Rezension zu "Mein Chef Gorbatschow" von Nikolai Ryschkow
Das Thema Putsch gegen Gorbatschow und Zerfall der Sowjetunion wird nicht zum ersten Mal beschrieben. Doch diesmal ist der Autor Nikolai Ryschkow, der als Ministerpräsident unter Michail Gorbatschow den Untergang der UdSSR aus nächster Nähe miterlebt hat.
Daher habe ich mir eine Berichterstattung der Ereignisse aus dem Zentrum der Macht erwartet. Doch leider bin ich enttäuscht worden, denn was eine interessante Innensicht auf das Geschehen sein hätte können, wirkt auf mich wie ein Rundumschlag gegen alle, die nicht KPdSU-treu sind.
Ryschkow bleibt schlüssige Beweise für viele seiner Behauptungen schuldig. Manches klingt wie das Psychogramm eines Funktionärs, der sich durch den Lauf der Geschichte gedemütigt und ausrangiert fühlt.
Ja, man kann Gorbatschow und seinen Reformen durchaus kritisch gegenüberstehen. Dabei darf man nicht vergessen, dass auch Ryschkow, obwohl er ein durchaus kritischer Geist ist, ein Teil des Gesamtproblems und seiner Entwicklungsgeschichte ist.
Ryschkow beschreibt die Vorgänge natürlich sehr subjektiv. Nach und nach wird Michail Gorbatschow entzaubert. Noch wissen wir noch nicht alles, was zum Sturz des Staatschefs geführt hat. Aber, vielleicht werden wir es in Zukunft einmal erfahren.
Die literarische Qualität des Buches lässt allerdings ein wenig zu wünschen übrig. Vielleicht liegt das an der Übersetzung. Manche Sätze holpern einfach.
Ich denke, ich werde noch Ignaz Lozos Buch "Der Putsch gegen Gorbatschow und das Ende der Sowjetunion" lesen. Es ist mir von Kennern der Sowjetunion empfohlen worden.
Von Ryschkows Buch habe ich, ehrlich gesagt mehr erwartet. Der Titel "Mein Chef Gorbatschow" suggeriert eine enge Verbindung zwischen den beiden Männern. Die scheint es, zu Beginn der Zusammenarbeit gegeben zu haben, ist aber im Laufe der Jahre verloren gegangen. Daher nur 3 Sterne.