Hallo, ihr Lieben!
Ich verlose 15 Ebooks meines Dramas "Tür im Sand".
Bewerbt euch bis 22. Juli und teilt mir bitte mit, welches Ebook-Format ihr benötigt.
Die packende Dreieck-Geschichte zwischen einem Arzt ohne Grenzen, dessen Zwillingsschwester und einem Soldaten sorgt für herzzerreißende Momente. Nicht nur Beziehungsprobleme müssen bewältigt werden; die beiden Männer kämpfen gegen ihre inneren Dämonen. Und der nächste Schicksalsschlag steht bevor ...
Ich spreche daher eine Trigger-Warnung zu Krankheit, Kriegsgeschehen und Tod aus und freue mich auf eine tolle Leserunde mit euch. Abschließend gibt's noch eine kleine Leseprobe:
Eine weitere schlaflose Nacht. Sofia hat vermutlich Recht. Ich habe ein Problem und sollte es mir langsam eingestehen. Schließe ich die Augen, höre ich Frauen weinen und Kinder schreien. Pistolenkugeln prallen an den Steinwänden des Krankenhauses ab. Das Gebrüll der Taliban klingelt in meinen Ohren, Staub fliegt in meine Augen. Überall herrscht Chaos. Menschen versuchen zu flüchten und werden dabei niedergeschossen. Ich sehe das Gebäude vor mir einstürzen.
Aus einer plötzlichen Wut heraus schlage ich mit der Faust gegen die Wand. Das einzige Resultat sind schmerzende Fingerknöchel. Gerade ich als Chirurg sollte besser auf meine Hände achten. Mein Verhalten passt nicht zu mir.
PTBS, flüstert eine Stimme in meinem Kopf, doch ich will sie nicht hören.
Wenn ich wieder zurück in Italien bin, wird alles besser. Dachte ich.
Die Zeit heilt alle Wunden, sagen sie. Blödsinn.
Wieder sehe ich die finstere Zelle vor mir.
Amars Leben zu retten, rettete meines. Noch nie hatte ich unter derartigem Druck operiert. Meine Arbeit war jedoch nicht getan, nachdem er stabil war. Noch immer spüre ich die kräftigen Hände auf mir, wie sie mich nach draußen ziehen. Gleich ist mein Leben vorbei, dachte ich. Doch es kam keine Kugel. Ich bekam einen Schlag auf den Kopf. Und dann …
Mit einem Mal kann ich nicht mehr atmen. Schon wieder. Panisch schnappe ich nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen. Meine Brust wird eng. Die Kopfschmerzen sind unerträglich. Ich muss raus hier. Die Wände kommen näher. Sie werden mich erdrücken. Wie im Krankenhaus. Sie haben es zu einer Ruine gemacht. Und mich auch. Innerlich ist so viel eingestürzt. Der einzige Mensch, der die Trümmer aufbauen könnte, der ansatzweise versteht, was ich durchmache, ist unerreichbar.
Nicht schon wieder Jack!
Ich reiße die Haustür auf und stürze in die Nacht. Die Kühle tut mir gut. Langsam mäßigt sich das Pochen in meinem Kopf. Ziellos setze ich einen Fuß vor den andern. Meine Beine tragen mich wie von selbst zum Strand, meinem Zufluchtsort, meinem persönlichen Hafen.
Ich streife meine Schuhe ab und fühle den Sand unter den nackten Zehen. Die Sterne über mir strahlen. Ich denke an Arian und fühle wieder tiefen Schmerz. Er hatte so viel Besseres verdient ...
„Luke?“
Heute Nacht bin ich zu erschöpft für ein Treffen mit Jack. Reglos bleibe ich stehen, beinahe wie eine Maus, die sich totstellt und darauf hofft, von der Katze übersehen zu werden. Doch Jack ist kein Raubtier. Er bleibt da.
„Was ist mit dir?“
Ich sehe ihn nicht an. Mein Blick ist in die Ferne gerichtet, auf die endlose Weite des Meeres.
„Luke!“ Er klingt besorgt.
„Ich bin okay.“ Eine Lüge.
Schweigend stellt er sich neben mich. „Wann wirst du mir endlich erzählen, was geschehen ist?“, fragt er nach einer halben Ewigkeit.
Es ist eine berechtigte Frage. Ich denke an Arian und meine Kehle schnürt sich zu. Ich kann nicht darüber sprechen. Bestimmt denkt Jack, ich wäre gefoltert worden. Bin ich auch. Die ersten Tage. Aber es hätte viel schlimmer sein können. Arian war mein Retter. Und ich … ich konnte ihm nicht helfen.
„Luke!“ Er berührt mich.
Anstatt ihn wegzustoßen, schmiege ich meine Wange in seine Hand.
Überrascht sieht Jack mich an. „Was ist nur los mit dir?“
„Ich vermisse dich!“ Das sollte ich nicht sagen.
Jack schluckt.
„Ich vermisse dich unendlich, es tut so weh. Es wäre einfacher, wenn du in Amerika wärst. Dich ständig zu sehen und doch nicht haben zu können …“ Ich spreche nicht weiter, denn das alles weiß Jack längst.
Er hat sich zu mir gedreht, sieht mich forschend an. Mein Blick wandert zu seinen Lippen. Es ist falsch. Aber ich will es so sehr. Wenn er mich festhält, vielleicht könnte er die Albträume dann vertreiben. Er ist ein starker Soldat. Er war mein Anker in Afghanistan. Wenn er nachts neben mir schlafen würde … aber das kann er nicht. Wird er nicht.
Ich will mich abwenden, da beugt Jack sich vor. Seine Lippen legen sich auf meine und das Feuerwerk in meinem Bauch explodiert. Wider besseres Wissen ziehe ich ihn an mich, will ihn nie mehr loslassen. Die letzten Monate habe ich mich so allein gefühlt. So traurig. Er ist wie ein riesiges Pflaster, das die Wunde bedeckt und den Schmerz lindert.
Ich verliere mich in ihm. In seinem Geschmack, seinem Geruch, seiner warmen Haut. Und dann passiert, was mit jedem Pflaster passieren muss. Es wird heruntergerissen. Schmerzhaft, plötzlich. Von niemand anderem als Sofia.