Nicolas Juncker

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Autor*in von Die drei Musketiere.

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Cover des Buches Die drei Musketiere (ISBN: 9783551786968)

Die drei Musketiere

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Erschienen am 21.03.2011

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Cover des Buches Die drei Musketiere (ISBN: 9783551786968)
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Rezension zu "Die drei Musketiere" von Nicolas Juncker

Durch die Augen von D’Artagnan
Christopher_Bvor 5 Jahren

»Alle für einen. Und einer für alle.«

Kaum ein Leitspruch, der mehr nach Historien-Schinken riecht als dieser. Ruhm, Ehre, Vaterland. Für den König. Pfff! Die drei Musketiere, das ist altes Zeug. Mantel-und-Degen-Abenteuer von gestern. Denkt man.

2008 erschien bei Glénat in Frankreich ein Comic mit dem Titel D’Artagnan, Journal d’un cadet. Er fand auch den Weg in die deutsche Sprache, nämlich unter das Dach des Carlsen Verlags. Die drei Musketiere prangt auf dem Cover des Comics, klein wanderte die Übersetzung des französischen Originaltitels in die Unterzeile: Aufzeichnungen des jungen D’Artagnan.

Verfasser und Zeichner Nicolas Juncker hat sich dem Stoff von Alexandre Dumas angenähert und sein eigenes Ding draus gemacht. Mit Historischem hat der studierte Geschichtswissenschaftler bereits Erfahrung gesammelt, auch im Comic-Bereich. Die zuvor von ihm verfassten Comics spielen während der beiden Weltkriege (Le Front, Immergé) und der Ära Napoleons (Malet). Nun also Die drei Musketiere, das 17. Jahrhundert. Die Handlung kommt zunächst leicht daher, fröhlich und verspielt.

Der junge, heißblütige D’Artagnan kommt aus der Provinz nach Paris und will ein Musketier werden, ein Gardist des Königs. Dabei lernt er Athos, Porthos und Aramis kennen. Obwohl sich die drei zuerst mit ihm duellieren wollen, werden sie bald Freunde. Alle für einen. Der berühmte Leitspruch erscheint zum ersten Mal auf Seite 43, über zweihundert Seiten liegen jetzt noch vor uns. Puh! Könnte sein, dass wir jetzt genug haben, dass wir fertig sind, dass wir jetzt von Tugenden und Idealen erzählt bekommen wie anno dazumal. Kurz: Dass es staubig wird.

Wird es aber nicht. Einen Hauch davon verspüren wir schon auf einer der ersten Seiten. D’Artagnan wird uns als Tölpel mit Degen vorgestellt, als sympathischer Dummkopf, den man einfach gern haben muss. Es liegen Komödie und Klamauk in der Luft. Als es zu einem Duell kommt, fühlt es sich gar nicht so an, als würden D’Artagnan und sein Gegner Jussac auf Leben und Tod kämpfen. Tun sie aber. D’Artagnan ersticht Jussac.

Dieser Riss durch die heitere Harmonie wird breiter und breiter, je länger man liest. Dass man hindurch kommt durch diesen irgendwie altbackenen Stoff ist einigen geschickten Handgriffen von Nicolas Juncker zu verdanken. Er wechselt hin und her zwischen vollfarbigen, getuschten Panles hinüber zu solchen, die offen und nur skizzenhaft sind. Mit letzteren stellt er Erinnerungen dar, Vorstellungen und Ideen. Er geht so hinein ins Innere seiner Hauptfigur, seines Erzählers. Denn sein Erzähler ist D’Artagnan.

Er sieht durch seine Augen und weiß nur, was er weiß. Die Ereignisse werden personalisiert, das Erzählte nur zu einer Version der Wahrheit gedämpft. Hinzu kommt, dass dem gesamten Band eine Sprache anhaftet, die nur selten zuviel schwurbelt und näselt und eine feine Mantel-und-Degen- Atmosphäre vermittelt. Und Juncker unterschätzt die Fähigkeiten seiner Leser nicht. Die Schere zwischen Bild und Text wechselt zwischen kleiner und großer Spannweite. Der Kopf muss eingeschaltet bleiben. Trickreich versteht es Juncker außerdem, die umfangreiche Geschichte so zu verkürzen, dass beim Leser gar nicht der Eindruck entsteht, es würde etwas fehlen. Kurzum: Nicolas Juncker versteht sein Handwerk als Zeichner und Erzähler.

Seine Bildlösungen und seine Erzählweise sind nicht avantgardistisch, aber modern. Ein aktueller Unterhaltungscomic sollte auf genau diesem Niveau sein, damit er sein Geld wert ist. Und die drei Musketiere? Die Vermittlung von Tugenden und moralischen Vorstellungen, die so sehr mit diesem Erzählstoff und den Figuren verbunden sind? Auch hier zeigt sich Juncker modern. Es geht um Liebe und Freundschaft, um die große Frage: Wie lebe ich richtig? Dem Tod von Lady De Winter haftet Bitterkeit und Tragik an. Die Ehre, dem König dienen zu dürfen, hat am Ende einen schalen Beigeschmack. Die Musketiere wirken nicht mehr ganz so edel, rein und tapfer, insbesondere Athos, der von allen stets der vornehmste war. D’Artagnan streift zum Schluss eine simple Erkenntnis: dass die meisten Dinge mehr als zwei Seiten haben.

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