Nicole Seifert
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Neue Bücher
Lost & Found
"Einige Herren sagten etwas dazu"
Alle Bücher von Nicole Seifert
Tage wie Salz und Zucker
Das Leuchten jenes Sommers
FRAUEN LITERATUR
Die fünfte Kirche
Zeit der Schwalben
Gute Nachbarn
Zwischen den Meeren
Krawall und Kekse
Neue Rezensionen zu Nicole Seifert
Sarah Moss ist eine britische Schriftstellerin. 1975 in Schottland geboren, ist sie in England aufgewachsen und hat in Oxford Literatur studiert und auch darin promoviert. Die deutsche Übersetzung des Romans stammt von Nicole Seifert.
Sieben Parteien, die einander nicht kennen, machen Urlaub in einer Gruppe Holzblockhütten am Rande eines Lochs in den schottischen Highlands. Die einen kommen schon jahrzehntelang hierher, andere haben die Hütte nur für diesen Sommer gemietet. Doch für alle ist klar: Das Wetter ist so nicht normal, nicht einmal für Schottland. Es regnet seit Tagen unaufhörlich. Wie einer der Bewohner sagt, bringt der ewige Regen «Erosion statt Bewässerung» und trägt so langsam aber sicher nicht nur die Erde, sondern auch das Nervenkostüm der Hauptcharaktere ab. Ohne Handynetz und ohne die Möglichkeit, rauszukommen, bleibt den Urlaubern nur, ihre Nachbarn durch die nassen Scheiben zu beobachten. Dabei kippt die Stimmung von Seite zu Seite immer mehr und man spürt: Irgendetwas wird passieren.
Das Buch behandelt einen Tag von ca. 5 Uhr morgens bis spät in die Nacht. Jedes der zwölf Kapitel ist aus der Perspektive einer anderen Person geschrieben. Dabei schauen wir im Laufe des Tages in jeder Hütte zweimal vorbei und sehen zwei Seiten der gleichen Geschichte. Da ist das ältere Ehepaar - er regt sich über ihre Gebrechen auf, sie gleitet langsam aber unnachgiebig in die Demenz. Da ist das junge, frisch verlobte Paar, das sich Gedanken über die gemeinsame Zukunft macht, die Kinder einer depressiven und überbehütenden Mutter, zwei Teenager, ein Kleinkind, Mütter, Väter,… Sie alle sitzen in ihrer Hütte fest. Gleichzeitig spinnt Moss auch feine Verbindungen zwischen den Hütten. Einzig eine Hütte – die Hütte, in welcher die «Ausländer» wohnen - sehen wir nur durch die Augen der anderen. Mit jeder Seite wird es schwieriger, das ungute Gefühl zu unterdrücken, dass Moss durch ihr atmosphärisches Schreiben in uns weckt. Zwischen den Hauptkapitel sind zusätzlich kurze, zum Teil sehr poetische Texte zur Natur und Tierwelt rund um den Loch eingeflochten. Auch sie haben einen düsteren Unterton und tragen zur bedrohlichen Atmosphäre des Buches bei.
Der Roman ist meisterlich komponiert. Obwohl vordergründig nicht viel passiert, sitzt einem beim Lesen das Gefühl im Nacken, dass die Charaktere kurz vor einer Katastrophe stehen. Man hat aber keine Ahnung, aus welcher Richtung diese kommen wird. Moss verfügt über eine aussergewöhnliche Beobachtungsgabe und einen fesselnden Schreibstil. Dadurch kreiert sie ein wohlig schauriges Lesevergnügen, perfekt für lange Herbstabende.
Rezension zu "Freundliche junge Damen" von Magda Birkmann
„Freundliche junge Damen“ - eine Wiederentdeckung in einer wachsenden rororo-Reihe von vergessenen Büchern.
Elsie ist ein behütetes Mädchen aus Cornwall, das zu Beginn gleich recht eindeutig beschrieben wird: "Elsie war im Vorjahr ohne Abschluss von der Schule abgegangen. Ihre Hausarbeiten seien einfallslos", so die Lehrerinnen, "sie sei sicherlich eine Enttäuschung für die Eltern". Ihre Aussichten in dem abgelegenen Dorf, im Hause ihrer sich ständig streitenden Eltern, sind so trostlos, dass das sonst antriebslose Mädchen es irgendwann schafft, den weiten Weg Richtung London anzutreten. Dort pflegt ihre Schwester Leo mit der Freundin Helen auf einem Hausboot an der Themse eine bohemienartigen Lebensstil. Leo war acht Jahre vor ihr aus dem Elternhaus geflohen. In London war sie Helen begegnet und hatte sich in sie verliebt. Die beiden führen eine offene lesbische Beziehung, was aber nie direkt so ausgesprochen wird. Der Roman wurde schließlich 1944 geschrieben.
Die Initialzündung für Elsies aufregenden Trip in die Hauptstadt ist die Bekanntschaft mit einem Londoner Arzt namens Peter, von dem sie fälschlich annimmt, er sei der Märchenprinz, der sie sicherlich bald heiraten wird. Der hat aber gänzlich andere Motive. Die Handlung spielt vorwiegend auf dem Hausboot. Dort treffen die beiden Freundinnen auch Peter, der nicht nur Elsie über das Leben belehren will (ganz übles „Mansplaining“), sondern gerne eine Affäre mit den Bewohnerinnen des Hausbootes anfangen will. Schier unerträglich ist die arrogante Art, mit der er auf die Frauen, hier auf Leo, herabschaut: „Ja, es würde sich bestimmt lohnen, sie ein wenig an die Hand zu nehmen. Immerhin hatte sie eine schwere Kindheit gehabt (immer ein lohnender Ausgangspunkt), aber, so vermutete er, es war noch nicht zu spät. Eine kleine Justierung zu diesem Zeitpunkt könnte möglicherweise ihr ganzes weiteres Schicksal beeinflussen.“ Sein Auftreten wirkt oft komödienhaft. Und dann ist da auch noch der Schriftsteller Joe, der auf einen nahegelegenen Insel in der Themse wohnt und eine ganz besondere Beziehung zu Leo hat.
Kaum zu glauben, dass es ein Roman 1944 geschafft hat, lesbische Liebe in den Mittelpunkt zu rücken, ohne anzuecken. Mary Renault beschreibt das Verhältnis der beiden Frauen aber so verhüllt, dass die damalige Leserschaft nicht unbedingt merken musste, was sie da vorgesetzt bekam. Ein Buch, das die Wiederentdeckung lohnt – auch wegen seiner humorvollen Elemente. Die Beschreibung der (heterosexuellen) Liebesnacht wirkt heute reichlich altbacken. Der Schluss, so die Autorin später selbst, passt eigentlich nicht.
Die Herausgeberin Nicole Seifert hat ein informatives Nachwort verfasst.
Gespräche aus der Community
Shirley Jackson und ihr turbulentes Familienleben
Lest den Bestseller ”Krawall und Kekse” aus dem Jahr 1953 in einer gemeinsamen Leserunde und genießt das zeitlose Lesevergnügen, welches die damaligen und gegenwärtigen Rollenverhältnisse aufs Korn nimmt. Wir vergeben für diese Leserunde 15 Rezensionsexemplare in Print und freuen uns auf Eure Bewerbungen.
Auch wenn ich wenig in der Leserunde beigetragen habe, ich hatte einiges persönliches in letzter Zeit, danke ich dafür, dieses Werk lesen gedurft zu haben. Hier meine Rezension:
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