Es gibt zwei wichtige Bücher mit dem Titel „Der Vater“. Das erste schrieb der Theologe und Schriftsteller Jochen Klepper in den 30er Jahren. In dem Buch, in welchem er das Verhältnis von Wilhelm I. zu seinen Sohn Friedrich II., dem alten Fritz, beschreibt, arbeitet Klepper das eigene problematische Verhältnis zu seinem Vater auf. Ein Versuch.
Das zweite Buch „Der Vater“ ist kompromisslos von Wut, Zorn, gar Hass diktiert. Niklas Frank schreibt gegen seinen Vater, den berüchtigten Generalgouverneur des besetzten Polen, den man auch den „Judenschlächter von Krakau“ nannte, und er sucht nirgends eine Erklärung oder eine Entschuldigung für das unmenschliche Verhalten des Hans Frank.
In einer Sprache, die weder schön, noch ästhetisch ist, sondern nur direkt, brutal direkt, gibt er seiner Wut und seiner Verachtung für den Vater in direkter Anrede Ausdruck. Er zitiert ihn und nimmt diese Zitate zum Anlass für seine Anschuldigungen. Außerdem erwähnt er immer wieder quasi als Erleichterung für sich selbst und seinen aufgestauten Zorn, das Knacken des 3. Halswirbels bei der Hinrichtung von Hans Frank am 16. Oktober 1946 in Nürnberg. Dieses Buch ist tatsächlich einmalig. In seinem lesenswerten Vorwort schreibt Ralph Giordano: “Es gibt....kein zweites Beispiel für die Anklage eines Sohnes gegen den eigenen Vater, die sich neben die von Niklas Frank gegen Hans Frank stellen könnte.“
Interessant ist, dass es Leute gab, die das Buch, die Beschimpfung, diesen Zornesausbruch eines Sohnes gegen seinen Vater missbilligten. Aber das müssen wohl ewig gestrige Dummköpfe gewesen sein.
Rezension zu "Der Vater" von Niklas Frank