Cover des Buches Mordsviecher (ISBN: 9783866123106)
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Rezension zu Mordsviecher von Nicola Förg

Rezension zu "Mordsviecher" von Nicola Förg

von R-E-R vor 12 Jahren

Rezension

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R-E-Rvor 12 Jahren
“Diese Geschichte ist nicht schön, auch nicht sonderlich lustig. Sie handelt vom Machtmissbrauch gegen solche, die sich nicht wehren können. Gegen Tiere, aber auch gegen schwache Menschen”. So schreibt Nicola Förg in ihrem Nachwort zu “Mordsviecher”. In ihrem neusten Krimi hat Kommissarin Irmi Mangold es mit kranken Tiersammlern zu tun, sogenannten Animal Hoardern. “Es ist ein Krankheitsbild, bei dem Menschen Tiere in einer großen Anzahl halten, sie aber nicht mehr angemessen versorgen. Es fehlt an Futter, Wasser, Hygiene, Pflege. Die Halter erkennen nicht, dass es den Tieren in ihrer Obhut schlecht geht”. Es scheint unglaublich, dass ausgerechnet der Daunenjackenhersteller Kilian Stowasser, der für “seine tierschutzgerechte Produktion” schon mit Preisen ausgezeichnet wurde, sich als ein solcher Tierquäler herausstellen soll. Und doch findet man den Erfolgsunternehmer tot in einem abgelegenen Gnadenhof. “Inmitten einer unüberschaubaren Anzahl von Tieren, die in einem erbärmlichen Zustand waren”. Unter anderem gehörten jede Menge giftige Reptilien zu den Schützlingen des Opfers. Für Irmi Mangold stellt sich nun die Frage ob es sich um “einen Unfall mit seinen giftigen Spielzeugen” handelte oder um einen perfide getarnten Mord. Der Beginn des Buches ist schwer zu verkraften. Als der Kollege Sailer seine Vorgesetzte auf den Gnadenhof ruft, bringt er nicht mehr als die hilflosen Worte heraus: “Sie müssen kommen. Sofort. I schaff des ned, und so was schafft sowieso keiner allein”. Irmi Mangold sagt später zur ihrer Assistentin Kathi: “Es klang wie aus der Hölle”. Und genau so liest es sich auch. Nicola Förg spart nicht mit drastischen Beschreibungen um den erbarmungswürdigen Zustand der Tiere deutlich zu machen. Mehr als einmal muss man den Kloß im Hals mit Tränen herunterschlucken. Der Autorin war es wichtig auf diesen Irrsinn aufmerksam zu machen. Das ist ihr gelungen. Trotz des grauenvollen Einstieges ist der gesamte Roman, wie immer bei Förg, von einer spannenden Handlung mit viel Verständnis für menschliche Schwächen geprägt. In kürzester Zeit sieht sich die Kommissarin einer Fülle potentieller Verdächtiger gegenüber. Die Bandbreite reicht vom Vorsitzenden des örtlichen Tierschutzvereins Max Trenkle (der Stowasser Betrug bei seiner tierschutzgerechten Produktion vorwarf) über die Journalistin Tina Bruckmann (die wegen kritischer Berichterstattung über Stowasser degradiert wurde) bis hin zu Veit Hundegger (einem Konkurrenten, dem Stowasser einen begehrten Preis und damit viele Aufträge weggenommen hat). Handlungsverlauf und Figuren sind interessant und hintergründig. Vom Ambiente bis zu den Dialogen ist alles stimmig. Man merkt, dass die Autorin weiß wovon sie schreibt. Sie beschreibt ihre Heimat und die Menschen die darin leben, mit ihren Stärken und Schwächen. Mit allen Macken, Eigenheiten, liebens- und verabscheuenswerten Eigenschaften. Das ist die besondere Stärke von Nicola Förg. Trotz des oft traurigen und belastenden Inhaltes ist das Buch gut zu lesen. Weil die Autorin es versteht das Leben, so wie es eben ist, zwischen Buchdeckeln zu verewigen: “Mal lustig, mal tragisch-komisch, mal traurig, mal irrsinnig”.
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