Kann man die Geschichte Deutschland als gesamte begreifen? Als ein Konstrukt, in dem eines zum anderen führt und schließlich in dem mündet, was das Land heute ist? Für andere Staaten wie Frankreich etwa, kann man diese Frage leicht beantworten, weil sie eine lange Geschichte als Königreich oder Nationalstaat haben. Aber Deutschland? Der Flickenteppich? Dessen Literatur über Jahrhunderte nicht einmal eine gemeinsame Sprache hatte? Schwierig.
Das Buch des SPIEGEL-Verlags soll dieser Frage nachspüren und verspricht die Antwort darauf: Wie wir eine Nation wurden. Aha, denkt man. Also hat das Rätsel jemand gelöst, der sich auskennt und kann klar nachzeichnen, wie das passiert ist, dass die Deutschen eine Nation wurden. Leider nicht, bemerkt man beim Lesen. Was gut klingt und gut gemeint ist, ist am Ende leider reichlich oberflächlich und in weiten Strecken langweilig und ohne Erkenntnisgewinn zu lesen. Dabei bemühen sich die Herausgeber durchaus um Vollständigkeit. Jeder Fürst, Kaiser und König, der etwas zu sagen hatte in der Geschichte des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nationen, bekommt sein Kapitel.
Unglücklicherweise lesen sich die Beitrage wie aus einem Lexikon abgeschrieben und ein bisschen ausgeschmückt. Zwar gibt es Anekdoten und Aufschlussreiches bezüglich des Leitthemas, aber oft hinterlässt einen ein Beitrag ratlos. Es wird wenig eingeordnet, hinterfragt, analysiert, bewiesen. Man darf zwar nicht vergessen, dass es sich um eine journalistische Arbeit handelt, nicht um das Werk von Wissenschaftlern. Doch man hätte sich gewünscht, dass die Autoren mehr Experten zu Rate ziehen, um von der Oberfläche zum eigentlichen Kern zu kommen.
So bleibt der Geschmack eines Buches zurück, das besser ein Heft geblieben wäre und das nur wenige Highlights aufweist. Es gibt zu dem Thema sicher Besseres.