Cover des Buches Die Detektivin (ISBN: 9783548282930)
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Rezension zu Die Detektivin von Nikola Hahn

Eine informative kriminalistische Erzählung

von Rusty78 vor 10 Jahren

Rezension

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Rusty78vor 10 Jahren
Nicola Hahn entführt uns in das Frankfurt zum Ende des 19. Jahrhunderts, als die Damen noch hübsch, dumm, fruchtbar und still zu sein hatten und die Männer die Klugen waren, die die Entscheidungen trafen.

Wir lernen Victoria Könitz kennen, eine junge, hübsche Frau aus großbürgerlichem Hause. Sie fühlt sich zuhause nicht wohl, denn sie ist klug und belesen, obwohl sie sich ihre Lektüre heimlich aus der Bibliothek ihres Onkels „besorgen“ muss, denn sie interessiert sich für Kriminalistik, die zu dieser Zeit gerade in den Kinderschuhen steckt.
Ihre Familie, allen voran ihre Eltern, können Victoria so nicht akzeptieren. Sie hätten ihre Tochter lieber gut verheiratet, auf jeden Fall sollte sie lieber handarbeiten und musizieren, anstatt sich in Dinge einzumischen, die sie nichts angehen.

Als ein Dienstmädchen ihrer Tante Sophia verschwindet, ist Victoria natürlich mitten im Geschehen und mischt sich in die Ermittlungen ein. Sie ist viel moderner eingestellt, als ihre Umgebung das gerne hätte – und so gerät sie auch mit dem preußischen Kriminalkommissar Biddling aneinander, der sich anfangs nur rudimentär mit dem Verschwinden des Dienstmädchens auseinandersetzen will.
Er ist schließlich hauptsächlich nach Frankfurt gekommen, um den alten Fall des „Stadtwaldwürgers“ neu aufzurollen – dies verschweigt er allerdings in seiner Dienststelle wohlweislich.
Biddling versucht, sich in Frankfurt zurechtzufinden, muss aber feststellen, dass Preußen hier immer noch nicht wirklich gern gesehen sind.
Erst als er in seinem respektlosen Untergebenen Heiner Braun einen Freund und Kollegen findet, kommt er auch mit seinen Ermittlungen weiter – und auch in der Vermisstensache, die dem arroganten aber irgendwie interessanten Fräulein Könitz so am Herzen liegt.

Meinung
Die Autorin weiß wovon sie schreibt: sie ist selbst Kriminalhauptkommissarin und eines ihrer Steckenpferde ist die Geschichte.
Sie beschreibt das damalige Frankfurt, die Äppelwoi-Schänken und die Frankfurter so anschaulich und ihre Charaktere sind so authentisch und unterschiedlich, dass das Buch ein reiner Lesegenuss ist. Man erfährt viel über die Anfänge der Kriminalistik, zum Beispiel über die Fingerabdrucktechnik.
Über jedem Kapitel sind Zitate aus einem alten "criminalistischen" Buch gesetzt, die viel Informationen bieten und einen erst recht in die damalige Zeit versetzen.
Die Spannung bleibt kontinuierlich hoch, und man darf sich auf einige unerwartete Wendungen gefasst machen.

Ein solider, spannender und sehr informativer Kriminalroman, der mir sehr gut gefallen hat!
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