar

Rezension zu "Cherry" von Nico Walker

DrWarthrop
Ungeschminkter Einblick


Nach dem Highschool-Abschluss fragt sich fast jeder: was fange ich mit meinem Leben an? So auch der namenlose Protagonist dieser vielseitigen Erzählung, der sich aus Mangel an anderen Ideen bei einer örtlichen Uni einschreibt, diese jedoch nie wirklich ernst nimmt. Das lässt sich zum einen an seiner ständigen Abwesenheit, als auch gut an dem alltäglichen Drogenkonsum festmachen, weshalb er nach nicht einmal zwei Semestern wieder vor dem selben Problem steht. Trotz der dringlichen Bitten seiner großen Liebe Emily schreibt sich Mr. Namenlos beim Militär ein, um für ein Jahr in den Irak zu gehen. Beim Einstellungstests und den folgenden Monaten Grundausbildung ist er, trotz einiger Zweifel an den irrationalen Zuständen der Army recht zuversichtlich und freut sich darauf seinem Land zu dienen. Dort angekommen erblickt er jedoch bittere Realität, die vor allem aus langweiligen Patroullien, noch langweiligereren Hausdurchsuchungen und schnarch öden Gesprächen besteht. Die einzige 'Action' beinhaltet immer den Tod oder die schlimme Verstümmelung eines seiner Kameraden durch tückische Bodenbomben, ohne den Angreifer ausmachen zu können. Durch die ständige Angst und zugleich nihilistische Einstellung stumpft unser Protagonist immer weiter ab, bis ihn nur noch Drogen und Sex von der Sinnhaftigkeit des Lebens überzeugen.

Ein namenloser Protagonist, Irak-Krieg und Drogen - was auf den ersten Blick vielleicht billig oder abgedroschen klingt verfeinert durch melodramatische und ungeschönte Eleganz ein abgründiges Traumspiel im Verfall humaner Gelüste. In dreckig reeller Manier leitet der Autor durch den eklatanten Abstieg seines Alter-Egos nach den wirren des Krieges und im Zweitracht der Drogensucht. Verzweifelt vollzieht das Werk, gestützt durch persönliche, rohe Diktion einen bitteren Abriss schwelender Ängste und Traumas moderner Parallelgesellschaften im Hinblick auf fehlende Sozialnetze, sowie dem unerbittlichem Egoismus der diesen vorrottenden Wurzeln entwächst. Ungeschminkt und ehrlich entblößt sich die wahre Natur humaner Einfältigkeit nach dem kleinen Funken 'Guten' in der Welt zu suche, nur um festzustellen einem Traumgebilde nachzulaufen, verdonnert dazu das herzlose Leben eines Plagiats zu führen - ohne Blick für das Schöne im Sein. 
Einfühlsam vermittelt das Werk die fulminante Tragik im luziden Dickicht überbordender Fehlentscheidungen verloren zu gehen, um getrieben von Selbstzweifeln immer weiter auf den nahstehenden Abgrund zuzulaufen. Die bekannten, autobiografischen Elemente entfalten durch reale Präsenz einen immersiven, lebendigen Charakter, dem ein kritischer Blick durch dauerhafte Verarbeitung wenig anhaben kann, jedoch auch wenig zur Sympathie des Protagonisten beiträgt. Ein starker Fokus auf die Geschehnisse und Auswirkungen lässt die Handlung dramaturgisch wenig kontrastieren, festigt jedoch im Gegenzug eine organische und feinfühlige Charakterentwicklung, die diesem Werk einen einzigartigen Charme verleiht. Im Einklang mit emotionalen Feinheiten entfaltet das Werk ein sinister-pittoreskes Bühnenbild greller Städte, als auch karger Wüstenlandschaften, das immer weiter in den dunklen, nimmersatten Drogenexkursen gänzlich zu verschwinden droht. Eingekapselt zwischen toxischer Beziehung, asozialen Dealern und einem ziellosen Leben erhöht sich der Druck bis zum wortwörtlichen Limit, um dann zwangsläufig überzukochen.

Einmalig vermag der Autor die angeborene Irrationalität zu kompostieren und sie im bitteren Sud fehlender Sozialstruktur und ungeheilter Traumatas gären zu lassen. Ein auffallend herbes Werk, das sich nicht davor scheut die ekelerregenden Tiefen menschlicher Verzweiflung zu erforschen, ohne dabei Rücksicht auf eigene Egozentrik oder fehlendes Verständnis zu nehmen. Gerade diese brutale Präsenz vereitelt vereinzelte Sympathiepunkte, birgt jedoch vielfältige Wahrheiten, die sonst im lauten Dickicht alltäglichen Schwachsinns ungehört verhallt wäre.
Eine absolute Empfehlung für jeden Freund etwas derberer Natur, als auch für die, die es noch werden wollen.


