Rezension zu "Oliver - Peace of mind" von Nicole Schröter
Eigentlich wollte ich in dieses Buch, das ich bei einem Preisausschreiben gewonnen hatte, nur ein wenig reinlesen und es später in Ruhe genießen. Doch daraus wurde nichts: Ich habe es auf einen Schlag verschlungen, so sehr hat es mich von der ersten Zeile an berührt.
Inhalt:
Die Ich-Erzählerin Nici hat ihre Jugendliebe Oliver irgendwann aus den Augen verloren. Jahre sind seitdem vergangen, in denen sie zwar hin und wieder an ihn gedacht hat, aber nie das Bedürfnis verspürte, ihn zu suchen. Mit einem Mal ändert sich das. Sie beginnt in ihrer Vergangenheit zu graben und fördert dabei Ungeahntes ans Tageslicht.
Meinung:
Wie oft sind mir die Tränen gekommen, als die Gefühle der handelnden Figuren zu mir durchbrachen! Dabei ist das Buch so schlicht und ruhig geschrieben. Stets hält sich die Sprache dezent im Hintergrund und lässt gerade dadurch Bilder und Gefühle im Kopf und im Herzen des Lesers entstehen, die ungemein tief gehen. Ich hatte den Eindruck, dass dieser auf ein Minimum reduzierte Text umso nachhaltiger wirkt.
Sprachlich, handwerklich und dramaturgisch ist das Buch einwandfrei. Der Stil, zeitlich so vorwärts und rückwärts zu springen, wie es die Handlung erfordert, hat mir bereits bei Florian Tietgens „… wenn es Zeit ist …“ gefallen und bewährt sich auch bei diesem früher publizierten Werk.
Im Mittelpunkt der Handlung stehen die Ich-Erzählerin Nici, ihre große Liebe Olli und dessen Mutter Betty. Die Figuren werden in den unterschiedlichen Zeit- und Handlungsebenen plastisch und vielschichtig herausgearbeitet. Das schätze ich bei dieser Geschichte umso höher ein, da sie nach Aussage der Autorin auf einer wahren Begebenheit beruht. Hier Distanz zu wahren und gerade kein Herz-Schmerz-Buch zu verfassen dürfte nicht einfach gewesen sein, ist Nicole Schröter aber wirklich gut gelungen.
Wertung:
Die Autorin versteht ihr Handwerk. In schlichten, kurzen Sätzen zeichnet sie Vorfälle über fast dreißig Jahre hinweg nach und lässt den Leser in menschliche Abgründe und Emotionen blicken, die berühren, nicht bedrängen. Ein stilles, zu Herzen gehendes Buch, das meine uneingeschränkte Leseempfehlung mit fünf von fünf Sternen erhält.