Nima T. Decker

dieser Roman hat mich sehr beeindruckt. Mobbing in der Schule, der tragische Tod eines Freundes und große Probleme zu hause enden in einer großen Katastrophe. Der Aufbau des Romans ist einfach großartig, die Charaktere sind toll und plausibel dargestellt, die Entwicklung ist erschreckend aber nachvollziehbar. unbedingte Leseempfehlung!

Tommy und Ben sind beste Freunde. Sie gehen in dieselbe Klasse und haben dort auch dieselben Feinde. Dem ständigen Mobbing ausgesetzt, kommt Tommy nicht mal zu Hause zur Ruhe. Sein Vater schlägt und missbraucht seine Mutter, oft direkt vor Tommys Augen. Er kann diesen Anblick nicht mehr ertragen und es bricht ihm das Herz, seine Mutter so leiden zu sehen. Daher flüchtet er so oft er kann zu Bens Familie, um wenigstens ein bisschen abschalten zu können. Doch als Ben einen tragischen Unfall hat, brennen bei Tommy die Sicherungen durch. Er weiß genau, wer das alles zu verantworten hat und kennt nur einen Ausweg: Rache!

Uff! Diese Story hat gesessen und mich völlig umgehauen. Ich glaube, ich habe schon lange nicht mehr so ein emotionales Buch gelesen - und dabei jede Menge Tränen verdrückt. Gerade was das Thema Mobbing betrifft, bin ich sowieso sensibel, da ich es am eigenen Leib erfahren musste. Völlig hilflos habe ich mitverfolgt, welchen Torturen Tommy und Ben ausgesetzt waren. Das hat mich zutiefst berührt, wütend und traurig gemacht. Ich hatte so viel Empathie für Tommy, dass ich - so erschreckend es auch klingt - total nachvollziehen konnte, warum er getan hat, was er getan hat.

Damit hatte ich wohl einiges mit der Psychologin Lea gemeinsam, die eine unglaublich sympathische und einfühlsame Protagonistin ist. Sie wird von der Polizei hinzugezogen, um ein psychologisches Gutachten über Tommy zu erstellen. Ohne auch nur zu wissen, was Tommy vorgeworfen wird, versucht sie zunächst, sein Vertrauen zu gewinnen und ihm einfach nur zuzuhören. Und genau das ist es, was Tommy braucht und was die Verbindung der beiden so einzigartig macht. Je mehr Details ans Licht kommen, desto mehr kommt der Mensch Lea aus ihr heraus und die Psychologin in ihr tritt immer mehr in den Hintergrund.

Der Autor hat mich mit seinem fesselnden Schreibstil gepackt und sprachlos zurückgelassen. Er erzählt die Geschichte so unfassbar real und glaubwürdig, dass ich das Gefühl hatte, dass er nur zu mir allein spricht. Ich dachte wirklich, dass ich Lea bin und es gerade nichts anderes auf der Welt gibt als dieses kleine Verhörzimmer. Diese bedrückende Atmosphäre hat mich voll erreicht und nicht mehr losgelassen.

Fazit: Ein erschreckend realitätsnaher Thriller, der mich in Atem gehalten und zutiefst berührt hat. Decker hat sich mit dieser Geschichte in mein Thriller-Herz geschrieben und mich restlos begeistert. Ich hoffe sehr, in Zukunft noch mehr von ihm zu lesen und kann euch dieses emotionale Buch nur ans Herz legen.

Als die junge Kriminalpsychologin Lea auf dem Polizeirevier eintrifft, wartet ein ungewöhnlicher Fall auf sie. Vor ihr sitzt ein schweigsamer, unscheinbarer Junge namens Tommy, und niemand will ihr verraten, warum er festgenommen wurde. Die Situation ist angespannt, denn Tommy verweigert jegliche Zusammenarbeit.

Nach anfänglichem Widerstand gelingt es Lea schließlich, zu Tommy durchzudringen. Langsam beginnt er, seine Geschichte zu erzählen – eine Geschichte, die Lea tief erschüttert und an ihrem Verständnis von Schuld und Gerechtigkeit zweifeln lässt.

Tommy berichtet von Mobbing in der Schule, von dem er und sein bester Freund betroffen waren. Noch schwerwiegender sind die Erlebnisse zu Hause: Häusliche Gewalt, die er und seine Mutter durch den gewalttätigen Vater ertragen mussten. Die Ereignisse spitzen sich dramatisch zu, als sein Freund Tom nach einem Vorfall vom Dach stürzt und ins Koma fällt – Mitschüler hatten auch hier ihre Hände im Spiel. Doch erst zum Ende der Geschichte offenbart sich die ganze Wahrheit hinter den Geschehnissen.

Mein Fazit:
Dieses Buch hat mich tief bewegt und zum Nachdenken gebracht. Die Erzählung aus Tommys Perspektive macht die Schwere der Erlebnisse greifbar. Besonders eindrucksvoll ist die realistische Darstellung des Übergangs vom Opfer zum Täter – ein schockierender und tragischer Prozess. Die Frage, warum niemand einschritt, um das Mobbing oder die Gewalt zu stoppen, bleibt bedrückend. Mit einem anonymen Anruf beim Jugendamt hätte man möglicherweise Schlimmeres verhindern können.

Das Buch zeigt eindrücklich, wie wichtig es ist, nicht wegzusehen. Es weckte in mir Mitleid mit Tommy, denn hätte ihm rechtzeitig jemand geholfen, wäre die Situation wohl nicht so tragisch eskaliert.