Cover des Buches Cherry (ISBN: 9783453271975)
Thomas_Lawalls avatar

Rezension zu "Cherry" von Nico Walker

Thomas_Lawall
Schätze im Himmel

Na ja, von diesem Roman auf "das ganze Leid und die Verdorbenheit der amerikanischen Gesellschaft" zu schließen, dürfte dann doch mehr als überzogen sein. Als Maßnahme, die Verkaufszahlen des Buches zu steigern, mag jene Behauptung eher geeignet sein.

Der namenlose Held der Geschichte, welche eher eine Aneinanderreihung von Erinnerungen darstellt, stammt aus der Mittelschicht, war ein "Sensibelchen" und seine Eltern gaben ihm "alles, was er brauchte", was aber offenbar nicht genug war. Nico Walker erzählt direkt und widersprüchlich, woran man sich in diesem Buch gewöhnen muss.

"Was ich nicht von ihnen bekam, besorgte ich mir selbst, indem ich Drogen an die Uni-Kids vertickte."

Eine andere Möglichkeit schien ihm nicht in den Sinn gekommen zu sein. Ein Umstand, der sich durch das gesamte Buch zieht. Statt das Leben in die Hand zu nehmen, ergibt man sich in Orientierungslosigkeit und lässt sich treiben. Schuld sind natürlich die Eltern, die ihren Sohn zur Uni schickten, weil sie selbst nicht die Möglichkeit dazu hatten. Daraus strickt Sohnemann folgende Erkenntnis:

"Alles, was ich wusste, war, dass die Welt verkehrt und ich mittendrin war."

Als logische Folge dessen spielt natürlich auch der eigene Konsum von Drogen eine entscheidende Rolle. Wie langweilig doch Partys sind, auf welchen nur Bier getrunken wird. Im Grunde dreht sich die gesamte Geschichte ausschließlich um den permanenten Drogenkonsum und der Beschaffung der dafür notwendigen Mittel. Stets ist man "so was von am Arsch" oder "breit ohne Ende".

Auffallend ist eine merkwürdige Distanz zu den Dingen, egal ob es sich generell um eine halbwegs vernünftige Gestaltung des Alltags handelt, oder im speziellen um das Verhältnis zu Frauen beispielsweise. Sexualität, sofern man das so nennen kann, wird in unmaskierten Worten geradezu abgehandelt. Derb, roh und in zwanghaftem Affekt. Eine Sache, die es eben abzuarbeiten gilt.

Die Art und Weise, wie Nico Walker hier offenbar sein eigenes Leben skizziert, besitzt trotz aller Kühle der Betrachtung, wie aus kilometerweitem Abstand und aus einer anderen Wirklichkeit betrachtet, eine gewisse Faszination. Dort wo andere um den heißen Brei herum schreiben, ziert sich der Autor niemals, klar und unmissverständlich zu formulieren. Auf die Dauer aber ebenso öde wie langweilig.

Trotzdem eine gute Idee vielleicht, und bestens dazu geeignet, die traumatischen Erlebnisse als Militärsanitäter im Irak wenigstens halbwegs zu verarbeiten. Von der Seele geschrieben hat er sich für den Moment jedenfalls alles. Und wenn sich für ihn im nächsten Jahr die Gefängnistore öffnen, werden sich mit Sicherheit völlig neue Perspektiven anbieten.

Insofern ermöglichen diese Notizen, die alles andere als ein "großer Roman" sind, zumindest einen nicht ganz uninteressanten Einblick in die recht einfach gestrickte Gedankenwelt eines ganz normalen Amerikaners. Ob dies Rückschlüsse auf den Entwicklungsstand eines ganzes Volkes erlaubt, darf bezweifelt werden.

Und ja, keine Regel ohne Ausnahmen, denn in Spurenelementen wächst Nico Walker über sich hinaus. Während der militärischen Grundausbildung war auch ein zweiwöchiges Klinikpraktikum zu absolvieren. Einen verletzten Obdachlosen zu baden war kein Spaß. Unser Held sieht es locker:

"Und so tat ich Gutes, sammelte Schätze im Himmel, die unvergänglich sind und die kein Dieb mitnehmen kann."

Auch einen heftigen Streit mit Ehefrau Emily weiß er filmreif auszuschmücken:

"Es schien, als würden ihr Flügel wachsen. Kreischend flatterte sie durch die Wohnung und kreiste an der Decke umher. Es war schrecklich. Genauso gut hätte ich mit einem Flugsaurier diskutieren können. Zwecklos."

Auch die Frage, wo hier groß "über die Opioid-Epidemie" geschrieben wurde, muss erlaubt sein. Doch aufgepasst: Vielleicht könnte "Cherry" für jemanden der Startschuss sein, dies einmal tatsächlich zu tun. Vielleicht sogar für Walker selbst? Seine aufkeimende Metaphorik gibt jedenfalls zu entsprechenden Hoffnungen Anlass.

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