Cover des Buches Ada liebt (ISBN: 9783832161859)
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Rezension zu Ada liebt von Nicole Balschun

Ada und Bo, oder ziehen sich Gegensätze wirklich an?

von 19angelika63 vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Die Geschichte um Ada ist genauso ungewöhnlich und schwierig wie Ada selbst.

Rezension

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19angelika63vor 9 Jahren
Klappentext
Als ihre Tante Rosi stirbt, gerät Adas Welt aus den Fugen. Aber nicht so sehr wegen der Trauer um die schrullige Tante. Vielmehr weckt einer der Sargträger Adas Interesse, als er aus Versehen sein Gebetbuch ins Grab fallen lässt. Bo ist Landwirt und nur im Nebenberuf Sargträger. Er ist ganz anders als die verschlossene Ada.
Ada sucht ihr Glück in Büchern und verkriecht sich vor dem Leben. Bis Bo mit seinen Kühen und Schweinen in ihr Leben tritt. Er liest Ada aus den Landwirtschaftszeitungen vor und stellt ihr schließlich eigene Gummistiefel hin. Doch Ada traut den Schweinen nach wie vor nicht über den Weg, und sie glaubt nicht recht am die Beziehung …


Vielleicht bekommst du eine Chance, dein Bedürfnis nach Liebe und Leben anderswo zu stillen … Mut, das Leben ist überall … Warte … Gib nicht auf … Warte! Es dauert nicht mehr lange, und das Leben wird neu erwachen …
(Madeleine Bourdouxhe)

Ada ist anders als andere Mädchen. Sie lebt in ihrer eigenen Welt … der der Bücher. Sie meidet jegliche Kontakt … in der Schule, an der Uni, im Leben. Ihr sind die losen Kontakte und unverbindlichen Dates am liebsten. Um ja nicht am Leben teilnehmen zu müssen legt sie sich Karteikarten an, um Ausreden am Telefon parat zu haben.

Eines Tages lernt sie Bo kennen. Er ist einer der Sargträger von Adas Tante. Als sein Gebetbuch in das Grab fällt, richtet er damit ungewollt Adas Aufmerksamkeit auf sich. Fortan ist Ada jeden Sonntag auf dem Friedhof, um Bo zu treffen. Aus der Freundschaft scheint sich so etwas wie eine Liebe zu entwickeln.

„Fühlst du es, fragte meine Mutter, der es wichtig war. Was, fragte ich und sie sagte die Liebe. Ich fühlte in mich hinein und sah mein Blut rauschen und mein Herz schlagen, aber Bo sah ich nicht.“ (Seite 40)

Adas Eltern haben jedoch so ihre Zweifel, ob Bo der Bauer, der richtige Mann für Ada ist. Doch Ada hat sich entschieden und will es mit Bo versuchen … wäre da nicht ihre Angst vor seinen Schweinen und dieser fürchterliche Geruch …

„Die Buchstaben, die mir in meiner Kinderzeit so viel Ärger eingebracht hatten, waren in der Bibliothek an ihrem Platz. Sie hatten ihren eigenen Geruch nach altem, abgegriffenem Papier, nach Druckerschwärze und verbrauchter Luft. Sie atmeten de Geräusche ihrer Leser ein, das heisere Räuspern, das Kratzen der Bleistifte auf chlorfreiem Papier und das Rascheln der Seiten beim hastigen Umblättern durch trockene Hände.“ (Seite 44/ 45)

Diese Geschichte um Ada ist so schwierig und ungewöhnlich wie Ada selbst. Ehrlich gesagt, kann ich gar nicht so genau sagen, ob ich dieses Buch mag. Der Schreibstil ist etwas gewöhnungsbedürftigt. Nicht nur, dass die Autorin die indirekte Rede gebraucht, nein, sie springt auch in ihren Sätzen, so dass ich oft nicht so genau wusste, worum es gerade geht. Doch je mehr ich las, desto mehr gewöhnte ich mich an Stil und Sprache.

„In diesem Augenblick wurde mir klar, wie klug Bo war, und dass seine Klugheit eine andere war als meine. Bo hatte sein Wissen aus dem Leben und irgendwie auch aus dem Herzen. Ich hatte meines aus Büchern und es konnte doch nicht gut gehen mit uns, und während mir sein Geruch in die Nase stieg, flüsterte ich Bo ins Ohr, du bist so dumm, Bo, und er lachte und flüsterte zurück, und du erst., Ada.“ (Seite 147)

Die Story selbst ist auch etwas ungewöhnlich. Da ist einmal Ada, das Mädchen, die eher eine Eigenbrötlerin ist und lieber für sich bleibt. In meinen Augen hat Ada leichte Autistische Züge. Sie verliebt sich in Bo, einem Landwirt. Auf den ersten Blick erscheint mir als Leserin diese Konstellation als unmöglich. Doch jeder der beiden Protagonisten entwickelt sich in der Geschichte.

Die Autorin hat mit diesem Roman versucht zu zeigen, wie schwer es ist sich einem Menschen zu öffnen. Sein Innerstes nach außen zu kehren, Nähe zuzulassen und sich seinen Gefühlen zu stellen. An manchen Stellen gelingt es, an anderen hätte ich mir mehr davon gewünscht.

Alles in allem eine nette Geschichte, von der ich mir irgendwie mehr erhofft hatte.

„Leben ist mehr als Zusehen und Aufschreiben, hat Bo in einer Nacht zu mir gesagt. Leben geht über Wörter hinaus, die du studierst, Leben beginnt dort, wo die Sprache aufhört, es ist Atem und du kannst seinen Pulsschlag hören, wenn du nur willst.“ (Seite 189)


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