Cover des Buches Tessa (ISBN: 9783548612416)
D
Rezension zu Tessa von Nicola Karlsson

Ein Sommer in Berlin

von dowi333 vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Muss man gelesen haben!

Rezension

D
dowi333vor 9 Jahren
Tessa ist schön und begehrenswert. Sie könnte glücklich sein, doch sie hat Probleme. Sie ist süchtig nach Alkohol und Betäubungsmitteln, aber auch nach Liebe und Zuneigung. Mit ihrer Situation ist sie höchst unzufrieden, sieht sich aber nicht imstande daran etwas zu ändern. An ihrer Lage sind stets die Anderen schuld. Man begleitet Tessa einen Sommer lang. Das Bild, das von ihr gezeichnet wird, beschränkt sich auf diesen Zeitraum. Über ihr bisheriges Leben schweigt das Buch nahezu vollständig. Wie sie an diesen Punkt in ihrem Leben gelangt ist, bleibt offen. Nur beiläufig erfährt man, dass Tessa Model war. Wie erfolgreich ist allerdings unklar. Im Moment ist Tessa arbeitslos, weil sie sich nicht aufraffen kann, die erforderlichen Schritte einzuleiten. Sie verbringt die Nächte vorzugsweise betrunken und auf Partys, bei denen Drogen konsumiert werden. Fast täglich nimmt sie sich vor, ihr Leben zu ändern. Und ebenso regelmäßig gönnt sie sich noch einen letzten Drink, um klare Gedanken fassen zu können, Pläne zu schmieden. Rechnungen kann sie nicht begleichen; weiß oft nicht, wann sie zuletzt gegessen hat, ignoriert Mahnungen. Sie hat kein Geld zum Leben und erheblich größere Probleme, als unbezahlte Rechnungen. Das müssen ihre Gläubiger doch verstehen. Sie leugnet ihre Sucht, meint, sie kann Drogen und Alkohol jederzeit lassen und sieht sich in der Opferrolle. Ihr Freund kann oder will ihre emotionale Bedürftigkeit nicht erkennen. Dabei ist egal, welchen Namen man einsetzt. Keiner kann/will es. Er lässt sich nicht auf sie ein, hilft ihr nicht. Wenn dieses Problem erst aus der Welt geschafft ist, lösen sich die anderen quasi in Luft auf. Alles wird gut. Schnell wird klar, dass sie genau das ist, was ihre „Freundin“ Charlotte ihr in einem Streit vorwirft: Eine egoistische Fotze. Sie ist manipulierend, nutzt Leute zu ihrem Vorteil aus. Sie nimmt sich, was sie braucht. Rümpft verächtlich die Nase über andere. Zwar bettelt sie um Hilfe, weist jedoch jeden Ratschlag von sich; sie weiß es besser. Sie denkt, sie hat alles im Griff, sie muss sich nur aufraffen. Die Handlung ist erstaunlich begrenzt; Tessa ist viel zu betäubt und zu sehr in ihrer Welt gefangen. Und trotzdem konnte ich das Buch nicht weglegen. Ich identifiziere mich nicht mit der Protagonistin und kann ihre Entscheidungen auch nicht nachvollziehen. Man beobachtet, wie Tessa sich in einem Studel befindet, der sie immer weiter in ihr Verderben zieht; sie hat ihr Todesurteil im Grunde bereits unterzeichnet. Und plötzlich gibt es Hoffnung. Hoffnung, dass Tessa die ihr angebotene Hilfe annimmt; ihr Leben in den Griff bekommt. Bleibt dieser Antiheldin zu wünschen, dass sie es schafft. Die Sprache ist klar und unverblümt, ohne dabei zu vulgär zu sein. In erschreckender Weise, kommt mir vieles bekannt vor. Lange konnte ich mich nicht entscheiden, ob mir dieses Buch zusagt oder nicht. Und doch: Dieses Buch sollte man gelesen haben.
Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks