Die Autorin Nicole Zepter (*1976) geht in diesem Buch der Frage nach, wie es geschehen konnte, dass sie beziehungsmäßig das Leben ihrer Mutter wiederholt hat:
Nachdem diese sich 1974 verliebt hatte, wurde sie schwanger und brachte ihre Tochter zur Welt. Doch nach ca. einem Jahr trennte sich das Paar und brach den Kontakt total ab.
Bis zu ihrem 18. Lebensjahr weiß Nicole nichts von ihrem leiblichen Vater, sie hält den Stiefvater dafür. Auf die Frage, warum sie ihren Erzeuger bis dahin verschwiegen habe, antwortet ihr die Mutter nicht. Sie wird für die 18-Jährige, die das Haus verlässt, zu einer Fremden, die sie belogen und in ihren Augen als Mutter versagt hat. 15 Jahre lang haben beide daraufhin keinen Kontakt mehr zueinander.
Im Jahr 2010 verliebt sich die Autorin, wird schwanger und bringt einen Sohn zur Welt. Auch sie trennt sich von ihrem Partner, obwohl sie einst glaubte, mit ihm die Liebe ihres Lebens gefunden zu haben. Beide haben aber noch ein sehr distanziertes Verhältnis zueinander.
Die Erkenntnisse schildert sie in diesem Buch, ebenso wie allgemeine Forschungsergebnisse zum Mutter-Tochter-Verhältnis.
Resümee:
• Doch wie kommt es, dass man dies trotz der festen Absicht, vieles besser machen zu wollen, häufig nicht verhindern kann?
• Wie lernt man eigentlich lieben?
• Wer ist Nicole Zepters Mutter, wer ist ihr Vater?
• Welche Bedeutung haben beide Elternteile allgemein?
• Welchen Anteil haben sie jeweils an der emotionalen Entwicklung
ihres Kindes?
• Hat das Verhältnis, das man als Kind zu seinen Eltern hat,
Einfluss auf die Partnerwahl?
Dies sind nur ein paar Fragen, auf die in dem Buch nach Antworten gesucht wird.
Es folgt dabei einer klaren, logischen Kapitelfolge:
Liebe - Bindung - Trennung - Distanz - Schuld - Nähe.
Dadurch kommt es notgedrungen zu einigen inhaltlichen Wiederholungen, die aber für das Verständnis notwendig sind.
Das soziale Familiengefüge ist das Bezugssystem für die Kinder und prägt deren Leben, ob sie es wollen oder nicht. Sie stehen diesbezüglich quasi in einem - auch emotionalen - Abhängigkeitsverhältnis. Bei Unabhängigkeitsbestrebungen müssen sie erst lernen, die eigenen Bedürfnisse zu erkennen und sich nicht mehr an gelernten Inhalten und internalisierten Vorbildern zu orientieren, um selbstständig individuelle Entscheidungen treffen zu können. Die Abnabelung von dem familiären Bezugssystem ist oft ein harter Weg, den viele aus Unsicherheit und Angst nicht beschreiten.
Fazit: Dies ist mit Sicherheit - vor allem für Töchter - kein leichtes Buch.
Denn obwohl die Autorin ihre eigene Geschichte beschreibt und verarbeitet, wird man als Leserin immer wieder mit Parallelen zur eigenen Entwicklung konfrontiert.