Niko Fröba

Lebenslauf

Niko Fröba, 1985 geboren, studierte Volkswirtschaft, Politik und Literatur in Freiburg, Berlin und Würzburg. Er arbeitet als Übersetzer und Journalist.

Quelle: Verlag / vlb

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Neue Rezensionen zu Niko Fröba

Cover des Buches Killing Time in a Warm Place (ISBN: 9783887474140)
S

Rezension zu "Killing Time in a Warm Place" von Jose Dalisay

Sanne54
Widerstand und Anpassung

Das Marcos-Regime gehört zur politischen Zeitgeschichte, von der ich nur eine vage Ahnung mitbringe, d.h. ich habe während der Lektüre immer wieder mal gegoogelt. Hier wird aus der Innenansicht, durch die Augen eines jungen Mannes, der Marcos zuerst auf einer politischen Kundgebung als Kind gesehen hat, eine Innenansicht der Marcos-Diktatur gegeben. 

Der Autor schreibt irgendwie passend zu dem Gefühl, das der Titel „Killing time in a warm Place“ vermittelt, sehr lakonisch, dennoch zwischen Zeilen auch immer witzig und V.a. auch sehr klug über das Verhalten der Menschen in solchen repressiven Systemen. Man sollte ihn mehr lesen.

Unter Marcos herrschte 10 Jahre das Kriegsrecht und erst durch den Widerstand der Bevölkerung konnte sein Regime beendet werden. Aber viele Menschen, so erfährt man, versuchen einfach auch nur, die eigene Position zu verbessern, sich durchzuschlagen, zu ertragen, sich ins Private zurückzuziehen, sind Exilanten und sind Mitläufer, während eine kleinere Gruppe sich aktiv in den Widerstand begibt, hier sind es Studentengruppen z.T. mit Nähe zum kommunistischen Gedankengut, v.a. Mao, denen sich der Protagonist anschließt. Die Ideen treffen auf die Realität, in der hohe soziale Ungerechtigkeit herrscht.

Aber auch die Inhaftierung in Lagern mit Langeweile auf der einen Seite, aber auch Angst, Folter, Mord, Bestechlichkeit spielen eine wichtige  Rolle. Das dazu passende Kapitel trägt auch den Namen des Buchs. Am Ende brach das Regime unter Massenprotesten zusammen, ähnlich etwa wie in der DDR, auch wenn der Vergleich natürlich nicht ganz passt.

Spannend sind Prolog und Epilog des Autors, v.a. Den Epilog würde ich fast empfehlen vorab zu lesen, da er die große Aktualität dieses Buches hervorhebt. Und ich finde, man liest es dann mit anderen Augen.

Delisay schreibt sehr gut, wie ich finde, aber sein oft detailreicher Schreibstil läd nicht zum schnellen Lesen ein. Also auch, wenn das Buch nur knapp 190 Seiten hat, sollte man sich Ruhe und Zeit nehmen. Ich fand es auch wirklich erhellend, mir den zeitgeschichtlichen Kontext, in dem das Buch spielt, anzulesen.

Die Kapitel sind sehr lang, sie befassen sich mit ganzen Lebensphasen der Hauptfigur. Das machte es mir, trotz aller Begeisterung, zeitweise etwas schwer, am Ball zu bleiben. Dennoch unbedingte Empfehlung!

Cover des Buches Last call Manila (ISBN: 9783887473990)
S

Rezension zu "Last call Manila" von Jose Dalisay

Sanne54
Facettenreich

Eine philippinische Arbeitsmigrantin kehrt in einem Sarg aus Saudi-Arabien zurück. Ihre Schwester Aurora und Polizist Walter machen sich auf nach Manila und unterwegs lernen wir Leser, was es bedeutet, wenn Menschen zum Geld verdienen ins Ausland gehen müssen und dort nicht nur Erniedrigung und Ausbeutung erfahren müssen. Soledad, die Einsame, so der Name der Toten, erfährt kein Happy End.
Der Erzählstil passt hervorragend zur Geschichte, aber man sollte definitiv nicht mit der Erwartungshaltungen „Krimi“ herangehen. Es ist ein gesellschaftliches Thema, dessen sich der Autor annimmt und das er sehr gewissenhaft und ungeschönt, aber auch sehr gekonnt erzählt.

Ich wünsche dem Buch viele Leser.

Cover des Buches Last call Manila (ISBN: 9783887473990)
B

Rezension zu "Last call Manila" von Jose Dalisay

Buckshaw
Interessanter Einblick in die Philippinen

Ein Sarg kommt auf dem Flughafen in Manila an, darin befindet sich die Leiche eines philippinischen Dienstmädchens, das in Saudi-Arabien unter ungeklärten Umständen umgebracht wurde. Der Zettel auf dem Sarg weist sie als Aurora Cabahug aus. In ihrem Heimatort sollen nun Angehörige ausfindig gemacht werden, um die Tote abzuholen. Dort wird der Polizist Walter stutzig, denn er kennt Aurora und hat sie gerade erst als Sängerin „Rory“ in einem Karaoke-Nachtclub gesehen. Es stellt sich heraus, dass es sich bei der Toten um ihre Schwester Soledad handelt, die unter falschem Namen eine Anstellung in Jeddah vermittelt bekommen hat.    

Eines sei vorweggestellt: Last Call Manila, übersetzt von Niko Fröba, ist primär ein Gesellschaftsroman, kein Kriminalroman. Es gibt zwar eine Leiche, für die sich allerdings niemand wirklich interessiert und einen Polizisten, der aber nicht ermittelt und man erfährt auch nichts über den Täter oder die Tat. Es wäre auch vollkommen unrealistisch, dass ein einfacher Polizist im Ausland den Todesfall einer der zahlreichen overseas filipino workers aufklären kann, die dort praktisch ohne Rechte als Dienstmägde, Pflegerinnen oder Köchinnen arbeiten. Fast 10% der Gesamtbevölkerung der Philippinen arbeiten fern der Heimat, um Geld für ihre Familien zu verdienen. Im Hintergrund sind diese Menschen im Roman immer präsent, doch sie spielen eher am Rande eine Rolle. Von Soledads Zeit, zunächst in Hongkong, später in Saudi-Arabien handeln dann auch nur recht kurze Episoden. Im Fokus der Geschichte stehen die Menschen auf den Philippinen, man bekommt einen Einblick in das alltägliche Leben dort. Während sich Rory und Walter auf eine lange Autofahrt quer durchs Land nach Manila begeben, wird in Rückblenden von ihrem Leben erzählt. Dabei wird ein schonungsloser, aber keineswegs mitleidhaschender Blick auf die Armut, Kriminalität oder unfähige Behörden geworfen. Rory hofft noch auf ein besseres Leben, Walter dagegen nimmt die Dinge schicksalsergeben, wie sie eben kommen. Immer wieder wird auch in kurzen, kräftigen Strichen das ganze Leben von Menschen, die ihnen begegnen skizziert. Allgemein gibt es recht viele Abschweifungen, die Handlung ist eher sparsam. Landschaft und Charaktere werden dabei aber lebendig, farbenfroh und atmosphärisch beschrieben, sodass es interessant ist über sie zu lesen. Letztlich hat sich die Lektüre des recht kurzen Romans durchaus gelohnt, ohne herauszuragen, eine bleibende Nachwirkung wird er aber nicht entfalten.  

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