Die Prosa und die Phantasie des Autors haben mich sehr beeindruckt.
Dieses Buch war so schnell und flüssig zu lesen das ich kaum aus dser Hand legen konnte.
Die Protagonisten und ihr Werdegang sind äußerst realistisch lassen die viele Emotionen zu.
Ich werde dieses Buch auf jeden Fall noch einmal lesen, es hat mich sehr beeindruckt
Das ist eine großartige Geschichte die ich gern empfehle
Nikolaus Hansen
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Neue Bücher
Alle Bücher von Nikolaus Hansen
Die S.E.A.-Expedition
Auf Kaperfahrt
Die Freiheit der Meere
Neue Rezensionen zu Nikolaus Hansen
Man kann den Roman als Sozialstudie betrachten – Menschen am Rande der amerikanischen Gesellschaft, genauer am unteren Rande. Ein alter Farmer, der keinen Nachfolger für seine Schaffarm in der Halbwüste Nevadas findet, ein Halbindianer ohne Eltern, der erst auf der Farm arbeitet und später in Arizona versucht, Profiboxer zu werden. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Perspektive dieser beiden Personen erzählt.
Der Roman lebt davon, dass der Leser den Hauptpersonen bei ihren Bemühungen zusieht, ihre Ziele zu erreichen. Angenehm ist, dass nicht die Klischees bedient werden, die der Mittelschichtsleser mit der Unterschicht verbindet: Drogen, Alkohol, Kriminalität, Aggressivität, raues, asoziales Verhalten. Alle Figuren sind sanfte, solidarische, friedfertige, arbeitsame Charaktere. Sie befinden sich meist in einer melancholischen Grundstimmung. Sie sind einsame Menschen, die hoffen, einfach irgendwie in der Gesellschaft, in denen es den meisten viel besser geht als ihnen, zu überleben. Menschen, auf die sie sich verlassen können, haben sie nicht. Einen Sozialstaat, der sie notfalls auffängt, gibt es nicht.
Es gibt keine dramatischen Ereignisse, keine durch und durch bösartigen Antagonisten, die bekämpft werden müssen. Es ist ein ruhiger Roman, der Bilder schafft, die im Gedächtnis bleiben.
Rezension zu "Nacht wird es immer" von Willy Vlautin
In dem Roman lernen wir durch Lynette die Lebenssituation der amerikanischen Unterschicht kennen, genauer das Leben ohne Sozialstaat: minimale Löhne, minimale Krankenversicherung, keine Sozialwohnungen, Vertreibung durch Gentrifizierung, keine Altersversorgung, keine Kreditwürdigkeit, keine Unterstützung bei der Pflege von Behinderten. Wir begleiten Lynnette bei ihrem Kampf, das Geld für den Kauf ihrer Mietwohnung zusammenzutragen. Dabei ergreift sie auch Maßnahmen jenseits der Legalität, wodurch sie in recht gefährliche Situationen gerät: bei Geschäften mit Berufskriminellen hat man nicht mehr den Rechtsstaat im Rücken, der für die Einhaltung von Verträgen sorgt. Die Gefahr sorgt für Spannung – schafft sie es als unerfahrene Neueinsteigerin in der kriminellen Szene, ihre Ziele zu erreichen?
Lynettes Leben besteht fast nur aus Katastrophen: Missbrauch durch den Stiefvater, Weglaufen von zu Hause mit 16, Prostitution, Drogen, Abtreibung, Psychiatrie, hasserfüllte Mutter, Pflege des schwerbehinderten Bruders. Vielleicht ein bisschen zu viel auf einmal.
Die Geschichte ist ausschließlich aus ihrer Perspektive erzählt, aber es werden nie ihre Gedanken und Gefühle direkt beschrieben, sondern nur ihre Handlungen und Worte. Wir lernen ihre Gedanken und Gefühle nur dann kennen, wenn sie sie in einem Gespräch mitteilt. Das tut sie dann gelegentlich in extrem langen Monologen, die etwas unglaubwürdig wirken. Würde die sonst eher wortkarge und bildungsferne Lynette plötzlich solche ausgefeilten Monologe halten können, würde der Gesprächspartner so lange schweigend zuhören? Manchmal spricht sie mit anderen Personen über die gemeinsame Vergangenheit in einer Ausführlichkeit, die unrealistisch ist – da beide die Vergangenheit kennen, würden ja ein paar Stichworte genügen. Es erscheint inszeniert für den Leser.
In aktionsreichen Szenen wird nur die äußere Handlung beschrieben, keine Intentionen, Hoffnungen und Befürchtungen – dadurch klingt der Roman manchmal wie ein Polizeibericht. Der Leser ist dadurch nicht nah bei Lynette, sondern rätselt: was macht sie denn jetzt schon wieder?
Die Handlung erscheint mir in mancher Hinsicht nicht ganz plausibel: der Einstieg in die Kriminalität erscheint mir zu leicht, zu wenig begründet. Würde nicht jeder zweimal überlegen, bevor er oder sie den Rest des Lebens mit dem Risiko einer Haftstrafe verbringt? Ist der Kauf einer Wohnung ein ausreichendes Motiv für kriminelle Handlungen (Diebstahl, Drogenhandel)? Ist das Leben mit der Mutter, mit der sie sich nicht versteht, ein ausreichendes Motiv? Ist es nicht ein bisschen klischeehaft, Unterschicht mit Kriminalität zu assoziieren? Andererseits ist in der Tat schwer zu erkennen, wie sie legal aus ihrer Armut herauskommen könnte.
Trotzdem fühlt man mit Lynette mit, und hofft, dass sie ihre Ziele erreicht. Sie hat unsere Sympathie, weil sie für ein besseres Leben für sich, ihren behinderten Bruder und ihre Mutter kämpft. Am Schluss kommt alles anders als erwartet, und Lynette muss ihr Leben umorganisieren.
Der Roman ist in einer angenehm einfachen, schnörkellosen Sprache geschrieben. Er erlaubt einen Einblick in ein Milieu, das den meisten Lesern fremd sein dürfte. Der Autor ist in dem Milieu offenbar selbst aufgewachsen und besingt es auch in den Texten seiner ‚Alternative Country‘-Band ‚Richmond Fontaine‘.